Mit der Veröffentlichung der Aero Commander 500S Shrike sorgte Carenado für Glücksgefühle – der zweimotorige Hochdecker wurde bis dato von vielen virtuellen Piloten schmerzlich vermisst. Grund genug für uns, das Add-On einmal ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Im Test schlägt sich die Maschine ausgezeichnet, sie glänzt mit einem äußerst detaillierten Modell, plausiblen Flugdynamiken und einem hochwertigen Soundset. Warum dieses Carenado-Flugzeug richtig Laune macht: Jetzt hier im flusinews.de Add-On Check.

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Fakten vorab

Exakt 37,95 US-Dollar kostet die Aero Commander 500S Shrike von Carenado, kompatibel ist der Flieger zum FSX, Prepar3D v2/3 oder der FSX-Steam Edition (FSX:SE). Nach der Installation, für die eine aktive Internetverbindung benötigt wird, landet das ungefähr 1 GB große Add-On auf der heimischen Festplatte, und das inklusive mehreren PDF-Dokumenten wie beispielsweise einer Performance Tabelle oder einem Autopiloten-Manual. Auf ein komplettes Handbuch muss Carenado-typisch verzichtet werden. Besitzer des Flight1 GTN 750 oder des Reality XP GNS530 können diese GPS-Geräte mit einem Klick auf eine separate Anwendung ins virtuelle Cockpit der Maschine einbauen – das Reality XP ist allerdings nur mit dem FSX kompatibel.

Das Flugzeug

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Wer die Add-Ons von Carenado kennt, der geht bereits mit einer gewissen Erwartungshandlung an diese heran – und erwartet wird nichts Geringeres als Eye-Candy auf ganz hohem Niveau.

Und so glänzt dann auch die Aero Commander 500S Shrike in Sachen Detailverliebtheit hell auf – die 3D-Designer haben sich zweifellos wieder einmal verausgabt und ein grandioses Modell abgeliefert. Das Fahrwerk mit Kabeln und Scharnieren und Teile des Motors, welche durch die Cowling betrachtet werden können, wurden akkurat nachgebildet, sehr gelungen ist auch die Animation des Fahrwerks, das für eine GA-Maschine doch reichlich speziell ein- und ausgeklappt wird. Hervorzuheben sind auch insbesondere die Propeller, welche – sofern die Motoren laufen – von der Seite volumetrisch erscheinen und auch von vorne eine wahre Augenweide sind. Carenado hat übrigens auch extra 3D-Lichter erstellt und in der Parkposition können Absperrkegel und Pitot-Abdeckungen eingeblendet werden. So beleuchten spezielle Landelichter die Runway, auf den hässlichen FSX-Default Effekt wird zum Glück verzichtet.

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Nicht weniger überzeugend sind die HD-Texturen, besonders weil neben zahlreiche Spuren von Schmutz eingearbeitet worden sind. An den Motorabdeckungen hinter den Propellern finden sich Rückstände von Erde, der Bereich rund um die Abgasrohren herum ist reichlich schwarz – ob da wohl Dieselmotoren von VW verbaut sind?

Richtig Freude macht auch das Cockpit, denn bei der Aero Commander handelt es sich nicht um einen Blitzeblank-Jet, sondern um ein richtig schön abgenutztes Arbeitsflugzeug. Dementsprechend ist es nur konsequent, dass der Lack von Instrumentenbrett und Yoke bereits abbröckelt und sich am Teppichboden im Cockpit fiese Schmutzspuren bemerkbar machen – hier sollte dringend mal wieder sauber gemacht werden! Selbstverständlich wurden alle Instrumente dreidimensional nachgebildet, alle Schalter sind klickbar und animiert. Lediglich die Kabinenbeleuchtung ist verbesserungswürdig da viel zu hell – zum Glück gibt es hierfür aber einen User-Fix. Die Instrumentenbrettbeleuchtung hingegen wirkt authentisch.

Wie es sich für eine zeitgemäße Flugzeug-Umsetzung gehört, ist auch die Kabine mit dabei. Besonders die schönen Ledersitze und die Holzvertäfelung schinden Eindruck, allerdings erscheint die Kabine im Vergleich zum Cockpit etwas zu gut in Schuss – aber womöglich passt das ja auch, denn die Passagiere sitzen bekanntermaßen nicht gerne in einem heruntergekommenen Saustall.

Systeme und Flugdynamiken

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Als alte Rumpelkiste besitzt die Aero Commander 500S Shrike selbstverständlich keine sonderlich komplexen Systeme. Der Großteil im Cockpit ist analog, bis auf das GPS-Gerät. Dieses bietet keine besonderen Features, aber wie bereits erwähnt lassen sich externe Gauges einbauen. Die Standardprozeduren funktionieren soweit ohne Probleme. Trotz der Einfachheit der Maschine gibt es dennoch einige Dinge die erwähnenswert sind. Darunter ist zweifelsohne der ziemlich einfach gestrickte Autopilot. Höhe, Kurs und Steigwinkel kann der halten, mehr aber auch nicht. Dafür klappt das einwandfrei, die von manchen Nutzern berichteten Probleme traten im Test nicht auf. Außerdem wurde die Gear-Lock Funktion umgesetzt – nach dem ersten Takeoff ließ sich das Fahrwerk nicht einfahren, bis der kleine Switch neben dem Fahrwerkshebel gefunden wurde. Dass Carenado eine solche Funktion umsetzt, hat dann doch etwas verwundert – sehr schön.

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Die Flugdynamiken gestalten sich sehr angenehm, die Maschine reagiert relativ fix, ist aber auch nicht überempfindlich. Beim Abheben wirkt sie anfangs etwas instabil, später liegt die Aero Commander 500S Shrike aber angenehm in der Luft. Wie realistisch das Flugverhalten ist, kann mangels realer Erfahrung natürlich nicht beurteilt werden, es passt aber. Toll sind auch die Vibrationen beim Anlassen der Motoren sowie beim Takeoff und der Landung – das sorgt für ein schönes Feeling und war bei früheren Carenado-Fliegern noch nicht mit dabei.

Sound und Performance

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Bei Carenado gibt’s auch was auf die Ohren: Mitgeliefert wird nämlich ein hochqualitatives Soundset. Und dieses klingt insbesondere mit hochwertigen Studiokopfhörern wirklich klasse – nicht nur die Stereo-Effekte kommen schön zur Geltung, überhaupt klingt die Maschine so, wie man es von einer zweimotorigen Piston erwartet. Dem Vergleich mit Videos aus dem realen Flugzeug hält die Geräuschkulisse ebenfalls stand. Außerdem wurden – mittlerweile ein übliches Feature – Klicksounds implementiert. Etwas störend ist allerdings ein komisches, sich immer wiederholendes Geräusch im Leerlauf, dieses soll laut Carenado aber korrekt sein und bei der realen Maschine auch auftreten…

Zur Performance her muss eigentlich nicht viel gesagt werden: Selbstverständlich müssen bei vielen Details und HD-Texturen ein paar Abstiche hingenommen werden, insgesamt macht das Add-On aber selbst auf meinem betagten System eine gute Figur. Darüber hinaus wird ein solches Flugzeug in der Regel eher in etwas dünner besiedelten Gegenden eingesetzt und nicht mitten in der Großstadt auf einem Mega Airport.

Das Fazit

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Mit der Aero Commander 500S Shrike ist Carenado mal wieder ein richtiger Wurf gelungen. Nach zahlreichen (teilweise etwas sterilen) Maschinen mit digitalen Glascockpits gibt es endlich wieder mal eine ikonische, analoge Doppelmühle – das hat Stil! Das Flugzeug ist durch und durch gut umgesetzt, kurze Trips in dem herrlich abgeranzten Cockpit machen wirklich Spaß. So kann das Add-On allen virtuellen Piloten empfohlen werden, die gerne in Uhrenläden unterwegs sind. Bleibt zu hoffen, dass von Carenado in Zukunft weitere Flieger dieses Kalibers kommen und nicht nur moderne Jets gebaut werden.

Entwickler:Carenado
Lizenz:Payware
Getestete Version:1.2
Preis:$37,95 US-Dollar
Erscheinungsjahr:2016
FS-Version(en):FSX, FSX:SE, Prepar3D v2.5 oder 3.x
Produktseite:Carenado Shop

Pro

  • ausgezeichnetes Modell
  • virtuelles Cockpit wirkt schön abgenutzt
  • geniales Stereo-Soundset
  • angenehme und authentische Flugdynamiken

Contra

  • Kabinenbeleuchtung viel zu hell
  • komisches Geräusch im Leerlauf

Auszeichnungen

-keine

Frank Kuhn für flusinews.de

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Testsystem

Computer-Art: Desktop-PC

Hersteller, Produktbezeichnung: HP, Pavillion Slimline
Betriebssystem: Windows Vista Home Premium 64 Bit, Direct X9/X10
verwendete Flusi Version: FSX Gold

Prozessor: Core 2 Duo E7400 2x 2.80GHz
Arbeitsspeicher: 8GB
Grafik: NVidia GeForce GT 220
Festplatte: 640GB SATA 3,0 GB/Sekunde

Weitere HD-Bilder

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Autor

Hallo, ich bin Frank und schreibe seit 2011 für flusinews.de. Damals war unsere Website ein kleines Hobbyprojekt, heute eine wichtige Stimme in der Flugsimulator-Szene – auch wenn wir immer noch in unserer Freizeit schreiben. Auf flusinews.de kümmere ich mich um alles, was irgendwie mit Inhalten zu tun hat. Am liebsten schreibe ich ausführliche Hintergrundberichte über Themen, welche die Szene bewegen.

Bisher 11 Kommentare

  1. Wieder mal ein herrlicher Add-On Check von dir, vielen Dank dafür, Frank!

    Die Maschine hatte ich sehr lange Zeit in meinem Besitz, damals als Freeware für den FS2004. Gerade das Fliegen im virtuellen Cockpit hat mir wegen der guten Aussicht immer sehr viel Spaß bereitet und für unzählige Flugstunden gesorgt.

    Aber der Flieger, so wie du es beschreibst, scheint wirklich auf der Höhe der Zeit angekommen zu sein. Ausserdem entspricht der Flieger genau meinem Gechmack, auch weil er Gebrauchsspuren hat, ich mag die sterilen Flugzeuge nicht so besonderes. Schön zu erfahren war, dass es tatsächlich analoge Instrumente sind, die mir meine Höhe, Geschwindikeit und Fluglage etc. anzeigen, bin nun mal kein Fan vom „Digitalen Instrumentenbrett“ bei GA-Fliegern.

    Die Vibrationen sind allerdings nicht ganz neu, die hat auch schon die Robin DR-400 von Spezific-3d-Design eingebaut, da ticken selbst die Anzeigenadeln der Anzeigen hin und her, natürlich abhängig vom Untergrund und der RPM. Aber sehr schön, dass du alles das so gut beschreibst 🙂

    Jedenfalls könnte der Flieger beim nächsten Einkauf auf meiner Festplatte landen!

    • Moin Christian,
      erst einmal Danke für das Feedback. 😉

      Dass die Vibrationen kein neues Feature in der Flugsimulation sind, ist mir durchaus bewusst – allerdings ist die Aero Commander das erste Carenado-Flugzeug, bei dem mir was aufgefallen ist. 🙂

  2. Werner Mackenbrock Antworten

    Die von Dir und von Christian genannten richtig guten Details der Darstellung kann ich natürlich überzeugt bestätigen. Dennoch habe ich auch nach Eingewöhnung zu der zumindestens nicht üblichen AP-Bestückung den Flieger von der Platte genommen. Ich hatte zu oft und zu sehr Probleme, die Instrumente abzulesen.

    • Aber du kannst doch rein zoomen, um die Instrumente besser ablesen zu können, also zumindest im virtuellen Cockpit.
      Ich benutze dazu einen Headtracker. mit Hilfe dessen man sich im Cockpit frei bewegen kann.
      Wäre das eine Option für dich? Wenn ja, schau mal im Netz unter „FaceTrackNoIR“ nach, das ist ein kostenloser Headtracker 🙂

      Der original HeadTracker ist und bleibt aber TrackIR von NaturalPoint. Ist aber auch nicht ganz so preiswert, wie kostenlose Version FaceTrackNoIR 😉

    • Werner Mackenbrock Antworten

      Danke Christian. Diese Optionen habe ich schon früher bei anderen Panels mit ähnlichen Problemen näher angesehen. Die ran-und-weg-zoomerei ist mir zu realitätsfern und zu lästig und vom Headtracker wurde mir von Forumskollegen abgeraten.

    • Werner Mackenbrock Antworten

      @ Frank:
      Auflösung ist 1920×1080 und texture max load= 2048. Die Helligkeit habe ich mal im Zusammenhang mit einer anderen Aktion verändert und war mit dem Standard am besten zufrieden; die Farben habe ich über den Weiß-Abgleich justiert, das paßt schon.

    • Kann mich da Frank nur anschließen, das schaut gut aus. Darf ich fragen, in welcher Sicht du fliegst, virtuelles Cockpit oder 2-D Cockpit?

    • Au Backe, kannste mal sehen wie stark man daneben liegen kann 🙂

      Aber dann hätte Werner es doch ganz einfach – in dem er die Zoom-Funktionen auf seine Joysticktasten belegt. So habe ich es bei mir gemacht, um in der Aussensicht bzw. Towersicht rein und raus zu zoomen. Im Cockpit bewege ich mich ausschließlich per HeadTracker, da kann mann sogar bis unters Panelbrett „kriechen“. Möchte den Tracker nicht mehr missen, wenn man einmal angefixt ist, möchte man gar nicht mehr anderes fliegen.

      Es sei denn, man hat 3-Monitor-Betrieb, was wohl auch ein ganz gutes Feelig rüberbringt 🙂

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