Dank der in Florida ansässigen Szenerieentwickler „LatinVfr“ wurde in den letzten Jahren der Mittel- und Südamerikanische Kontinent mit hochwertigen Add-Ons bestückt. Im Frühjahr dieses Jahres war es wieder einmal soweit, denn genau am 11.04.2012 wurde ein weiteres Produkt für Südamerika herausgebracht, nämlich der Flughafen der venzuelanischen Hauptstadt Caracas.
Im folgenden Review werden wir genauer einen Blick auf den Flughafen und dessen Umland werfen – viel Spaß beim Lesen!
Caracas im Original
800 Meter hoch gelegen im wunderschönen Caracas-Tal, befindet sich die Hauptstadt und das Kultur- sowie das Wirtschaftszentrum Venzuelas. Die Stadt Caracas liegt nahe des karibischen Meers, wird davon jedoch durch den 2000 Meter hohen Avila-Gebirgszug getrennt. Das Klima der südamerikanischen Küstenstadt ist mit durchschnittlich 23° C tropisch, bekannt ist diese jedoch vor allem für ihre Kakaoexporte in die ganze Welt, unglücklicherweise aber auch für Erdbeben, die in der Vergangenheit viele Todesopfer forderten. Unweit der Hauptstadt, genau 25 Kilometer nördlich, befindet sich der hiesige internationale Flughafen mit dem Namen Simon Bolivar International Airport und dem ICAO-CODE SVMI, welcher außerdem der bedeutendste des Landes ist und Flüge in die ganze Welt anbietet. Lufthansa bedient den Flughafen mehrmals pro Woche mit einem Airbus A340, sodass sich dieserAirport auch im Flugsimulator real von Frankfurt aus anfliegen lässt. Landen und Starten lässt es sich in Caracas auf zwei asphaltierten Bahnen mit Längen von 3.500 beziehungsweise 3.027 Metern.
Die Entwickler
Wie schon vorhin angemerkt stammt die Szenerie des Flughafens von Caracas aus der Feder von „LatinVfr“. Diese sind in Flugsimulator-Szene bekannt für Add-Ons, die nicht nur den Flughafen an sich, sonder auch seine Umgebung enthalten, bedienen bis jetzt jedoch nur den amerikanischen Kontinent und die Karibik. Das aktuellste Produkt aus dem Hause ist die Umsetzung des Flughafens von Bermuda, inklusive der ganzen Insel, momentan gearbeitet wird an einer San Diego Szenerie. Weitere Szenerien aus der Feder von LatinVFR sind verschiedene Umsetzungen von Flughäfen wie beispielsweise die von Guatemala, El Alto, Santiago oder Sao Paolo.
Kauf, Download und Installation
Das Add-On lässt sich über den SimMarket beziehen und kostet dort 22,61 Euro. Wenn man den Downloadlink erhalten hat, muss man sich ein 289 Megabyte großes Paket herunterladen, in unserem Falle ging dies aber recht zügig vonstatten. Hat man das Add-On gekauft, besitzt man gleich die Lizensen für die FS2004-Version als auch für die FSX-Version, die sich beide in dem heruntergeladenen .zip-Ordner befinden. In unserem Falle führen wir den FSX-Installer aus, der nach der Email-Adresse und einem Lizenzschlüssel fragt. Hat man diese eingegeben, verbindet sich der Installer mit dem Server und gleicht die Daten aus Piraterieschutzgründen miteinander ab. An dieser Stelle ist wichtig zu wissen, das für die Installation eine Internetverbindung unbedingt von Nöten ist, da sich der Lizenzschlüssel sonst nicht überprüfen lässt. Ist dies positiv verlaufen, kann man noch 3 Häckchen setzen und entscheiden, ob man statische Flugzeuge auf dem Vorfeld, in den Hangars, oder 3D-Gras haben möchte. Die drei Optionen beeinflussen selbstverständlich die Bildwiederholrate und sollten nur für geeignete Computer beansprucht werden, da dies erst wieder mit einer Neuinstallation zurückgesetzt werden kann. Nachdem dies getan ist, wird mit einem Klick auf „Next“ die Szenerie in den Flugsimulator kopiert und auch automatisch hinzugefügt, was eine manuelle Anmeldung in der Szenerienbibliothek erspart. Letztendlich frisst die entpackte Datei 280 Megabyte im FSX-Ordner.
Handbuch und Flughafenkarten
Begibt man sich in den LatinVFR Ordner unter Addon-Scenery, wird man unter „Docs“ auf zwei .pdf-Dateien stoßen, zum einen auf das Handbuch der Szenerie und zum anderen auf die mitgelieferten Karten. Letztere sind farbige Jeppesen Charts aus dem Jahre 2011, also nicht mehr ganz aktuell, für die Szenerie jedoch völlig ausreichend. Darin enthalten ist alles Kartenmaterial, von Rollkarten über Abflug- und Anflugkarten bis hin zu den Instrumentenanflugverfahren, was man so zum Simulieren benötig. Trotz der Tatsache, dass man im Internet auch auf Karten des Flughafens von Caracas stoßen würde, hinterlässt eine fehlende Dokumentation immer einen bitteren Nachgeschmack, was hier glücklicherweise nicht der Fall ist. Weiter geht mit dem oben erwähnten Handbuch. Dieses ist 12 Seiten dick, in englischer Sprache verfasst und verfügt über eine Danksagung, eine Beschreibung der Features, die das Add-On aufweist, sowie eine detaillierte Flughafen Beschreibung, welche jedoch aus Wikipedia kopiert ist. Darüber hinaus findet man auch eine Liste der angeflogenen Airlines und der in der Realität zugewiesenen Gates, auf jeden Fall eine tolle Sache, da man oft nicht weiß, welches für die jeweilige Airline vorgesehen ist. Die obligatorischen Einstellungen für den Flugsimulator fehlen in dieser Beschreibung selbstverständlich auch nicht, genau wie häufig gestellte Fragen & Antworten.
Airportgelände, -Gebäude und -Objekte
Laut Handbuch hat LatinVfr den gesamten Flughafen plus 420 Quadratmeter der Flughafenumgebung umgesetzt. Hier beschränken wir uns erst einmal auf den Flughafen an sich. Nachdem der Flugsimulator gestartet wurde, versetzen wir uns knapp 8.000 Kilometer weiter ins warme Venezuela, genauer gesagt an den internationalen Flughafen von Caracas. Stellt man sich einfach auf das Vorfeld, fällt auf, dass der Flughafen trotz internationalem Verkehr gar nicht so viele Gebäude besitzt.
Ich beginne meine Reise jedoch, laut den mitgelieferten Karten, am Cargo-Apron, den Parkplätzen für die Päckchenflieger. Ganz am Ende dieses Bereiches, nahe des Pistenanfangs der Bahn 27, finden sich 3 Hangars ohne Türen. Im Gegensatz zu anderen Herstellern hat LatinVFR hier ganz bewusst darauf verzichtet, die Hangars mit Bildern auszufüllen, was den Vorteil hat, dass man sein Flugzeug dort unterstellen kann. Aus der Ferne sehen die drei Gebäude sehr schön aus, auch bei näherem Herangehen erscheinen sie nicht verwaschen. Ein wenig unrealistisch sieht jedoch vor allem der erste Hangar aus, da zwischen den beiden Wänden und dem Dach ein relativ großer und somit gut sichtbarer Zwischenraum vorhanden ist, so als würde das Dach schweben. Weiter geht es zu den wirklichen Frachtgebäuden. Von der Form her sind alle sehr gut gelungen, leider ist bei den meisten jedoch schon aus der Ferne zu sehen, dass die Tore verpixelt und zum Teil auch verwaschen sind, genauso wie mehrere Pfähle, an denen scheinbar Lautsprecher befestigt sind. Betrachtet man die Gebäude am Cargo-Apron von oben, wird sichtbar, dass wahrscheinlich nur ein Luftbild zur Vorlage genommen wurde, welches natürlich von nahem auch sehr verschwommen erscheint. Es scheint, je näher man der Schwelle der Piste 09 entgegen kommt, umso schärfer werden die Gebäude, denn sie bleiben auch beim heranzoomen scharf.
Versetzt man sich weiter in Richtung des Terminals, stolpert man über mehrere Palmen, die dem ganzen einen tropischen Flair verleihen. Da die Piste 09 direkt an das Vorfeld der Terminals grenzt, hat man bei LatinVFR, genau wie in der Realität auch, an einen Begrenzungszaun gedacht, der verhindern soll, dass der Abgasstrahl der Flugzeuge auf das Vorfeld weht. Weiter geht es zum Terminal, welches eine Glasfassade besitzt, die sehr realistisch verspiegelt ist, die Jetways ähneln jedoch sehr den FSX Standard Brücken, lassen sich im Gegensatz zu diesen jedoch nicht ohne AES heranfahren. Insgesamt wirken alle Gebäude sehr realistisch, genauso wie mehrere Spritspeicher im Westen des Platzes und einige beleuchtete Antennen.
Bodentexturen
Die Bodentexturen in dieser Szenerie möchte ich ganz besonders hervorheben, denn sie gefallen mir wirklich sehr gut. Selten habe ich ein Add-On gesehen, bei dem die Bodentexturen so detailliert gezeichnet wurden, wie bei diesem. Ein absolutes Highlight ist der sogenannte Slope, also der „Knick“ auf den beiden Bahnen, der hier astrein umgesetzt wurde. Die Bodentexturen der Bahn lassen den Asphalt erkennen, dies hat jedoch leider seinen Preis, da diese beim heranzoomen ein wenig verschwommen aussehen, die Entschädigung dafür kommt jedoch sofort, denn diese Umsetzung lässt sich aus einiger Entfernung wirklich sehen. Einzig der Übergang zweier Texturen am Anfang der Bahn 27 sieht etwas künstlich aus.
Insgesamt finden sich auf dem ganzen Flughafenareal viele verschiedene Texturen, welche allesamt gelungen sind. Toll sieht auch der Boden an den Gates aus, man hat nicht nur die obligatorischen Abnutzungsspuren, sondern auch noch diverse Ölflecken und Risse erstellt. Auf den Bahnen befinden sich außerdem nicht nur die obligatorischen Abnutzungsspuren welche meist einfach nur schwarz gezeichnet werden, nein, man hat versucht diese Spuren so zu erstellen, dass man Abdrücke vom Reifen erkennen kann, was meines Erachtens nach sehr gelungen ist. Leider sind die Texturen abseits der Asphaltierungen nicht ganz gelungen. Diese sind extrem unscharf, und das versprochene volumetrische Gras findet sich auch nur an ganz wenigen Stellen. Desweiteren treten auch an verschiedensten Stellen immer wieder kleinere Texturefehler auf. Wenn man beispielsweise auf der Piste 10 steht, fällt hinter der Schwelle die Straße einen Abhang mit etwa 75-80 Grad herunter, was so in der Realität keinesfalls möglich ist. Weitere Fehler findet man auch, wenn man die Sichtwinkel in der Außenansicht ändert. So kommt es beispielsweise vor, dass inmitten der Bahn einfach ein riesiger, gezackter Riss vorkommt. Außerdem sieht die Bahn in der Hinsicht eh ein wenig unrealistisch aus, da sie scheinbar nicht in den Boden eingelassen ist, sondern auf diesen bebaut wurde und so das Gefühl vermittelt, sie „stehe“ auf der Erde.
Hätte man auf diese wenigen Punkte ein wenig mehr Wert gelegt, hätte ich wirklich nichts zu monieren gehabt. Wer gerne Jahreszeiten im FSX umgesetzt hat, geht hier leider leer aus, denn als ich meinen Simulator im Jahreszeitenmodus geändert habe, konnte ich leider keinen Unterschied feststellen. Dass LatinVFR auf Wintertexturen verzichtet hat ist aufgrund der Temperaturen logisch, Frühlings- oder Herbsttexturen hätte man aber vielleicht noch einbauen können.
Dynamische Objekte
Das Add-On ist mit Oliver Pabst’s AES kompatibel und bietet so natürlich einen ganzen Fuhrpark an. Aber auch ohne AES kommt man mit Fahrzeugen nicht zu kurz. In der ganzen Szenerie findet man verschiedenste Arten von Fahrzeugen, von Tankwagen über Treppenautos oder Laster von bestimmten Fluggesellschaften, die aber leider alle nicht beweglich, beziehungsweise animiert sind. Da der Flughafen direkt ans Meer grenzt, befinden sich auf dem Meer auch einige Segelboote oder Containerschiffe.
Die Flughafenumgebung
Dieses Add-On ist eine wahre Augenweide, wenn man mal aus der Vogelperspektive betrachtet, wie viel LatinVFR außerhalb des Flughafenareals mit eingearbeitet hat.
Als erstes stechen die Wohngebäude in der Nähe des Flughafens ins Auge, die keinesfalls stiefmütterlich behandelt , sondern penibelst genau entwickelt wurden. Hinter dem Flughafen befindet sich ein Stadtion, welches man inklusive den Flutlichtern platziert hat, und besonders im Landeanflug einen Blick wert ist. Weiter geht es zu den Häusern, die sich auf einem Hang befinden. Auffallend ist erst einmal die Masse an kleinen Fincas, die man dort vorfindet, umso bewundernswerter, dass kein Haus dem anderen gleicht, was die Mühe der Entwickler beweist. Etwas größere Gebäude und einen kleinen Hafen findet man im Süden des Platzes, genauso wie einige Stege und Vögel, die um ein Schiff herumfliegen.
Besonders bei schlechtem Wetter ist auf die Berge, die übrigens auch bedacht wurden, zu achten, da diese sehr knapp am Flughafen liegen, genauso wie die hohen Krane an den Frachtschiffen, die manch einem VFR’ler zum Verhängnis werden könnten. Besonders erwähnenswert finde ich jedoch die eigens erstellten Strände, die durch ihr klares, türkisfarbene Wasser geradezu zu einem tiefen Überflug einladen.
Der Flughafen bei Nacht
Auch die Nachtbeleuchtung überzeugt hier zu einhunderteins Prozent! Die eben erwähnten Krane sind optimal beleuchtet und haben wie in der Realität ein rotes Blinklicht installiert, welches vor dem Hindernis warnt. Der Bug der Schiffe, genauso wie die Brücke, strahlen ebenfalls auf, aber auch die hunderten von Häuser tauchen die Bergkette in ein angenehmes Licht. Fliegt man den Flughafen an, wird man auch dort nicht enttäuscht, die dreidimensionalen Landelichter machen den Anflug noch angenehmer, genauso wie das Stadion, welches auch nachts beleuchtet ist. Straßenlaternen rund um den Flughafen werfen auch die Autobahn in ein drückendes, aber realistisches, gelbliches Licht, genauso wie die Gates, die einzeln von weißem Licht aufgehellt sind. Die Nachtbeleuchtung gefällt mir super, und lässt den FS-Piloten nachts guten Gewissens einen Abstecher nach Caracas machen.
Die Performance
Trotz der Massen an Gebäuden, habe ich mit einem Add-On-Flieger wie der PMDG 737NG(X) durchgängig stabile 35-40 Bilder pro Sekunde. Hier hat LatinVfr auch wieder Feingefühl bewiesen und ihre Loyalität gegenüber Benutzern mit mittel-guten PC’s ausgedrückt.
Fazit
Das Fazit fällt beileibe nicht schwer. Auch wenn der erste Eindruck bezüglich der verwaschenen Gebäudetexturen nicht der beste war, wurde ich mit den Gebäuden ab dem Terminal vollkommen entschädigt. Darüber hinaus hat LatinVFR hier wirklich erstklassige Specials wie den Runway-Slope umgesetzt, was ich in der Art noch bei keinem Add-On genießen konnte. Auch gab es bei einem Test mit AI-Flugzeugen keine Probleme, diesen betreffend. Nach Caracas ist nicht nur der IFR-Pilot eingeladen, seine Runden zu drehen, sondern auch der VFRler, der hier die wunderschöne Umsetzung der Schiffe, Häuser, Strände und Berge, aber auch den atemberaubenden Anflug nachts erleben darf. Auf ihrer Produktseite verspricht LatinVFR einige Dinge, darunter Detailgetreue, hochauflösende Texturen, Karten und sehr gute Performance. Diese Versprechen wurden eingehalten, vor allem die Performance, die ja bekanntlich leider viel zu selten mit qualitativen Szenerien vereinbar ist. Für 22,61 € ist dieses Add-On wirklich nicht geschenkt, aber seinen Preis absolut wert. Danke für dieses wunderschöne Produkt, LatinVFR.
Zusammenfassung
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Pro | Contra | ||||||||||||||||
– Umfangreiche Dokumentierung – Großer Umgebungsradius – Hoher Detailgrad – Sehr Performancefreundlich – Interessante Destination – Große Anzahl an Objekten – Schöne Nachtbeleuchtung | – Einige Texturfehler an den Gebäuden – Unrealistisches Gefälle an den Straßen – Happiger Preis für kleinen Flughafen – Texturfehler an der Bahn – Einige verschommene Stellen |
Detailbewertung
LatinVFR - Caracas | |
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Preis/Leistung | |
Die Qualität ist in Ordnung, der Preis allerdings etwas zu hoch angesetzt. | |
Kauf, Download und Installation | |
Die Installation läuft wie gewohnt einfach ab. Punktabzug jedoch für die Online-Aktivierung. | |
Produkt Umfang, Manual und Charts | |
Alle Charts, umfangreiches Handbuch - hier fehlt es an nichts! | |
Szenerie-Design | |
9 Punkte sind hier definitiv hochverdient, Abzug gibt es für kleine Fehler bei der Gestaltung der Gebäude! | |
Texturen (Bei Tag und bei Nacht) | |
Bis auf kleine Fehler, wie unrealistische Straßen und einige verschwommene Stellen, auf jeden Fall okay! | |
Die Flughafenumgebung | |
Der große Detailreichtum gestaltet auch die Umgebung sehr ansprechend! | |
Performance | |
Hier lief alles mehr als zufriedenstellend! |
Overall | |
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8 von 10 Sternen: Ein sehr zufriedenstellendes und faires Ergebnis für dieses gelungene Add-On! |
Auszeichnungen
Keine
Bernd Neumann für flusinews.de
Testsystem
Computer-Art: PC
Hersteller/Gerätebezeichnung: Ankermann
Betriebssystem: Windows 7 Home Premium 64-Bit
Prozessor: i72600K (@3,4 GHz)
Arbeitsspeicher: 16 GB
Grafik: GTX560
Festplatte: 1 TB SATA III