Wer sich oder seine Liebsten gerne virtuell auf Langstrecke schickt, aber bisher noch nicht zum Dreamliner gegriffen hat, dem helfen wir genau jetzt. Im vergangenen Mai veröffentlichte QualityWings die Boeing 787 für Prepar3D v4 und will dabei mit neuesten Technologien und einer offiziellen Lizenzierung von Boeing punkten. Im flusinews.de Add-On Check beleuchten wir den Flieger genau und stellen fest, ob er sich einen Platz unter dem Weihnachtsbaum verdient hat.
Fakten vorab zur 787
Boeings technologisches Flaggschiff rollte erstmals 2007 aus dem Hangar, bis zur Indienststellung dauerte es noch weitere vier Jahre, wobei der eigene Zeitplan deutlich verpasst wurde. Als erstes Großraumflugzeug wird die Boeing 787, auch Dreamliner genannt, aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff gefertigt und erreicht dank der enorm leichten Bauweise eine bisher ungeschlagene Effizienz. Innerhalb kürzester Zeit erhielt Boeing über 1.000 Bestellungen, bereits jetzt hat sich die 787 zu einem echten Kassenschlager entwickelt.
QualityWings verkaufen ihren Dreamliner mit einer offiziellen Produktlizenz von Boeing. Bisher im Paket enthalten sind die Versionen 787-8 und 787-9, die gestreckte Variante 787-10 soll als kostenloses Update folgen. Nicht weiter schlimm, da von der längsten Version bisher nur gerade zehn Flugzeuge ausgeliefert wurden. Konkrete Informationen, wann die Erweiterung nachgereicht werden soll, fehlen allerdings bisher. Das mögliche Weihnachtsgeschenk schlägt mit knapp 70 US-Dollar zu Buche, wobei das Produkt für den FSX und Prepar3D v4 separat verkauft wird und momentan kein Upgrade-Angebot verfügbar ist.
Der Kaufvorgang erfolgt über den neuen Flight1 Purchase Agent (Wir berichteten), dessen Bedienung allerdings relativ benutzerunfreundlich ausfällt und es durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen kann, bis man sich zum Warenkorb navigiert hat. Ist der Kauf abgeschlossen, wird eine weitere Installationsdatei heruntergeladen, welche schließlich den Dreamliner beinhaltet. Der neue Prozess über Flight1 ist insgesamt sehr umständlich. Aktuell ist es noch möglich, die 787 über den älteren Flight1-Wrapper zu beziehen. Wie lange diese Option allerdings noch technischen Support genießt, ist unklar.
Wie bereits für die Ultimate 146 Series (Review lesen) bietet QualityWings auch für die Boeing 787 einen sogenannten Dispatcher an. Über diesen lassen sich Lackierungen installieren und Passagier- sowie Treibstoffmenge anpassen. Dies muss allerdings geschehen, bevor der Simulator startet, was doch eher ungünstig ausfällt. Der Dispatcher ist völlig in der Zeit der 146-Serie stehen geblieben und kann die Anforderungen an ein Add-On im Jahr 2018 sowohl grafisch als auch funktional nicht wirklich erfüllen. Zusätzlich wird dem Benutzer eine ausführliche Dokumentation zur Verfügung gestellt, welche in über 500 Seiten sämtliche Funktionen des Add-Ons abhandelt. Erschlagen wird aber niemand, in einem kurz gehaltenen Quick Start Guide gibt es die wichtigsten Informationen zusammengefasst.
Das Flugzeug
Die Umsetzung von QualityWings ist optisch eine Augenweide. Das wunderbar modellierte Cockpit bietet scharfe Texturen und gut lesbare Beschriftungen, Fingerabdrücke und Verschmutzungen auf Displays lassen bei der optischen Immersion keine Wünsche übrig. Jeder Pilot wird sich die ersten Minuten damit beschäftigen, seinen neuen Arbeitsplatz zu entdecken und diverse Animationen auszutesten. Die Anzeigen im Cockpit können da auf den ersten Blick nicht ganz mithalten, im Dispatcher lassen sich allerdings hochauflösende Displays aktivieren. Damit wird das vollständige Glascockpit ebenfalls scharf, wobei dafür eine reduzierte Ablaufgeschwindigkeit in Kauf genommen werden muss.
Ansonsten überzeugt das Cockpit aber auf ganzer Linie. Dank dem Einkauf von TFDis TrueGlass und RealLight verfügt der Dreamliner über schöne Licht- und Regeneffekte. Ebenfalls erhältlich, allerdings kostenpflichtig: 787 Immersion von OldProp. Für schlappe 27 US-Dollar gibt es dann zahlreiche Effekte dazu, beispielsweise verbesserte Kondensstreifen.
Äußerst sehenswert ist auch das Außenmodell, dank einer wirklich detaillierten Modellierung spielt der Dreamliner grafisch groß auf. Angebrachte Staurohre, die gigantischen Triebwerke oder verschmutzte Landeklappen, der Anblick ist makellos. Die über 65 vom Entwickler angebotenen Lackierungen überzeugen dank einer guten Auflösung. Das typische Markenzeichen des Dreamliners, der starke Wingflex, wurde schön umgesetzt.
Um Türen zu öffnen oder die Ground Power Unit anzuhängen, muss ein 2D-Menü geöffnet werden. Der Klickspot dafür befindet sich an der zentralen Fensterstrebe und ist damit gut erreichbar, trotzdem ist das Menü eher unhandlich gestaltet. Besonders kritisch: Wenn sich am Boden die Parkbremse löst, beispielsweise weil die eigene Katze die Fußpedale als Spielplatz deklariert hat, dann trennt sich aufgrund fehlender Radvorleger gleich die komplette Stromversorgung. Das ist, teilweise auch wegen einer unglücklichen Bewegung, während den Tests gleich mehrfach passiert und ein wirklicher Störfaktor.
Ebenfalls schade: die mitgelieferten Voreinstellungen für den Status des Flugzeuges enthalten nur ein komplett abgeschaltetes Setup oder eine startbereite Maschine mit bereits laufenden Triebwerken. Wer aber ein Flugzeug vorfinden möchte, wie es ein Pilot in der Realität betritt, muss sich dies erst selbst einrichten und abspeichern.
Systeme und Flugdynamiken
Im Cockpit zeigen die digitalen Bildschirme, was sie können: Sämtliche Anzeigen lassen sich nach Belieben wechseln, dadurch kann beispielsweise der Bordcomputer auf jedem beliebigen Multifunktionsdisplay eingeblendet werden. Das kann je nach Flugphase äußerst hilfreich sein und wurde von QualityWings gut umgesetzt, da die Boeing 787 unter anderem eine interaktive Checkliste eingebaut hat. Alle Systeme überraschen durch eine Tiefe, welche in diesem Preissegment nicht zwingend zu erwarten ist. Nahezu alle Schalter und Knöpfe im Cockpit lassen sich bewegen und sind mit der entsprechenden Funktion hinterlegt.
Auch der Bordcomputer verfügt über alle wichtigen Eingabemöglichkeiten, ist allerdings trotz eines ersten Service Packs noch nicht vollständig ausgereift. Beispielsweise werden abgespeicherte Flugpläne teilweise ohne ersichtlichen Grund nicht geladen. Die QualityWings Boeing 787 ist generell für störungsfreie Linienflüge konzipiert, es werden keine Notfälle simuliert. Trotzdem bleibt das Flugzeug auch mit nur einem Triebwerk aerodynamisch durchaus fliegbar und bei einem Totalausfall kann eine elektrische Stromversorgung sicher gestellt werden.
Einige nette Goodies: Dank einer sogenannten „jump ahead“-Funktion kann beliebig zu im Flugplan folgenden Wegpunkten gesprungen werden. Dadurch lassen sich längere Strecken angenehm verkürzen, ohne dass dazu die Simulationsrate hätte erhöht werden müssen. Dieses Feature funktionierte im Test reibungslos, auch der Treibstoff wird korrekt abgezogen. Nicht zufriedenstellend werkelte allerdings das mitgelieferte QWPAS und QWCAS, welches Ansagen der Crew sowie Gespräche zwischen den Piloten im Cockpit enthalten soll. Beide Systeme lassen sich theoretisch über das Multifunktionsdisplay deaktivieren, allerdings ließ sich beides im Test nicht unterbrechen oder abschalten. Das scheint schlicht eine Fehlfunktion zu sein, welche noch immer nicht gelöst wurde.
Als letzte, bisher neuartige Funktion verfügt die Boeing 787 über einen integrierten Electronic Flight Bag, mit welchem Performancedaten ausgerechnet, Charts angezeigt oder Beladungsdaten eingegeben werden können. Wer letzteres nicht rechtzeitig im Dispatcher erledigt hat, muss auf diese Funktion zurückgreifen. Die Spritmenge per Slider einzutragen ist allerdings ziemlich fummelig und einfach schlecht gemacht.
Im Flug verhält sich der Dreamliner angenehm und leicht, manuelle Flugphasen nach dem Start oder vor der Landungen machen Spaß. Wer darauf gerade keine Lust hat, kann sich auch auf die automatische Landefunktion dank ILS CAT III verlassen. Eine gute Immersion bei Turbulenzen kommt leider nicht auf, da bleibt der Flieger einfach zu ruhig und stabil. Das Rollverhalten am Boden kann nicht überzeugen, denn die Boeing 787 verhält sich eher wie eine leichte Cessna 152 als ein tonnenschweres Fluggerät.
Sound und Performance
Den vollen Genuss der Geräuschkulisse erhält, wer das Flugzeug aus dem komplett stromlosen Zustand hochfährt. Die Anlaufphase der einzelnen Systeme klingt hervorragend. Später wird es eher monoton, die unauffälligen Geräusche der Triebwerke sind aber dem realen Vorbild geschuldet. Insgesamt ist der Sound gut gemacht. Wer aber wie bei Konkurrenzprodukten bei Turbulenzen dank passender Geräuscheffekte gleich Angst um das ganze Flugzeug haben will, der wird hier nicht zufriedengestellt.
Erste Testläufe im FSX können bereits die Angst nehmen, dass der Dreamliner besonders viele Hardware-Ressourcen benötigt. Die Boeing 787 geht mit dem Videospeicher sehr sparsam um. Darüber hinaus wurde im Multifunktionsdisplay sogar eine Anzeige eingebaut, wie viel Videospeicher (VRAM) noch zur Verfügung steht. Im FSX ist die Ablaufgeschwindigkeit allerdings eher durchschnittlich, in Prepar3D v4 hingegen läuft die Boeing 787 wunderbar flüssig. Auch mit dem Einsatz von dynamischer Beleuchtung oder TrueGlass bleibt die Performance stets sehr gut, hier können wir auch für schwächere Systeme eine volle Empfehlung aussprechen.
Das Fazit
Die QualityWings Ultimate 787 Collection ist eine gut umgesetzte Erweiterung für den Langstrecken-Hangar. Dank überzeugender Funktionalität, einer hervorragenden grafischen Umsetzung und nicht zuletzt ressourcensparender Performance schlägt sich der Dreamliner im Test gut. Es sind viele kleine Fehler und besonders die teils unschön umgesetzten Zusatzfeatures, welche das Bild ein wenig trüben. Aber besonders für den vergleichsweise günstigen Preis ist die Boeing 787 kein Fehlkauf und darf bedenkenlos als kleines Weihnachtsgeschenk ausgewählt werden.
Publisher | Flight1 |
Entwickler | QualityWings |
Lizenz | Payware |
Getestete Version | 1.1.2 |
Preis | 69,95 US-Dollar |
Erscheinungsjahr | 2017 |
FS-Version(en) | FSX, FSX:SE, Prepar3D v4 |
Produktseite | Flight1.com |
Pro
- schönes Cockpit
- ausreichende Systemtiefe
- Einsatz von TrueGlass
- günstiger Preis
Contra
- ungenügender Dispatcher
- 2D-Menü für GPU und Türen mangelhaft umgesetzt
Zusammenfassung
Kurzfassung
Die Ultimate 787 Collection von QualityWings ist eine schöne Umsetzung von Boeings technologischem Flaggschiff. Gleichwohl sollten in Zukunft noch einige Ungereimtheiten beseitigt werden.
Leserbewertung:
( Bewertungen)Auszeichnungen
- keine
Ricardo Linsi für flusinews.de
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Testsystem
Computer-Art: Desktop-PC
Hersteller, Produktbezeichnung: n/a (Eigenbau)
Betriebssystem: Windows 10 Pro
verwendete Flusi Version: Prepar3D v4
Prozessor: i7 7700K
Arbeitsspeicher: 32GB 3200 MHz
Grafik: NVIDIA GTX 1080 Ti
Festplatte: Crucial MX200
Bisher 7 Kommentare
Leider kann ich euren test so gar nicht nachvollziehen. Die QW787 ist die Enttäuschung des Jahres schlechthin. Mal von den grottenschlechten Cockpit Texturen abgeshen, die ihr ja auch schon erwähnt habt, gibt es auch in der aktuellsten version immer noch den Bug das bei Benutzung des WX der P3D regelmässig crashed (CTD) mit dem Fehler ntdll.dll.
Das ist für ca 70€ ein absolutes NoGo und daher ist die 787 in der aktuellen Version auf keinen Fall zu empfehlen. Da kann man die Euronen auch gleich verbrennen.
Der Testbericht spiegelt auch meine positive Erfahrungen wider. Die 787 ist ein Topp Flugzeug.
Die (CTD) hatte ich allerdings bis vor 2 Wochen auch bei Benutzung des Wetterradars unter ActiveSkyP3DV4. Seit ca. 2 Wochen sind sie aber verschwunden. Entweder hat das P3D Update auf Version 4.4 oder das damit verbundene ActiveSky Update geholfen. Habe gleichzeitig aber auch noch FSUIPC5 upgedatet.
Ich finde die QW787 auch toll. Ich kann Franks Verriss ehrlich gesagt nicht verstehen. Mir ist das WX vielleicht auch nicht sooo wichtig.
QW haben einen guten Job gemacht und sie entwickeln den Dreamliner ja ach weiter.
Bei PMDG ist bei Release von deren Fliegern aich nicht aif Anhieb alles perfekt….
Just my two cents…
…und wenn man günstig (dafür aber ohne Systemtiefe) eine 787 braucht:
https://simviation.com/1/search?submit=1&keywords=Boeing+787-8+Thai+Airways&x=0&y=0
Ein kleiner Tip für Leute die, wie oben erwähnt, nicht so sehr auf Systemtiefe aus sind oder einfach einen schmalen Geldbeutel haben.
Leider lässt das Review einige Fragen offen. Es werden der Installationsprozess und Dispatcher kritisiert ohne ansatzweise zu erklären was denn genau schlecht ist. Hier hätte ich mir eine Erläuterung gewünscht.
Anstatt die Slider zu nutzen kann die Kraftstoffmenge im EFB auch eingetippt werden und die Auflösung der Displays kann im Dispatcher erhöht werden.
Hallo Lars,
in der bei mir installierten Version war es nicht möglich, die Kraftstoffmenge einzutippen. Scheinbar ist da etwas beim Update auf 1.1.2 schief gelaufen. Ich werde diesen Punkt allerdings nicht weiter verfolgen.
Zur Auflösung der Displays habe ich den Text verändert, dieser Punkt wurde von mir beim Review tatsächlich schlecht beurteilt.
Grüsse,
Ricardo
Leider fallen bei mir immer wieder alle Triebwerke schlagartig aus. Hat jemand eine Lösung?