Als Just Flight Ende April die Fokker F27 Friendship für den FSX und Prepar3D veröffentlichte, zeichnete sich in der Flusi-Szene bereits ein recht großes Interesse ab – Turboprop-Maschinen dieser Größe sind immer noch relativ rar. Wir haben uns den Kultflieger angeschaut und ihn für gut befunden: Modell, Sound, Flugdynamiken und Texturen wissen größtenteils zu überzeugen. Bei den Systemen muss man allerdings mit Abstrichen leben können. In wenigen Worten: Ein perfekter Feierabendflieger. Mehr dazu in diesem Add-On Check.

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Fakten vorab

Mit der Fokker F27 Friendship veröffentlichte Just Flight ein bekanntes niederländisches Turboprop-Flugzeug aus den 50er Jahren, das 586 Mal gebaut wurde und als Nachfolger für die DC3 angedacht war. Für das 3D-Modell der zweimotorigen Maschine war jedoch Aeroplane Heaven verantwortlich, es handelt sich hier also nicht um eine reine Just Flight Eigenentwicklung wie z.B. die Canberra.

Zu einen Preis von rund 31€ kann das Add-On für den FSX und Prepar3D derzeit bei Just Flight als Download-Version erworben werden, für die Installation wird eine aktive Internetverbindung benötigt. Ein 68 Seiten langes PDF-Handbuch erklärt auf Englisch alle relevanten Bedienelemente und Systeme.

Das Flugzeug

Just Flight Fokker F27 AOC Bild 06

Von außen betrachtet kommt bei der Flusi-Umsetzung der F27 sofort das richtige „Fokker-Feeling“ auf – die Proportionen wurden äußerst gut getroffen, auch kleine Details haben die Designer nicht vernachlässigt. So wurden beispielsweise winzige Gestänge am Fahrwerk und das Kabel für das Taxilight am Frontfahrwerk modelliert, durch die Fenster kann man die Sitze im Innenraum der Kabine sehen. Auch die Piloten sehen sehr gelungen aus, am Boden lassen sich Bremsklötze, eine Ground-Power-Unit (GPU), Frachtcontainer, eine Passagierbrücke sowie ein Bodenfahrzeug einblenden.

Die Texturen sind angenehm scharf und wurden außerdem mit reichlich Schmutz – unter anderem hinter dem Abgasrohr sowie an den Fenster – versehen. Mittels Bump-Maps werden die zahlreichen Nieten am Flugzeugrumpf realistisch dargestellt. Das alles kann aber leider nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Texturen an vielen Stellen sehr gekünstelt wirken – man hat das Gefühl, die Fokker bestünde aus Plastik statt aus Metall.

Auch das virtuelle Cockpit kann sich dank überzeugendem Design sehen lassen; 3D-Instrumente, verschiedenfarbige Lämpchen sowie zahlreiche Schalter und Knöpfe prägen den Arbeitsplatz des Fokker-Piloten. Dabei wurde die Ausstattung komplett analog gehalten, nicht einmal ein digitales Radio wurde eingebaut – perfekt für Fans von Vintage-Flugzeugen. Wer eine virtuelle Kabine erwartet hat, wird allerdings enttäuscht.

Einige Animationen wurden ebenfalls eingebaut: Die Fenster lassen sich öffnen, darüber hinaus funktionieren auch die Scheibenwischer. Schade nur, dass sich die Armlehnen nicht hochklappen lassen – verhindern diese doch die Sicht auf Teile des Pedestal. Wie bereits beim Außenmodell hinterlassen die Texturen auch im Cockpit einen eher gemischten Eindruck: Zwar sind sie grundsätzlich gelungen, doch stellenweise wirken sie einfach zu künstlich. Auf der anderen Seite sind die Abnutzungsspuren an vielen Stellen äußerst gekonnt umgesetzt worden.

Nachtrag: Mit dem aktuellen Update lassen sich auch die Armlehnen hochklappen.

Systeme und Flugdynamiken

Just Flight Fokker F27 AOC Bild 18

Bei den Systemen der Friendship hat man sich auf das Wesentliche konzentriert und spezielle Funktionen wie die Wassereinspritzung oder die Feineinstellung des Treibstoffflusses (Fuel Trimming) nicht umgesetzt. Dies trübt Gesamtbild aber kaum, denn die wichtigsten Dinge wie etwa die HPC-Lever (High Pressure Cock, quasi die Propeller-Hebel) sowie der eher rudimentäre Autopilot lassen sich ohne Probleme bedienen. Allerdings wurde der Speed-Hold-Modus nicht korrekt programmiert – anstatt die Geschwindigkeit über Höhenänderung zu halten, simulierten die Entwickler einen Autothrottle. Den hat die Maschine aber nicht. Just Flight kündigte jedoch bereits an, diesen Fehler mit einem Update zu beheben.

Nachtrag: Der Autothrottle-Bug wurde von JustFlight mit dem aktuellen Update behoben.

In Sachen Flugdynamiken kann die F27 überzeugen, sie kommt aber ohne große Spezialeffekte daher. Die Maschine fliegt sich etwas schwerfällig, wie man es von einer alten Turboprop erwarten würde- tatsächlich ist es nicht ganz einfach, die Fokker auf Kurs zu bringen, da muss ordentlich mit dem Yoke gearbeitet werden. Auch die Leistung der Turbinen kommt realistisch herüber, nicht sonderlich stark wie so manches „Powerbündel“, aber auch nicht untermotorisiert. Selbst auf kürzeren Pisten kann man problemlos starten.

Allerdings wurde offenbar vergessen, die Funktion des Umkehrschubes zu deaktivieren – mit der Tastenkombination F2 kann dieser nämlich aktiviert werden, auch wenn die reale F27 keinen Reverser besitzt und sich der Schubhebel im Cockpit nicht weiter bewegt.

Sound und Performance

Just Flight Fokker F27 AOC Bild 20

Richtiges Turboprop-Feeling kann nur mit dem passenden Sound aufkommen – hier hat Just Flight tadellos gearbeitet. Die Geräuschkulisse der Rolls-Royce Dart Turbinen kommt sehr authentisch daher – sowohl im Cockpit als auch in der Außenansicht. Beim Startup und Shutdown wird die hohe Qualität des Soundsets besonders deutlich. Darüber hinaus sorgen die schon längst zum Standard gehörenden Klicksounds für ein hinreichendes, audiovisuelles Gefühl auf dem virtuellen Pilotensitz.

Da die Fokker 27 weder Texturen mit übermäßig hoher Auflösung, noch eine virtuelle Kabine oder anderen, die Bildwiederholungsrate und den Speicher belastenden Schnickschnack besitzt, läuft sie auch merklich flüssiger als vergleichbares Fluggerät anderer Hersteller (beispielsweise Carenado). So lassen sich auch komplexe Flughafen-Szenerien ohne unangenehme OOM-Unterbrechung anfliegen.

Das Fazit

Mit der Fokker F27 Friendship hat Just Flight ein wirklich tolles Flugzeug für den FSX und Prepar3D geschaffen, was besonders von Hand fliegende Piloten ansprechen dürfte. Die Maschine ist perfekt als Zubringer für Kurzstrecken geeignet und ein gewisser Spaßfaktor beim Fliegen lässt sich definitiv nicht abstreiten.

Wer am Feierabend einmal ausspannen will, ohne sich erst mühsam in komplexe Avionik-Systeme einarbeiten zu müssen, der ist mit diesem Add-On sehr gut bedient. Dafür sorgen das nette Modell – wenngleich bei den Texturen noch Luft nach oben ist, die überzeugenden Flugdynamiken und nicht zuletzt das Soundset. Kurzum: Für alle virtuellen Piloten, bei denen im Cockpit noch echte Handarbeit angesagt ist, lohnt sich der Kauf trotz des ein paar Euro zu teuren Preises ganz bestimmt.

Entwickler:Just Flight
Lizenz:Payware
Preis:30,95€
Erscheinungsjahr:2015
FS-Version(en):FSX, Prepar3D v2
Produktseite:Just Flight Shop

Pro

  • sehr gutes 3D-Modell
  • authentische Flugdynamiken
  • ausgezeichnetes Sound-Set
  • hoher Spaßfaktor

Contra

  • Texturen könnten an mehreren Stellen besser sein
  • eher oberflächliche Systemumsetzung
  • kleine Bugs

Auszeichnungen

-keine

 

Frank Kuhn für flusinews.de

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Testsystem

Computer-Art: Desktop-PC

Hersteller, Produktbezeichnung: HP, Pavillion Slimline
Betriebssystem: Windows Vista Home Premium 64 Bit, Direct X9/X10
verwendete Flusi Version: FSX Gold

Prozessor: Core 2 Duo E7400 2x 2.80GHz
Arbeitsspeicher: 8GB
Grafik: NVidia GeForce GT 220
Festplatte: 640GB SATA 3,0 GB/Sekunde

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Autor

Hallo, ich bin Frank und schreibe seit 2011 für flusinews.de. Damals war unsere Website ein kleines Hobbyprojekt, heute eine wichtige Stimme in der Flugsimulator-Szene – auch wenn wir immer noch in unserer Freizeit schreiben. Auf flusinews.de kümmere ich mich um alles, was irgendwie mit Inhalten zu tun hat. Am liebsten schreibe ich ausführliche Hintergrundberichte über Themen, welche die Szene bewegen.

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