Wenn Just Flight auf die West Midlands einlädt, sollte man mal gucken gehen: Pünktlich zum ersten Oktober-Wochenende haben wir uns also nach Cosford aufgemacht und mit der Flight Sim 2017 eine spannende Flight Sim Show erlebt, die auch abseits der Flugsimulation viel zu bieten hatte.
„Welcome aboard of our Lufthansa Flight LH958 to Birmingham” – mit dieser Kabinendurchsage starten wir in ein vielversprechendes Wochenende. Es ist ein bisschen kalt und feucht draußen in Frankfurt, als sich der Airbus A320 in Richtung Großbritannien in die Luft erhebt.
In separaten Flügen sind auch Daniel und Ricardo unterwegs nach England. Hier an Bord der Lufthansa-Maschine, in der uns immerhin ein kleines Sandwich zugestanden wird, Frank und ich. Nach der Landung geht’s ziemlich schnell: Mit dem Zug ist man in Kürze am Bahnhof Birmingham New Street, mitten im Herzen der Stadt. Auch das Hotel ist schnell gefunden, dieses befindet sich praktischerweise direkt neben dem Bahnhof, der zeitgleich ein riesiges Einkaufszentrum beherbergt. Ein relativ günstiges Hotel mitten in der Innenstadt: Was will man mehr!
Der Samstagmorgen beginnt ziemlich früh; erfordert aber deutlich weniger Flexibilität am Gaumen als erwartet: Zwar sind Geschmack und Konsistenz der kleinen Würstchen zum Frühstück sehr gewöhnungsbedürftig und verbitten eine Wiederholung, der Rest passt geschmacklich aber durchaus. Frisch gestärkt machen wir uns also auf den Weg nach Cosford. Die 45 Minuten Fahrt vergehen auch buchstäblich „wie im Flug“, in Windeseile huscht die typische Englische Vorstadt-Idylle am Zugfenster vorbei. Von der Zugstation Cosford ist es glücklicherweise auch nur ein recht kurzer Fußmarsch von etwa 10 Minuten bis zur Show. Dieser führt vorbei am gleichnamigen Flugplatz, der immer noch aktiv ist und das Royal Air Force Museum beheimatet. Nachdem man den Zaun passiert hat, erwartet einen auch schon das erste Exponat; bis zum Veranstaltungsort, Hangar 1, werden es im Minutentakt mehr.
Flight Sim 2017: Was ’ne Show
Die Flight Sim 2017 in Cosford ist sehr beliebt, dem wird man sich spätestens bewusst, als man vor der Eingangstür in der Schlange steht: Etwa 50 Menschen reihen sich, um hereinzukommen. Die Ausstellung erstreckt sich über den gesamten Hangar, die Stände der Aussteller schlängeln sich am Weg vorbei an den dicht auf dicht geparkten Exponaten. Eine wirklich einmalige Atmosphäre; man kann sich kaum sattsehen. Die Vorträge finden im Seminarraum in der National Cold War Exhibition statt, einem riesigen, futuristischen Gebäude gegenüber von Hangar 1. Insgesamt ist das Museum sehr weitläufig, Mittagessen wird es in der Museums-Kantine geben, die über einen etwa fünfminütigen Fußmarsch im letzten Winkel des Museumsgeländes erreichbar ist.
In Sachen Vorträgen wird durchaus etwas geboten. So zum Beispiel die Vorstellung des Deadstick Busch-Flugsimulators, bei dem sich Entwickler Remex Software genaue Informationen und konkrete Ankündigungen extra für die Flight Sim Show 2017 aufgespart hatte. Abseits des Vortrags haben wir Chris Cheetham von Remex Software zum neuen Flugsimulator im Interview, das hier gelesen werden kann. Auch FSFX-Packages hat für den Vortrag einiges in petto: Mit Rabattaktionen, spannenden Ankündigungen zu neuen Effekt-Erweiterungen und ChasePlane wird es zu keinem Zeitpunkt langweilig. Interessant auch die Tatsache, dass man künftig die Unterstützung für den FSX einstellen und sich nun neben Prepar3D v4 auch auf X-Plane 11 und Flight Sim World konzentrieren möchte.
Apropos Flight Sim World: Der Vortrag von Dovetail Games zum eigenen Flugsimulator floppt vollkommen. Statt Aimee Sanjari hält Chefentwickler Steve Hood die Vorstellung: In einem leisen, vorsichtigen und ermüdenden Monolog. Zu sagen gibt’s eigentlich nix Revolutionäres, ausgedehnt auf volle Vortragslänge. Geplante Verbesserungen der PBR-Darstellung, Integration von dynamischem Wetter mit späterer Live-Synchronisierung und die Entwicklung einer P-40 Warhawk sind dann so ziemlich das Spannendste, was es von Hood zu berichten gibt.
Auch der Vortrag von Laminar Research bleibt inhaltlich eher hinter den Erwartungen zurück. Zwar legt sich Philipp Ringler (ehemals Münzel) auf gewohnt erfrischende, humorvolle Weise professionell ins Zeug, gesagt wird allerdings auch wieder nichts, was nicht schon irgendwie bekannt war. Einerseits spricht dies zwar für eine vorbildliche Kommunikationspolitik der Entwicklerfirma, andererseits kann man sich dann aber prinzipiell auch den Besuch des Vortrags sparen – Was angesichts des hohen Unterhaltungswert Ringlers aber irgendwie auch schade wäre.
Was bleibt?
Das Event ist die größte eintägige Flugsimulations-Veranstaltung überhaupt. Das macht sich leider auch beim Blick auf die Uhr bemerkbar. Gerade Erstbesucher werden mit Eindrücken regelrecht erschlagen, sodass die Zeit in Cosford leider viel zu schnell vorüber geht. Die schier unglaubliche Anzahl an Museumsschätzen macht es zu einer echten Herausforderung, den Fokus auf der Flugsimulations-Ausstellung zu halten. Es empfiehlt sich also, gegebenenfalls einen kompletten Tag anzuhängen und das Museum ein zweites Mal zu besuchen. Dann kann der Ausstellungssamstag in vollen Zügen genossen werden. Insgesamt können wir einen Besuch der Flight Sim Show in Cosford ausdrücklich empfehlen!
Sascha Schreck für flusinews.de
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Fotos: Sascha Schreck, flusinews.de und Just Flight (vielen Dank für die freundliche Bereitstellung)