„Hjertelig velkommen i Lofoten“ – herzlich willkommen auf den Lofoten. Im neuesten Werk – Svolvær – von Jo Erlend Sund (und Simen Nygaard), den wir schon von Tromsø X kennen, geht es auf die wunderschöne Inselkette der Lofoten in Nordnorwegen. Dort warten viele und steile Berge, lange Winter, Schnee, aber auch ein wunderbar grüner Sommer. An so einem Ort einen Flugplatz zu modellieren, eingebettet in eine faszinierende Küstenlandschaft, muss eine enorme Herausforderung gewesen sein. Dass diese Szenerie nicht nur Schönheiten, sondern auch Macken hat, erfahrt ihr unter Weiterlesen.

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Fakten vorab

Die Lofoten bestehen aus rund 80 Inseln und erstrecken sich von der nordnorwegischen Küste bis weit in den Nordatlantik hinein. Eine der größten Städte der Region ist Svolvær, ein wichtiges Industriezentrum und auch Haltepunkt der bekannten Hurtigruten-Schiffe. Es ist sicher nicht leicht gewesen, auf den eiszeitlich geprägten Inseln geeignete Plätze zum Anlegen von Landebahnen zu finden, aber nur wenige Kilometer außerhalb Svolværs hat man 1972 eine kurze, etwas über einen Kilometer lange Bahn und ein kleines Terminal errichtet, den hier dargestellten Flughafen. Er wird hauptsächlich von den sturmerprobten Wiederøe-Piloten angeflogen und die Verbindungen bestehen in saisonal sehr unterschiedlicher Dichte hauptsächlich aus nordnorwegischen Inlandsflügen.

Die Svolvær Szenerie, welche die Darstellung sowohl von Flughafen als auch Umgebung beinhaltet, kostet bei Aerosoft 14,95€, ist ausschließlich als Download erhältlich und laut Publisher kompatibel zu FSX, FSX:SE und Prepar3D (v2 und v3).

Die Umgebung

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Der Flughafen von Svolvær liegt unmittelbar am Wasser und hat zwei sehr unterschiedliche Anflüge. Zum einen kann man direkt vom Wasser aus einschweben oder man wählt den interessanteren Approach von der Bergseite aus. Bereits hier kann man (und das modelliert das in der Szenerie enthaltene Mesh ganz ordentlich) die typischen Bergformationen der Inselkette wahrnehmen. Die direkte Flughafenumgebung ist sehr kleinteilig und mit Blick fürs Detail ausgestaltet. Kleine, seichte Buchten, Zufahrtsstraßen, und besonders die fotorealistische Darstellung der Felsenküste sind sehr gelungen.

Umso bitterer ist es darum, wenn man den mehr als deutlichen Übergang von der Szenerie zur Umgebung sowohl zu Land (grau zu grün) als auch zu Wasser (drei deutlich sichtbare Farbstufen rund um den Flughafen) wahrnimmt. Der zieht sich wie ein Strich durch die Landschaft und verleidet das sonst sehr gelungene Gesamterscheinungsbild. Beim Flug über die zahlreichen Bergkämme bieten sich nichtsdestotrotz immer wieder spektakuläre Bilder. Leider fällt aber gerade bei Überflügen ein gewisses Maß an Ungenauigkeit in der Darstellung auf.

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So ist die stadtabgewandte Seite der großen Felsformation stets im Schatten, sprich: zwar fotorealistisch dargestellt, aber eben mit einem schattigen Original. Das ist leider ziemlich störend und unschön. Hinzu kommt, dass an den eigentlich schön geformten Buchten und Stränden der Felsenküste eine ziemlich unterdurchschnittliche Wellenanimation verwendet bzw. diese nicht konsequent positioniert wurde. Da geht es rund wie im Malstrom von Jules Verne und den gibt es zwar wirklich, er liegt aber etwa 100 Kilometer weiter westlich.

Fliegt man zur Stadt Svolvær hinüber, ist der Gesamteindruck erstmal super. Aber wenn man sich genauer umsieht, fällt trotz genauer Konfiguration laut Handbuch auf, dass Häuser quer über Straßenzüge stehen, falsch proportioniert sind, über Hügel hängen oder einfach nur in der Luft schweben. Klar geht man mit einem Flieger nicht mitten in der Stadt spazieren, aber vielleicht sollte der Entwickler einen besseren Mittelweg zwischen Fotorealismus und Autogenplatzierung finden, denn leider wirkt die gesamte Szenerie durch diese Schwächen etwas zu sehr gewollt und etwas zu wenig gekonnt. Das ist schade und auch für knapp 15 Euro nicht zu verschmerzen.

Nachts macht die Szenerie eine gute Figur, der etwas überbeleuchtete Eindruck der Stadt entspricht durchaus der norwegischen, stromverschwendenden Wirklichkeit. Allenfalls die unter Dauer“befeuerung“ stehende Landstraße zwischen Flughafen und Stadt wirkt doch etwas zu großstädtisch.

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Der Stadt wurden einige Sehenswürdigkeiten spendiert…

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…, die Autogenplatzierung ist aber leider mangelhaft.

Jahreszeiten wiederum kommen in der Szenerie gut zur Geltung und müssen schon lange nicht mehr von Hand konfiguriert werden, wie noch bei Tromsø X üblich. Allerdings hätte es hier weniger Schneedichte auch getan, die Küste liegt ja mitten in den Golfstromausläufern. Der Sinn von Schnee auf steilsten Bergflanken erschließt sich dem Autor zwar nicht, hier ist der Fehler aber sicher beim Flugsimulator selbst zu suchen. Warum im Frühling allerdings bunt gefärbte Bäume am Flughafen stehen, ist auch mit dem Golfstrom nicht zu erklären.

Der Flughafen

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An der Darstellung des Flughafengeländes gibt es nichts auszusetzen. Sogar eine geneigte Runway wurde implementiert und macht den An- und Abflug interessant. Alle Lichtmasten und Befeuerungseinrichtungen stehen dort, wo sie sollen und im mitgelieferten Konfigurator lässt sich Detailgrad und Auflösung übrigens der gesamten Szenerie regeln. So findet man wehende Fahnen, eine statische Wiederøe-Dash, herumlaufende oder sich langweilende Mitarbeiter und ein gut modelliertes, aber menschenleeres Terminal vor.

Die Nachtstimmung wird durch Lichtkegel und sorgfältige Ausleuchtung abgerundet und lässt keine Wünsche offen. Die leere Tristesse auf dem Vorfeld ist authentisch und deshalb kein Kritikpunkt. Im Winter wirkt der Platz etwas zu aufgeräumt, hier hätten vielleicht Schneehaufen wie in Tromsø das gelungene Bild noch verstärkt.

Die Performance

Das etwas angeschlagene Testsystem hatte mit dieser Szenerie keine Mühe, im Gegenteil: es wurden zum ersten Mal alle Regler auf Anschlag gestellt, ohne nennenswerte Verluste. Ohnehin ist der Flughafen ja nicht für ressourcenfressende 737-Anflüge geeignet. Mit Hinblick auf die Framerates ist hier also rein gar nichts auszusetzen.

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Der eigentlich recht sanfte Übergang zu ftx Norway ist durch die unterschiedlichen Farbtöne klar sichtbar.

Das Fazit

Wer viel im Norden Europas unterwegs ist, ein VFR-Fan ist oder einer werden möchte, wer windige, nebelige, schneeverwehte Herausforderungen beim Anflug sucht und sich vor einer GPWS-Meldung nicht scheut, der ist auf den Lofoten und in dieser Szenerie richtig und der wird seine Freude damit haben. Wer allerdings einen Blick fürs Detail hat und tief-, sehr tieffliegt, der muss über einige Ungereimtheiten von Svolvær X hinwegblicken und sich auf die Schönheiten der Landschaft konzentrieren können.

Denn auch wenn der Preis der Software eher im Mittelfeld angesetzt ist, sollte man nicht vergessen, was man erwarten kann. Leider enttäuscht die Szenerie hier in drei entscheidenden Punkten: der Übergang zur Umgebungsszenerie, der schlechten Autogenplatzierung und die unzureichend oder nicht zu Ende bearbeitete Fototapete, das ist sehr schade, auch für 15 Euro.

 

Entwickler:Jo Erlend Sund, Simen Nygaard/ Aerosoft
Lizenz:Payware
Preis:14,95€
Erscheinungsjahr:2015
FS-Version(en):FSX, FSX:SE, Prepar3D v2/3
Produktseite:Aerosoft-Shop

Pro

  • sehr gutes Flughafenlayout
  • guter Szeneriekonfigurator
  • geneigte Runway
  • gut modellierte Küstenlinie

Contra

  • deutlich sichtbarer Übergang zwischen Szenerie und Umgebung (FTX Norway)
  • Fehler in der Autogenplatzierung
  • nicht entfernte Schattierung der Bergflanken

Auszeichnungen

– keine

Jens Leuteritz für flusinews.de

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Testsystem

Computer: Desktop-PC
Hersteller: Eigenbau
Betriebssystem: Windows 7 Home Premium, 64bit
verwendete Flusi Version: FSX, SP II
Mainboard: MSI MS-7693
Prozessor: AMD FX(tm)-6300 Six-Core Processor, 3,5 Ghz
Arbeitsspeicher: 8192MB RAM
Grafik: AMD Radeon R9 200 Series
Festplatte (OS): Adata SP900 SATA, 120GB
Festplatte (FSX): WDC WD10 EZEX-00BN5A0 SATA, 1TB

Weitere HD-Bilder

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Autor

Mein Name ist Jens Leuteritz und ich bin seit Anfang 2015 bei flusinews.de dabei. Meine Flugsimulatorlaufbahn teilt sich in zwei Abschnitte auf: Als Jugendlicher fesselten mich vor allem der FS2002 und der FS9, und nach etlichen Jahren fliegerischer Abstinenz stieg ich dann 2014 mit dem FSX und zahlreichen Add-Ons wieder voll ins „Geschäft" ein. Die Fülle an Szenerien und professionellen Fliegern, aber auch die riesige Community reizten mich, die Erfahrungen anderer Nutzer nicht nur zu konsumieren, sondern selbst mit Tests und Reviews zum Auskommen der Szene beizutragen. Um meine Brötchen zu verdienen, arbeite ich nach dem Studium mittlerweile als Fahrdienstleiter bei der DB Netz AG und gebe, wie es im Jobportal heißt, „Zügen Regieanweisungen“. Im Flightsimulator reizen mich vor allem die Landschaftsdarstellungen der nördlichen Hemisphäre, die ich immer wieder mit großen und kleinen Fliegern unter die Lupe nehme. Von hochdetaillierten Airlinern und virtuellen Airlines habe ich mich mittlerweile aufgrund der schwachen Performancestruktur des FSX distanziert und bin nun fast nur noch als GA unterwegs.

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