Am 06. Mai 2017 war es mal wieder soweit: Aerosoft hat zur 15. Deutschen Flugsimulator Konferenz eingeladen, dieses Mal am Flugplatz Paderborn-Haxterberg. Selbstverständlich waren auch wir von flusinews.de wieder mit einem Stand vor Ort, um mit den Besuchern und Entwicklern ins Gespräch zu kommen sowie die ein oder andere Neuigkeit abzugreifen. Was es für Highlights auf der FS-Konferenz gab und warum sich die Reise nach Paderborn auf jeden Fall gelohnt hat, das erfahrt Ihr im vollen Artikel!
Die FS-Konferenz am Flugplatz Paderborn-Haxterberg
Zum ersten Mal fand die FS-Konferenz nicht am Flughafen Paderborn-Lippstadt, sondern am Flugplatz Paderborn-Haxterberg, mit dem Auto etwa 15 Minuten von der Innenstadt entfernt, statt. Bereits am Freitag-Abend waren entsprechende Schilder angebracht, die den richtigen Weg zur Konferenz wiesen, sehr vorbildlich. Teile des flusinews.de-Teams reisten nämlich schon am Vortag an, um den eigenen Stand aufzubauen. Am Abend besuchten wir dann noch das Paderborner Frühlingsfest: groovige Live-Musik sorgte zusammen mit Brat- und Curywurst, gegrillten Champignons, Crêpes und gebrannten Mandeln für einen netten ersten Abend im Vorfeld der FS-Konferenz – vielen Dank an Nathalie Kindl von Aerosoft für den Tipp.
Am nächsten Morgen ging es dann gegen 09:00 Uhr zum Flugplatz. Leider ist der Veranstaltungsort nicht an öffentliche Verkehrsmittel angebunden, sodass einige Teilnehmer die Strecke Erzählungen zufolge sogar gelaufen sind – hier wäre ein entsprechender Shuttle-Service seitens Aerosoft praktisch gewesen. Trotzdem waren erstaunlich viele Besucher anwesend, zahllose Autos fanden sich auf den Parkplätzen vor.
Die FS-Konferenz selbst wurde in einem der (leider nicht beheizten) Hangars abgehalten, die Vorträge fanden dann in einem recht heruntergekommenen Nebenraum statt. Für das leibliche Wohl war gesorgt, auf dem Vorfeld gab es Getränke, Catering sowie einen Grill-Stand. In Kombination mit den Bierzeltgarnituren, etwas Sonne sowie ab-und-zu startenden Flugzeugen ergab sich da ein wahrhaftig schönes, familiäreres Flair nahe an der realen Luftfahrt. Ziemlich einmalig und auf jeden Fall ein großer Pluspunkt für Paderborn-Haxterberg.
Aerofly FS 2 und Virtual Reality
Neben den üblichen Ausstellern wie Aerosoft, Just Flight, Vatsim, Flugwerk, IVAO und zahlreichen Homecockpit-Anbietern waren dieses Mal auch die Herren von IPACS mit ihrem Aerofly FS 2 vertreten – ganz klar ein Highlight der diesjährigen Konferenz! Nicht nur die bereits angekündigte Innsbruck-Szenerie von Orbx konnte bereits probegeflogen werden, mit dem Oculus Rift war es auch möglich, einmal in die virtuelle Realität abzutauchen, oder besser: in der virtuellen Realität abzuheben. Trotz der noch etwas niedrigen Auflösung des VR-Gerätes zeigten sich die Besucher begeistert vom hohen Level der Immersion. Und in der Tat: das Flugerlebnis ist wirklich ziemlich einmalig. Wer den Kopf dreht oder anderweitig bewegt, der kann sich frei im Cockpit umsehen, wie eben auch in der Realität. Ein Blick schräg nach hinten zeigt die Tragflächen, nach unten den Fußraum.
So wird das Sightseeing im Flugsimulator zu einem genialen Erlebnis, insbesondere deshalb, weil IPACS in Sachen Darstellungsqualität ordentlich zugelegt hat. Generell zeigte sich das Team rund um Torsten Hans hochmotiviert und offen für neue Ideen. Die Jungs haben es sich zur Aufgabe gemacht, einen wirklich modernen Flugsimulator ohne Altlasten abzuliefern. Flugsimulator-Piloten mit Interesse an der Virtual-Reality-Technik werden am Aerofly FS 2 jedenfalls nur schwer vorbeikommen, denn kaum ein Simulator liefert eine derart beeindruckende Performance. Das brachte eine ordentliche Portion frischen Wind auf die FS-Konferenz, die in den letzten Jahren doch etwas wenig Neuigkeiten zu bieten hatte.
Leider ohne Stand: Dovetail Games
Einen etwas merkwürdigen Auftritt legte das Team von Dovetail Games hin. Anstatt Flight Sim World (Wir berichteten) mit einer Anspielstation auf der FS-Konferenz zu präsentieren, waren Aimee Sanjari und ein weiterer Dovetail-Angestellter lediglich für ein paar Stunden anwesend und reisten noch vor dem Captain’s Dinner wieder ab. Ein kurzes Zusammentreffen mit wichtigen Entwicklern fiel laut unseren Informationen eher sonderbar aus und sorgte am Ende für mehr Fragen als zuvor. Schade eigentlich, nicht nur wir hätten Flight Sim World gerne mal angetestet.
Neues an der X-Plane-Front
Auch an der X-Plane-Front gab es Neuigkeiten zu erfahren. Wer den Simulator von Laminar Research antesten wollte, der konnte dies am Aerosoft-Stand im DA-20-Katana-Simulator tun. Darüber hinaus gab Philipp Münzel, selbst Programmierer für X-Plane, einen Ein- und Ausblick über aktuelle und kommende Features. Und da waren ganz schön interessante Dinge dabei, zum Beispiel neue Autogen-Gebäude für Supermärkte, Hochhäuser und Gewerbegebiete. Durch die Möglichkeit zur Einbindung vom regionalem Autogen kann außerdem jeder Entwickler selbst neue Gebäude entwickeln, zum Beispiel für Norwegen oder Asien. Auch europäischer Fahrzeugverkehr mit Objekten aus der Feder von Marcel Felde wird kommen – inklusive niederländischer Wohnwagen! Über kurz oder lang ist also mit einer bedeutenden Verbesserung der Szenerie-Qualität zu rechnen.
Darüber hinaus ist Philipp auch weiterhin mit dem generischen Garmin G1000 Glascockpit beschäftigt. Dieses wird SIDs/STARs unterstützen und kann dann von Flugzeugentwicklern ohne große Probleme ins Cockpit eingebaut werden. Der Clou an der Sache: die Anpassungen für den Flugzeugtyp erfolgen automatisch über entsprechende Einstellungen im PlaneMaker. Egal ob es sich um einen Pistonmotor oder ein Turboproptriebwerk handelt, die Maschine ein- oder zweimotorig ist: das generische G1000 wird diese Varianten von Beginn an unterstützen, indem die Flugzeugparameter ausgelesen und dann korrekt dargestellt werden. Aufwendige Anpassungen des Codes entfallen.
Man merkt, dass die X-Plane-Entwickler mit viel Herzblut bei der Sache sind und oft Dinge umsetzen, die sie im realen Flugbetrieb entdeckt haben. Philipp Münzel ist z. B. aufgefallen, dass sich die Intensität der Lampen im Flugzeug unter Last verändert und hat dies prompt implementiert. Auch der hörbare elektrische Impuls bei aktivierten Strobe-Lights findet sich in der neuen FMOD-Soundengine wieder, wenn man einen Pre-Flight-Check durchführt.
Dann sind da natürlich noch einige aerodynamische Effekte, die ebenfalls Einzug in X-Plane finden werden. Da werden keine Kosten und Mühen gescheut. Hier ein Beispiel: der Flugzeugpropeller sorgt für eine Luftverwirbelung, die dann wiederum auf das Seitenleitwerk der Maschine drückt. Dies sorgt für einen leichten Drag der Maschine. Um entsprechende Messungen bezüglich dieses Effektes anzustellen, hat Laminar mehrere Berechnungen angestellt und das Flugzeug asymmetrisch betankt. So konnte das Ganze von anderen Einflüssen isoliert werden – da staunte das Publikum. Bereits für die Version X-Plane 11.02 wurden außerdem Performance-Verbesserungen für Nutzer von NVidia-Hardware unter Windows angekündigt, das klingt vielversprechend.
Weitere Vorträge und Gespräche mit der Flusi-Szene
Weitere interessante Vorträge gab es von Jeffrey Stähli, dem Entwickler von SODE, Mathijs Kok (Aerosoft) zum Realismus in der Flugsimulation und Torsten Hans von IPACS zum Aerofly FS 2. Und wer die Unterschiede zwischen Foto- und Landclasszenerien im FSX/P3D noch nie so wirklich verstanden hat, dem konnte Bert Groner (FS MAGAZIN) helfen.
Abseits von Ausstellern und Vorträgen standen natürlich auch wieder die Gespräche mit anderen Persönlichkeiten aus der Flusi-Szene im Vordergrund. Unter anderem konnten wir einige Mitglieder des flusiboard.de einmal live kennenlernen, zwei reisten sogar mit dem Flieger an. Es entstand auch ein interessanter Austausch mit Entwicklern wie Lars Pinkenburg (29Palms) und Volker Wegner (Captain7), die immer noch fleißig an Nürnberg werkeln. Die FlightPort-Belegschaft war ebenfalls vor Ort, weiterhin noch Marcel Felde, Stefan Schäfer von PILOT’S, Bert Groner sowie Claudia Schmitz-Groner vom FS MAGAZIN, Pete Rosendahl von SimFlight.de und viele mehr.
Schlemmen am Flugplatz – das Captain’s Dinner
Ein gelungener Abschluss stellte schließlich das Captain’s Dinner im Restaurant Wolke7 dar. Hier gab es nicht nur ein äußerst wohlschmeckendes Buffet (die Champignons aus dem Glas mal ausgenommen), das wesentlich besser war als letztes Jahr, sondern auch noch anregende Gespräche mit den Anwesenden. Leider waren die Tische recht lang, sodass man sich nicht so einfach umsetzen konnte. Trotzdem plauderten wir am Ende noch stundenlang mit Thomas Haynes von PCFlight.net, der extra aus England angereist war, und mit der verbliebenen Aerosoft-Belegschaft bis tief in die Nacht. Alles in allem war das eine sehr schöne FS-Konferenz, auf der man interessante Neuigkeiten entdecken, alte Kontakte pflegen und neue knüpfen konnte.
Uns hat’s jedenfalls viel Spaß gemacht und wir freuen uns bereits auf die nächste FS-Konferenz, die dann voraussichtlich in Süddeutschland stattfinden wird.
Frank Kuhn für flusinews.de
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Fotos: © by Marcel Felde // Sascha Schreck (flusinews.de)
Bisher 8 Kommentare
Vielen Dank für diesen informativen Bericht und die vielen Fotos, Frank.
Aber gerne doch! Die Fotos sind allerdings fast ausschließlich von Marcel Felde, der macht wunderbare Bilder. 🙂
Beim besten Willen,
auch wenn ich gespannt auf den Bericht gewartet hab, so find ich alleine die Aussage, dass der Platz schlecht erreichbar war, allessagend.
Dazu ein heruntergekommener Raum für Vorträge sagt für mich schon alles und lässt mich kein schlechtes Gewissen haben nicht dort gewesen zu sein. Chance vertan würde ich sagen.
Wenn ich das mit Schleissheim vergleiche liegen zumindest für mich Welten dazwischen. Eine Konferenz im Süden würde ich hingegen gerne wieder besuchen, aber bitte dann wenigstens mit Shuttle-Bussen.
Hi Michael,
in Oberschleissheim sind die Räumlichkeiten sicher besser, da war ich noch nicht. Allerdings steht und fällt die Konferenz nicht mit dem Gebäude, die Fahrzeughalle am Flughafen Paderborn war ja jetzt auch nicht unbedingt der Hammer.
Aber vielleicht sehen wir uns dann ja nächstes Jahr. 😉
Hi,
schöner Bericht. War auch da, aber zu Fuss vom Bahnhof bis zum Platz. Wat das erste mal auf so einer Veranstaltung. Interessant für mich war aber der X-Plane 11 gewesen, den ich mir nach der X-Plane 11 Woche bei euch zugelegt habe. Der FSX ist raus von meinem System. Das mit der Oculus Rift war jetzt nicht so wirklich das was ich mir vorgestellt hatte bei dem Preis. War doch sehr enttäuscht. Da ich Modellbau betreibe und FPV fliege habe ich eine Videobrille mit 720p Auflösung Sehr großes Livebild ). Diese habe ich an die Grafikkarte angeschlossen ( per HDMI ) und den TrackIR 5.0. am USB-Port. Damit kann ich auf günstige Weise im Raum bewegen ( Cockpit ). Das hat das Erlebniss des virtuellen Fliegen für mich extrem verändert.
Bin mal gespannt wo die Reise beim X-Plane hin geht.
Die Beiträge von euch sind gut. Macht weiter so.
Hi Bodo,
danke für das positive Feedback. Aus reinem Interesse: Wie lange hast Du vom Bahnhof zum Flugplatz gebraucht?
Hi Frank,
es waren ca. 4,7 km bis zum Platz. Nach ca. 45 Min war ich da. Habe mir auch etwas Zeit gelassen um etwas von der Natur zu sehen. Komme schließlich nicht oft dort vorbei. War auch einfach vom Hauptbahnhof zum Platz zu kommen. Vom Anfang des Querweg ging es eigendlich nur noch geradeaus bis zum Platz. An der Landebahn vorbei und den ersten Feldweg bis zu den Gebäuden.
Gruß Bodo
Na, das geht ja, wenn man gut zu Fuß ist. 😉