„Zisch“, da knallten die Korken. Und zu feiern gab es keinen geringen Anlass. Nachdem der Simulator Verein Rhein-Neckar Ende September erst ein Jahr alt wurde, gibt es nämlich bereits Zuwachs: Dieses Mal ist eine Französin im Spiel. Wir waren beim großen Überführungsflug des neuen A320-Simulators am City-Airport Mannheim dabei und wissen nun auch, dass Airbus A320 und Boeing 737 heimlich eben doch Freunde sind. Unser Bericht unter „Weiterlesen“.

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Freitagabend, 1802 Zulu. Am verhältnismäßig kleinen Cityairport Mannheim laufen die letzten Vorbereitung an einem fabrikneuen Airbus A320. Wer jetzt stutzig wird, darf gleich aufatmen. Hinter der Tür eines smarten Containerkomplexes verbirgt sich nämlich der Simulator Verein Rhein-Neckar (SVRN). Im September 2014 mit 20 Personen gestartet, hat sich die Mitgliederzahl zwischenzeitig verdoppelt. Vereinsvorsitzender André K. Aepfelbach hat uns zum Ferry-Flight ihres neuen A320-Simulators eingeladen, wir sind dem Ruf nach Mannheim, äh Toulouse, ähm eigentlich doch „Mannheim“ gefolgt.

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Nur noch wenige Minuten bis zum geplanten Start, doch irgendwie gibt es noch ein paar Probleme am neuen Simulator. „Das ist wie bei einem Auto, das lernt man erst beim Fahren so richtig kennen, nicht bereits im Showroom“ scherzt Ingo Müller, stellvertretender Präsident und technischer Leiter des jungen Vereins. Er wird in der Rolle des F/O den Überführungsflug gemeinsam mit Julian Bittinger als Kapitän (Flottenchef A320 im Verein) durchführen. Trotzdem wirkt alles noch ein bisschen provisorisch, beim Verein gibt man sich locker: „Wir haben im Moment noch ein Saitek-Radio-Panel verbaut, eines des A320 haben wir zwar bereits besorgt, konnten es aber in der Kürze der Zeit leider noch nicht einbauen“ erklärte mir André kurz nach der Ankunft. Eines wird aber sofort klar: Hier wird nicht auf Vereinsmeierei und Fachmännischkeit ohne jeglichen Millimeter Spielraum geachtet, höchsten Stellenwert hat der Spaß am Hobby. Trotzdem legt man natürlich auf das Fliegen in der Gemeinschaft gleichermaßen Wert, wie auf die professionelle Durchführung der Flüge nach realem Vorbild.

Freunde begleiten einander

Aber irgendwann läuft er doch, der fabrikneue A320. Zwar flackert die extra heruntergeladene Toulouse-Freeware-Szenerie beim Taxeln noch hier und da den Rollweg komplett weg, aber irgendwie klappt das Finden des Runways dann doch. Einige kleine Irrfahrten auf dem Taxiway und einen verdutzten Vatsim-Controller später hebt sich der Simulator dann in die virtuellen Lüfte. Leider ohne Bewegungen, die den Flug auch spürbar machen würden, aber die riesige, von drei Beamern bestrahlte, Leinwand erzeugt eine nahezu perfekte Illusion.

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Die richtigen Moves hingegen bietet der Boeing 737-Simulator, der gleich nebenan steht. Und wie es sich für echte Freunde gehört, begleitet sie den A320 auf seinem Weg von Toulouse nach Frankfurt. Am Steuer: Bernd Seeger (Instructor 737) als Erster Offizier und Kapitän Axel Reinemuth, als Flottenchef 737 im Verein tätig.

Kapazitäten für etwa 100 Mitglieder vorhanden

Da nach dem Start alles reibungslos läuft, bleibt Zeit, den Container etwas zu erkunden. Neben dem A320- und 737-Simulator gibt es noch das bereits relativ bekannte Twin-Otter Homecockpit sowie einen F242 Frasca Simulator aus Beständen einer Schweizer Fluggesellschaft, der derzeit allerdings als reiner IFR-Trainer fungiert und (noch) über keine Visualisierung verfügt. Eine kleine Controller-Station sorgt darüber hinaus dafür, dass es immer dann Lotsen im Vatsim-Frankfurt gibt, wenn der Simulator Verein zu den nächsten Flügen warm läuft.

Ein weiterer Simulator war notwendig, denn der Verein braucht noch ein paar Mitglieder mehr, um gut bestehen zu können. Derzeit zählt man 40, Kapazitäten wären aber für etwa 100 Mitglieder da. Dabei spielt es keine Rolle, ob man in unmittelbarer Nähe wohnt, oder doch einige Kilometer zur Anreise bewältigen muss. „Wir haben auch ein paar Fernmitglieder, die kommen dann eben nicht ganz soo häufig“ erzählt mir André während dem Überführungsflug.

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Nach erfolgreicher Überführung lässt Ingo Müller die Korken knallen.

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Und kurz danach wird feierlich angestoßen.

Nach einem niedrigen Überflug der Bahn mit oblegatorischem Flügel-Wackeln und einer Platzrunde geht dann alles plötzlich ziemlich schnell: Gekonnt setzen beide den Airbus sanft in Frankfurt auf, der Überführungsflug ist gemeistert. Nachdem alle am Gate stehen, die Flugzeuge nach Checklist und Vorschrift abgestellt haben dann der feierliche Teil: Passend mit französischem Sekt wird angestoßen, die bestellte Pizza trudelt kurz darauf ein: Alles in allem ein interessanter und in erster Linie gelungener Abend im Container am Mannheimer City-Airport.

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Weitere Informationen zum Simulator Verein Rhein-Neckar gibt es auf der offiziellen Internetseite des Vereins, svrn.de. Wir bedanken uns für die Einladung sowie die kleinen Einblicke hinter die Kulissen.

Sascha Schreck für flusinews.de

Autor

Hallo, ich bin Sascha und habe flusinews.de im April 2010 gegründet. Damals noch im Alleingang habe ich die Seite über ein Jahr als One-Man-Show gefeiert. Aber da zwei geile Jungs besser sind als nur einer, kam dann auch schon Frank mit dazu. Heute sind wir... Deutlich mehr.

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