Die Halbzeitpause meines Reisebereichtes haben wir nun passiert. Wir waren jetzt schon bei Kenn Borek Air in Calgary und dem Museum of Flight am Boeing Field in Seattle. Nun wird es etwas spezieller, Airbus Fans sollten hier jetzt besser nicht mehr weiterlesen. Wie im zweiten Teil meines Reiseberichts angekündigt, habe ich mich ins Auto gesetzt und bin gut 40 Minuten in einen Ort nördlich von Seattle gefahren. Die Stadt Everett sollte nicht nur Boeing Fans ein Begriff sein.

- Anzeige -

Die Interstate 5N, welche Seattle und Vancouver verbindet und sich in südlicher Richtung an Sacramento vorbei bis nach Los Angeles und San Diego schlängelt, macht in nördlicher Richtung auch einen Halt in Everett. Dort liegt die Geburtsstätte von allen Boeing Flugzeugen. Von der ersten Boeing 737-100 bis hin zur Boeing 787 Dreamliner wird die Endmontage hier in den heiligen Hallen der Boeing Factory am Paine Field Airport erledigt. Sonderarbeiten werden, wie in Teil 2 erwähnt, am King County International Airport, dem Boeing Field in Seattle, erledigt. Doch nun zurück nach Everett.

Um eine Tour durch die heiligen Hallen von Boeing zu bekommen, sollte man sich online sein Ticket zur Werksführung reservieren. Eigentlich hatte ich vor, das Werk in Everett am 8.7.2014 zu besuchen, doch aufgrund eines Fußballspieles während der WM 2014, der 1:7 Sieg gegen Brasilien, musste ich meine Tour verschieben. Auch wenn ich sonst Fußball nur einen sehr geringen Stellenwert zuteil kommen lasse, zur WM bin ich dann doch ein Fan.

Schon während der Fahrt zum „Future of Flight Aviation Center“, dem Boeing Besucherzentrum am Paine Field Airport, wird einem klar: hier dreht sich alles nur um den Flugzeughersteller. Dort werden die Boeing 747, 767, 777 und 787 gebaut. Die Boeing 737 hingegen wird am Renton Minicipal Airport produziert. Dieser befindet sich in Seattle, Renton östlich zwischen dem Seattle-Tacoma International Airports und dem Boeing Field. Das Besucherzentrum befindet sich auf Höhe der Landebahn 16R, dort liegt auch der Frachtladeplatz der Boeing 747 Dreamlifter Flotte, dazu aber später mehr.

Nach einer kurzen Parkplatzsuche und einem kleinen Blick über das Gelände, übersäht von 787 Dreamlinern, geht es auch schon in das kubische Betongebäude. Entlang der kleinen Flieger am Boden wird der Besucher direkt zum Eingang der Werkstour geführt. Da auf der Werksführung leider Gegenstände wie Geldbeutel, Rucksäcke, Kameras, Camcorder, Ferngläser, Telefone und auch Messer und Schusswaffen verboten sind, gibt es von meiner Seite aus leider keine Bilder aus dem Inneren der Werkshallen.

Nach einem kurzen aber ausführlichen Sicherheitscheck geht es in einen großen Kinosaal, dort wird dem Besucher die Geschichte hinter Boeing und der Fabrik in Everett näher gebracht. An den Sitzen befinden sich Nummern, anhand derer die Besucher dann auf die Busse aufgeteilt werden. Auf einer schmalen Straße entlang der Runway 16R geht es auf die andere Seite zu der gigantischen Werkshalle. Dort angekommen steigt man aus dem Bus aus und läuft über gelbe Bodenmarkierungen, diese sollten möglichst nicht verlassen werden, sonst wird man direkt ermahnt, über unterirdische Versorgungs- und Fluchttunnel zu den Besucherplattformen. Diese Aussichtsplattformen, welche sich nahe der Hallendecke befinden, werden über riesige Fracht/Personenaufzüge erreicht. Von dort oben hat man einen atemberaubenden Blick über die einzelnen Arbeitsabschnitte.

Die erste Station auf der Besichtigungstour ist die Boeing 747 Assembly Line. Es ist schon sehr interessant zu sehen, wie eine Boeing 747-8i entsteht. Ich weiß nicht, ob ihr es schon wusstet, aber das erste Teil, was bei einer Boeing 747 entsteht, ist das Cockpit. Dieses wird komplett montiert und dann auf den untere Teil der Fuselage aufgesetzt. Die langsam wachsenden Teile fahren dann einmal im Kreis herum, bis am Ende eine fertige Boeing 747-8i aus der Halle gezogen werden kann.

Die Boeing 747-8i Intercontinental wurde eigentlich primär nur als Frachtmaschine (747-8F) gedacht und entworfen. Auf Nachfrage der Lufthansa, ob es diese Frachtmaschine nicht auch als Passagierversion geben würde, wurde die Boeing 747-8i in den Produktkatalog aufgenommen. Im hinteren Bereich des vorderen Teils der Halle befindet sich die Boeing 767 Assembly Line. Leider hat der Boeing Besucher zu diesem Bereich der Werkshalle keinen Zugang und kann dies nur aus der Ferne betrachten. Anhand von Tafeln entlang des Balkons wird jeder einzelne Arbeitsschritt erklärt. Natürlich vermittelt einem der Tour-Guide auch Interessantes über Boeing und steht auch für allerlei Fragen zur Verfügung.

Um zur Assemly Line der 777 und 787 zu kommen, geht es nun wieder zurück in den Aufzug, dieser fasst aufgrund seiner immensen Größe die gesamte Tourgruppe problemlos, in den Versorgungstunnel (hier könnte auch eine zweispurige Straße hineinpassen) zurück in den Bus. Nach einer kurzen Fahrstrecke von nur 400 Metern kann dieser auch schon wieder verlassen werden. Raus aus dem auf 17°C heruntergekühlten Bus hinaus in die Sommerhitze, um dann kurze Zeit später wieder in den unterirdischen Versorgungstunnel zu verschwinden.

Die Werkshallen, also die Boeing Factory Line, sind aufgrund des Wetters in und um Seattle und der Größe des zu kühlenden Bereichs nicht klimatisiert! Auf in den Aufzug und hinauf zur nächste Aussichtsplattform. Von dort oben sieht man rechterhand des Laufweges die Assembly Line der Boeing 777 und linkerhand die der Boeing 787. Der Rumpf dieser beiden Flugzeuge wird erst ziemlich spät mit den Flügeln zusammengeführt, dies dient der Platzersparnis. Auch hier gibt einem der Guide wieder interessante Informationen zum Zusammenbau und der Geschichte der Flugzeuge. Da niemand Spoiler mag werde ich hier auch nicht mehr verraten, seht es euch einfach selbst an!

Den Abschluss der 90 minütigen Tour bildet dann, ähnlich wie in einem Freizeitpark, ein riesiger Shop. Hier findet der Boeing Fan von T-Shirts, Magneten, Taschen und Modellflugzeugen alles, was das Herz begehrt und der Geldbeutel zulässt.

Hier noch ein paar interessante Fakten: Die Werkshalle in Everett ist das größte Gebäude der Welt, das ist mit Abmessungen von ca. 500m Länge und 700m Breite bei einem Gesamtvolumen von rund 13,4 Millionen Kubikmetern auch kein Wunder. Das Tunnelnetz unter der Fabrik, welches auch die Besucher während der Führung nutzen, beläuft sich auf ganze 3,6 Kilometer. Dies ist besonders im Winter für die Angestellten ein Vorteil, da diese die Werkshalle nicht verlassen müssen, um von A nach B zu kommen. Auch ist das Boeing Werk aufgrund der Größe ein eigener kleiner Stadtteil mit eigener Feuerwache, eigenem Krankenhaus und eigenem Elektrizitäts- und Wasserwerk. Nebenbei ist das Bild auf den sechs Werkstoren das größte digitale Wandgemälde der Welt.

Zurück im „Future of Flight Aviation Center“ kann dann noch eine Art kleines Museum besucht werden. Dort stehen zum Beispiel das Seitenleitwerk einer 747-8i sowie die Triebwerke der 747-8, der 777 und der 787 komplett nackt, die Technik im Inneren kann also genau begutachtet werden.

Die Fuselage der 787 und 737 sowie der 737BBJ kann dort ebenfalls betrachtet werden. Das Spielen im Cockpit einer alten 737 und mit der neuartigen Fensterdimmung der 787 darf natürlich auch nicht fehlen. An der Decke hängen Länderflaggen und diverse Prototypen. Von der Aussichtsterrasse kann man mit viel Glück auch eine Boeing 747 Dreamlifter beim Umladen in ihrer natürlichen Umgebung betrachten. Denn direkt neben der „Future of Flight“ befindet sich das „Dreamlifter Operations Center“. Ich kann euch sagen, dieser Frachtflieger ist nicht nur schön anzusehen und liefert fertige Teile für die 787, nein er ist auch besonders laut! Mit dem startenden Dreamlifter endet auch schon der Tag in Everett und leider auch an der Westküste.

In Teil 4, dem letzten Teil meines Reiseberichtes, geht es von San Francisco aus, an die Great Lakes nach Chicago, denn dort wartet 150km nördlich schon Oshkosh.

Autor

Wann ich mit der Flugsimulation begonnen habe kann ich nicht mehr genau sagen, ist aber jedenfalls schon ein paar Jahre her. 2009 habe ich mein keines ein Mann Studio "Cheesy Simulations" eröffnet und bin seither in der Entwickler-/Painterszene aktiv. Neben der Entwicklung eigener Inhalte bin ich unter anderem auch für Aerosoft, ORBX/FTX, LimeSim, 29Palms und weitere Entwickler als Betatester tätig. Für flusinews betreue ich hauptsächlich den flusinews.de Livestream!

Anmerkung dazu? Schreibe hier einen Kommentar.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Tagesaktuelle Nachrichten zur Flugsimulation findest du derzeit im Flusiboard.
close