„Militärische Flugsimulation? Ein No-Go!“, das sagen zumindest viele Flusianer, die ausschließlich zivil unterwegs sind und friedlich digitale Passagiere in den virtuellen Urlaub befördern. Doch was steckt hinter der Militärischen Flugsimulation? Was macht den Reiz aus? Um auch dem zivilen Teil der Community einen Einblick zu geben, stelle ich jetzt den Flugsimulator DCS vor. Außerdem gibt es für alle Fans des Digital Combat Simulators und die, die es noch werden wollen, etwas zu gewinnen. Was, das erfahrt ihr beim Lesen dieses Artikels.
Was ist DCS?
DCS ist die Abkürzung für „Digital Combat Simulator“, einen von der russischen Firma Eagle Dynamics, welche auch schon die berühmte Simulation Lock-On erstellten, entwickelten Simulator für den Heimgebrauch. Bei diesem Stück Software handelt es sich um eine sehr detaillierte Nachbildung von diversen, militärischen Fluggeräten. Hierbei sind nicht nur die Modelle, sondern
auch die Systeme realitätsnah umgesetzt worden. Bevor die A10C für DCS umgesetzt wurde, haben die Designer von Eagle Dynamics einen A10-Cockpittrainer für die US Airforce entworfen. Daraus entstand dann auch die Variante für den Heim-PC.
DCS ist als Core-Based-Modul ausgelegt, darunter muss man folgendes verstehen: Das Standardprogramm, welches die Spielewelt (Map), den Missionseditor, welcher über viele verschiedene Funktionen verfügt, sowie die AI-Flugzeuge, welche vom System, nicht aber vom Benutzer gesteuert werden können, beinhaltet. Des Weiteren ist noch eine weniger detaillierte Umsetzung des russischen Angrifflugzeugs Su-25 „Frogfoot“, welche über ein nicht klickbares, virtuelles Cockpit verfügt und nur über Tastenkombinationen steuerbar ist.
Die anderen Flugzeuge können als Module dazugekauft werden. Derzeit sind folgende Module käuflich erwerbbar: K50 „BlackShark“, ein russischer Kampfhubschrauber, die A10C „Warthog“, ein US-amerikanisches Flugzeug für die Luftnahuntersützung von Bodentruppen (Close Air Support, CAS) und die P51D „Mustang“, ein Kampfflugzeug aus dem zweiten Weltkrieg.
Weiter geht es mit „DCS Combined Arms“. Hier handelt es sich nicht um ein Fluggerät, sondern um ein Modul, welches das Online-Spielerlebnis erheblich verbessert. So kann ein Spieler als JTAC (Joint Terminal Attack Controller) fungieren und den anderen Mitspielern Ziele zuweisen sowie diese mit Infrarot, Laser oder Rauch markieren. Es besteht auch die Möglichkeit, selbst Bodenfahrzeuge wie Panzer oder Luftabwehr-Geschütze aus der First-Person-Sicht zu steuern oder Einheiten über eine Karte zu koordinieren.
Das aktuellste Modul ist Lock-On Flaming Cliffs 3, die DCS World kompatible Version von der bekannten und vor allem sehr beliebten Combat-Flugsimulation „Lock-On: Flaming Cliffs“. Es muss eine vorherige Version installiert sein, um FC3 nutzen zu können. Die F15C hat ein neues, detailliertes Cockpit verpasst bekommen, die anderen Flugzeuge hat man mittels neuen Texturen etwas aufgepeppt.
Die FC3-Kampfjets sind von den Systemen her mit der kostenfreien SU-25 vergleichbar. Die Module von Eagle Dynamics kosten je 40 US-Dollar, nur Combined Arms schlägt lediglich mit 30 USD zu Buche.
Mittlerweile entwickeln aber auch andere, externe Designerschmieden Add-Ons für den Digital Combat Simulator, darunter sind Razbam, Coretex Designs, Belsimtek, VEAO, Iris und auch noch andere, sodass in den nächsten Jahren sehr viele DCS-Module auf den Markt kommen werden.
Die Systeme
Ich möchte mich hier nur zum Modul „A10c Warthog“ äußern, da ich die anderen schlichtweg nicht besitze.
Das Handbuch zur A10c umfasst ca. 700 Seiten, und wer dieses nicht liest, der sollte, ja muss, sich Tutorialvideos auf Youtube zu Gemüte führen, denn sonst besteht keine Chance, die sehr komplexen Waffensysteme zu verstehen.
Vor dem Abheben müssen Systemchecks durchgeführt, das INS (Inertial Navigation System, Trägheitsnavigationssystem) aligned und die Waffensysteme hochgefahren werden. So brauchen Zielbehälter und die Maverick-Raketen 3 Minuten, bis sie eingesetzt werden können.
Doch nicht nur die sehr detaillierten Systeme machen dein Reiz aus, auch die besonderen Flugdynamiken, welche die des FSX definitiv übertreffen und das DCS-Feeling bestens abrunden. Schon das Rollen auf den Taxiways ist eine Herausforderung für sich. Auch das Aktivieren des Nosewheelsteering sollte man nicht vergessen, da sich die Warthog dann zum Beispiel mit halber Tragfläche auf dem Vorfeld wiederfindet, weil man einen Shelter oder andere Flugzeuge gerammt hat. Wenn man dann zusammen mit seinem Wingman (auch Flügelmann), ein zweiter Kampfjet, welcher dem eigenen in Formation folgt (man fliegt immer mindestens in 2-Mann-Formation), von der Runway abheben will, wird es ein weiteres Mal schwierig, denn man muss den eigenen Fighternatürlich auch gerade halten. Im FSX kein Problem, in DCS wird der Pilot stark gefordert, und das bereits, bevor man überhaupt gestartet ist.
Aber auch in der Luft wird es nicht einfacher, die A10c verfügt nämlich nur über einen sehr einfachen Autopiloten, welcher lediglich Heading und die aktuelle Höhe halten kann. Deshalb ist Handarbeit angesagt , und zwar während man sich schon auf den Kampfeinsatz vorbereitet und eventuell schon nach Zielen Ausschau hält. Wenn man dann noch in Formationunterwegs ist, wird schnell klar: DCS ist kein Pappenstiel, sondern wirklich anspruchsvoll. Hier zählt nicht nur die Kenntnis der Systeme, sondern auch die des Flugzeuges selbst, wie es fliegt, wie es auf Steuereingaben reagiert und was man alles damit machen kann. Während sich der zivile Simmer in seinem Airliner nun zurücklehnen und um den Funk kümmern sowie die Systeme überwachen kann, der Autopilot erledigt schließlich das eigentliche Fliegen, ist der virtuelle Kampfpilot vollends gefordert.
Deshalb werden die komplizierteren Einstellung wie die Einstellung der Waffenprofile schon am Boden vorgenommen, und nicht erst während dem „Running In“, dem Eindringen in das Gefechtsgebiet.
Die Beherrschung der Systeme, die des Flugzeuges und die Bekämpfung von Zielen sowie die Kommunikation mit anderen Einheiten (falls man im Multiplayer-Modus unterwegs ist), machen den Reiz aus. Ich wage zu behaupten, dass die Kombination dafür sorgt, dass DCS definitiv zu den anspruchsvollsten Flugsimulatoren überhaupt gehört und den FSX locker hinter sich lässt.
Das Schadensmodell
Die Frage nach feindlicher Luftabwehr ist immer eine heikle Sache, zwar werden radargelenkte Abwehrsysteme von den Selbstschutzsystemen erkannt, aber wärmegelenkte Boden-Luft-Raketen (Surface Air Missiles, SAMs) erkennt man erst, wenn sie auch wirklich auf das eigene oder andere Flugzeuge abgefeuert worden sind. Hier hilft nur eins: Flares ausstoßen, Ausweichmanöver fliegen und hoffen, dass es kein Treffer wird.
Doch ein Treffer bedeutet auf keinen Fall den sofortigen Absturz. Die Entwickler haben nämlich ein detailliertes Schadensmodell für die Warthog entworfen. Je nachdem, wo man von was getroffen wird, fallen die entsprechenden Systeme oder Steuerelemente aus.
Die A10c ist außerdem sehr widerstandsfähig. Sie fliegt sich auch mit einem halben Elevator oder fehlenden Flügelspitzen noch ausgesprochen gut zurück zur Basis. Wenn das Fahrwerk durch Beschuss beschädigt worden ist, kommt man dennoch problemlos und sicher runter. Einfach die Außenlast abwerfen und zu einer buchstäblichen Bauchlandung ansetzen.
Wenn man zum Beispiel von Flugabwehrgeschützen getroffen wird, können die MFDs im Cockpit, was beim Ausfall beider einer Katastrophe ähnelt, da man dann weder die Waffensysteme noch die Moving Map benutzen kann, oder sogar die CDU ausfallen, dann ist quasi das ganzeNavigationssystem futsch.
Sehr ärgerlich ist auch der Ausfall der Bordkanone, denn die 1150 Schuss Munition, mit denen man mehrere dutzend leicht und mittel gepanzerte Truppentransporter außer Gefecht setzen kann, können dann nicht mehr eingesetzt werden. Dann müssen entweder der Wingman oder andere Flugzeuge diese Aufgabe übernehmen.
Zusammenfassung
Die anderen DCS-Module besitze ich, wie schon etwas weiter oben erwähnt, nicht, doch ich hoffe, euch einen Eindruck von DCS vermittelt zu haben, und dass es sich eben nicht nur um das simple Zerstören von feindlichen Truppen handelt, sondern um eine weitaus größere Herausforderung, welche man im zivilen Flugsimulator so sicher nicht erleben kann. Dazu kommt noch der Faktor Technik, welcher Flugzeugliebhaber generell fasziniert. Die Systeme eines modernen Airliners sind schon sehr beeindruckend, aber was mit einem Militärflugzeug möglich ist, übertrifft dies dann doch.
Natürlich hat der zivile Flusi auch seinen Reiz, auch ich bin gerne mit meinem GA-Maschinen unterwegs, doch es kann kaum falsch sein, über seinen eigenen Schatten zu springen und sich die militärische Flugsimulation mal näher anzuschauen und die virtuellen Piloten dieses Genres als Gleichgesinnte zu betrachten, auch wenn natürlich – und das darf man auch nicht kleinreden – das Töten simuliert wird. Aber wie schon gesagt, wir sind keine Ego-Shooter-Spieler, denen es nur um die „kills“ geht. Man merkt schnell, dass Munition gespart werden muss, um die Mission zu erfüllen, einfach drauf los angreifen ist der falsche Weg, welcher nicht zum Ziel führt.
Den Download findet ihr hier.
Gewinnspiel
In diesem Artikel ist eines unserer diesjährigen Gewinnspiele versteckt. Wir verlosen unter allen Teilnehmern das DCS-Modul UH-1H „Huey“ von der Entwicklerfirma Belsimtek. Zwar ist dieses Add-On noch nicht veröffentlicht worden, aber sobald es verfügbar ist, bekommt der glückliche Gewinner eine kostenlose Kopie von diesem.
So kommt ihr in den Lostopf:
- Wählt mich (Frank Kuhn) im Kontakformular aus
- Gebt „DCS Gewinnspiel“ als Betreff an
- Beantwortet folgende Frage: „Für welche Aufgabe wurde die A10c in erster Linie konzipiert?“ (Antwort im Text)
- Absenden
Einsendeschluss ist Sonntag, der 23.12.2012 um 12:00 (deutsche Zeit)!
Der Einsendeschluss ist erreicht, es werden keine Einsendungen mehr entgegengenommen, das Kontaktformular wurde entfernt. Der Gewinner wird demnächst bekanntgegeben.
Wir wünschen allen Teilnehmern viel Glück und bedanken uns bei Belsimtek für die Bereitstellung des Preises.
Frank Kuhn für flusinews.de
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Bisher 2 Kommentare
Leider „vergessen“ sämtliche Reviewer weltweit der DCS Engine ihr grösstes Manko anzukreiden: die Bäume und damit auch die Wälder sind nur Deko. Obwohl der Spieler eine Luftabwehrkanone, die im Wald steht, nicht sehen kann, ist es für die AI der Kanone leider kein Problem, für die existieren die Bäume schlicht nicht. Was für die Jet-Module noch knapp erträglich ist, wird spätestens mit der Ka-50 zur Qual, da man dauernd aus Wälder beschossen wird ohne zu Wissen oder zu sehen, ob da etwas ist. Für mich DER Immersionskiller der ganzen DCS-Reihe und nein, es wird nie gepatched werden, da die Engine dies nicht zulässt.
Hallo Chris,
natürlich sind deine Einwände berechtigt, allerdings soll dies hier kein Review sein, sondern eine Vorstellung von DCS an den User, der den Namen „Digital Combat Simulator“ noch nie gehört hat.
Aber du hast natürlich Recht, das Baum-Problem ist sehr nervig, bleibt zu hoffen, dass es irgendwann eine Möglichkeit gibt, das Problem zu lösen. Derzeit sieht es aber in der Tat schlecht aus.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Kuhn