In seinem Artikel meint Sascha Schreck, dass aus der FS Konferenz „ein bisschen die Luft raus“ ist. Stimmt: Tatsächlich hat die Veranstaltung sicherlich schon bessere Zeiten gesehen und es gibt definitiv einige Punkte, die man verbessern kann, ja sogar verbessern muss! Trotzdem: Die Reise nach Paderborn hat sich gelohnt – nicht etwa wegen der Vorträge, aber es gab andere Gründe, die für einen Besuch sprachen. Die andere Seite der FS Konferenz – hier in diesem Artikel!
Warum hat es sich gelohnt, die FS Konferenz zu besuchen? Viele Teilnehmer sind da einer Meinung: Es geht nicht um die Neuigkeiten oder die Vorträge. Das Zusammentreffen von Gleichgesinnten, der Austausch über Themen rund um die Flugsimulation, steht für die meisten bei einem Besuch der Veranstaltung im Vordergrund. Und tatsächlich: Viele interessante Gespräche kamen zustande. Jörg Dannenberg, Thomas Röhl, Günter Kraemer sowie Yves Graf von FlightPort, Mitglieder der German Air Express VA und viele andere schauten unter bei uns vorbei und ließen sich auf einen kürzeren oder längeren Plausch ein. Claudia und Bert vom FS Magazin waren wie immer gut gelaunt mit ihrem Stand vertreten. Es ist zweifelsohne ein tolles Erlebnis, die sonst nur aus dem Internet bekannten FS-Benutzer auch einmal in der Realität zu treffen.
Darüber hinaus waren auch einige Personen anwesend, welche nach einer längeren Auszeit nach dem aktuellen Stand der Dinge informieren wollten. „Wie sieht das jetzt aus mit Prepar3D?“, „Ich würde gerne Hubschrauber fliegen, was kann man da empfehlen?“ oder „Welche Add-Ons gehören denn so zur Grundaustattung, wenn ich jetzt mit Prepar3D neu einsteigen will?“, dies waren nur einige der Fragen, welche Besucher uns gestellt haben. Da wird auch klar, dass die Community die FS Konferenz ganz dringend braucht – Informationen aus dem Internet dringen nicht zu allen Interessierten vor. Rund eine halbe Stunde klärte Daniel einen Wiedereinsteiger über ftx Global und aktuelle Wetterprogramme auf – „Die ganze Hardware habe ich noch zu Hause stehen, aber zur Software muss ich mich erstmal informieren. Der FSX läuft ja auch nicht vernünftig“, sagte der Besucher. Für diese Mitglieder der Community war die Veranstaltung also sicherlich von sehr hoher Bedeutung und ich lehne mich ganz bestimmt nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte: Es war ein gutes Gefühl, diesen Menschen geholfen zu haben, welche sich von den vielen Eindrücken der Konferenz teilweise komplett überrollt fühlten. Die Relevanz der FS Konferenz sollte also nicht unterschätzt werden – sie bietet womöglich mehr Potenzial, Begeisterte in den Bann der Flugsimulation zu ziehen als gedacht.
Neue Produkte gab es selbstverständlich auch zu bestaunen – da sollte besonders Just Flight genannt werden. Deren Stand war zwar sehr abseits vom Schuss, aber man konnte die Fokker-27 sowie den Tornado GR.1 begutachten. Die Entwickler beantworteten alle Fragen und haben jeden Interessierten nach kurzer Zeit aufgefordert, den Joystick doch einmal selbst in die Hand zu nehmen. Darüber hinaus gab es Rabattgutscheine für beide Produkte; in Höhe von 20%.
Bei Flugwerk konnte der sich in Entwicklung befindende Westteil von Austria Pro HD getestet werden, auch die PC-6 B2-H4 ‘Turbo Porter’ 4X von Marcel Felde gab es dort in der aktuellen Entwicklungsstufe zu bestaunen. So kann das Add-On nun eine volle Simulation der PT6A-27 Turbine vorweisen, inklusive weiteren, außerhalb des FSX simulierten Aspekten, welche das Fliegen noch realistischer machen sollen. Diese Features werden in Kürze auch im Internet vorgestellt. Allerdings verlief die Präsentation am Flugwerk-Stand etwas „unter dem Radar“ und bekam sicherlich nicht die Aufmerksamkeit, die es verdient hätte – eine Präsentation im Vortragsraum hätte dem entgegengewirkt.
Aimee Sanjari von Dovetail Games war vertreten und knüpfte neue Kontakte mit der Szene – die kostenlosen Codes für die Steam-Edition des FSX, welche an zahlreiche Aussteller verschenkt worden sind, haben da sicherlich nicht geschadet. Um die 250.000 Kopien verkaufte Dovetail bereits. Still und heimlich hat Aerosoft außerdem Split X als limitierte Box-Version angeboten – dies wurde lediglich im Forum angekündigt.
Fazit
Es kommt auf die Perspektive des Besuchers an, ob die FS Konferenz 2015 ein Erfolg war oder nicht. Wer die Veranstaltung als Plattform zum Austausch mit Gleichgesinnten oder als Informationsquelle nutzen wollte, kann sicherlich einen positiven Schlussstrich ziehen – es waren zweifelsohne viele Personen mit reichlich Fachwissen vor Ort, um Fragen umfassend zu beantworten. Nicht zu vergessen die interessanten Gespräche über Flusi-Themen oder andere Dinge, welche mit dem Hobby vielleicht nicht unmittelbar etwas zu tun hatten. Darüber hinaus gab es genügend Möglichkeiten, die ein oder andere Sache auszuprobieren – und sei es nur der Katana-Simulator von Aerosoft.
Wer aber auf Neuigkeiten, Produktvorstellungen und interessante Vorträge zu wichtigen Themen der Flugsimulation gehofft hat, dürfte eher enttäuscht gewesen sein. Deshalb sollte die Botschaft an den Veranstalter Aerosoft und die Entwickler klar sein: Die FS Konferenz muss als Treffpunkt für die Szene unbedingt beibehalten werden, in Sachen Marketing und Präsentation von neuen Add-Ons sollte sich aber dringend etwas tun. Gefehlt hat der „Wow-Effekt“. Der Besucher sollte zufrieden aus der Präsentation gehen – sei es aufgrund eines komplett neu vorgestellten Produktes oder wegen eines Themas, das so noch nie beleuchtet worden ist.
Was es gebraucht hätte: wirkliche Neuankündigungen und auch Vorträge zu Prepar3D v2 – denn hier ist das Interesse groß. Keine ausgelutschten Previews zu schon 100 Mal vorgestellten Produkten. Der Höhepunkt der CRJ-Präsentation war doch tatsächlich Alexander Metzgers etwas sexistischer, aber lustiger Kommentar zum Soundpaket: Er erklärte, die Lautstärke im Cockpit sei reduziert worden, damit sich „die Ehefrau oder Freundin in der Küche dann nicht beschwert“. Den Vortrag zu Vatsim gab es schon viel zu oft, da wird es für alteingesessene FSK-Besucher schnell langweilig. Online-Fliegen schön und gut, aber in diesem Jahr hätte es relevantere Themen gegeben.
Winfried Diekmann hat die FS Konferenz mit einigen interessanten Worten eröffnet: Es ging um die Herausforderungen, als Entwickler und Nutzer den Überblick bei den vier Simulatoren (FSX, FSX:SE, Prepar3D, X-Plane 10) zu behalten. Es ging um komplexere Add-Ons und Hardwarefragen. Im Bereich DCS habe sich Aerosoft übrigens noch nicht versucht, es seien lediglich ein paar Modelle exportiert worden. Doch eine aufwendige Neuerstellung der Systemlogik erschwere eine Portierung erheblich.
Diese Punkte hätten während der Voträge aufgegriffen werden können. „Welchen Flugsimulator soll ich nutzen?“ oder „Das kann Prepar3D v2“ sind nur zwei Themen, die sicherlich den ein oder anderen hinter dem Ofen hervorgelockt hätten. Vielleicht wäre es für den Veranstalter gar keine schlechte Idee, sich ein paar Anregungen aus der Community zu holen und einfach mal die Frage in den Raum stellen: „Was können wir nächstes Jahr besser machen, damit die FS Konferenz 2016 ein Erlebnis wird, das keiner vergessen wird“? Denn die FS Konferenz 2015 konnte durchaus positive Eindrücke hinterlassen – die Frage lautet nur: Wie lange noch?
Aktualisierung
Eine frühere Version dieses Artikels erweckte den Eindruck, dass sich bei der PC-6 B2-H4 ‘Turbo Porter’ 4X von Marcel Felde nichts getan hätte und sich das Produkt immer noch auf dem alten Entwicklungsstand von vor zwei Jahren befindet. Tatsächlich hat Marcel Felde aber zahlreiche neue Features der aktuellen Version präsentiert. Das haben wir so nicht mitbekommen, gab es im Vorfeld kaum Hinweise auf die Vorstellung von neuen Aspekten der Porter. Was sagte Claudia Schmitz-Groner vom FS Magazin so schön: „Ein eigener Stand ist ja schön und gut, aber da bekommt man ja fast nichts mit“. Wir möchten uns für diesen Fehler entschuldigen.
