Christoph ist 21 Jahre alt, hat seine fliegerische Laufbahn mit dem Segelflugschein begonnen und war schon immer sehr gerne im Flugsimulator unterwegs. Das Segelflugzeug hat er heute gegen den Hubschrauber getauscht, den FSX gegen den X-Plane. Wir sprachen mit Christoph über den Umstieg sowie den Vergleich zwischen dem echten und dem virtuellen Fliegen.
Ein noch junger, aber sehr enthusiastischer, zielstrebiger und gewissenhafter Mensch: So nimmt man Christoph wahr. Schon im sehr frühen Jugendalter trat er dem örtlichen Segelflugverein bei, machte den Segelflugschein und eroberte den Himmel. Zu Hause stand der FSX, mit zahlreichen Helikopter-Add-Ons. Helikopter: Schon immer seine Passion. Mittlerweile hat sich einiges gewandelt, bei Christoph: Derzeit ist er im Studium und in der Ausbildung zum Berufshubschrauberpiloten; zu Hause musste der FSX dem X-Plane weichen. Wieso Christoph wechselte, was nun besser und schlechter ist und vor allem den Vergleich der Flugeigenschaften des X-Plane sowie des FSX mit der Realität, wird er uns nun in diesem Interview verraten.
flusinews.de: Christoph, wann bist du vom FSX auf X-Plane umgestiegen, und warum?
Christoph: Ich bin im Sommer 2012 umgestiegen. Nachdem ich mit meiner Praxis-Ausbildung auf dem Hubschrauber begonnen habe, ist mir aufgefallen, dass Heli-Fliegen im FSX so gut wie nicht mit der Realität vergleichbar ist. Als Alternative stand da damals eben der X-Plane 9 an erster Stelle, da ich schon viel Gutes in Bezug auf die Flugeigenschaften gehört hatte.
flusinews.de: Wie schwer ist dir damals der Umstieg gefallen?
Christoph: Anfangs trauerte ich schon den grafischen Raffinessen des FSX ein wenig nach. Man kann sagen was man will: Das Aussehen ist, mit den entsprechenden Add-ons, schon eine Augenweide. Im X-Plane 9 war’s dann damals eben noch nicht ganz so schön. Es gab nicht sonderlich viele Szenerien oder andere Add-ons, um den X-Plane etwas aufzuhübschen. Mittlerweile hat sich jedoch einiges getan, in Sachen X-Plane. Nachdem ich mir die Version 10 zugelegt habe und mich ein wenig mehr damit beschäftigte, wurde ich mit dem Aussehen immer zufriedener. Durch die sämtlichen, kostenlosen, Fototapeten mit dazugehörigem OSM-Autogen von Simheaven.de, entwickelte sich auch der X-Plane zu einem wahren Augenschmaus. Auch die Performance war im Vergleich zum FSX wesentlich besser. Durch die stark wachsende X-Plane-Community entstanden nach und nach viele neue tolle Szenerien, Flugzeuge sowie Hubschrauber. Der FSX war dann (Red. für Christoph) relativ schnell vergessen, da der X-Plane in allerlei Hinsicht einfach deutlich mehr zu bieten hatte.
flusinews.de: Bleibt neben dem Studium, der realen Fliegerei und dem, was das Leben noch so alles zu bieten hat, überhaupt noch Zeit für eine abendliche Runde im X-Plane?
Christoph: Im Prinzip schon! Natürlich ist das nicht regelmäßig möglich, aber ab und zu, wenn’s die Zeit zulässt, schwinge ich mich auch gerne mal ins virtuelle Cockpit. Gerade wenn man aufgrund des Wetters oder anderen Faktoren nicht im „echten Leben“ fliegen kann, ist das eine nette Alternative. Zudem hilft es auch, um in der Übung zu bleiben! 😉
flusinews.de: Was überzeugt dich am meisten bei X-Plane?
Christoph: Definitiv die Flugeigenschaften. Das war auch der Hauptgrund für den Umstieg. Es gibt, abgesehen von DSC Blackshark, einfach keine Alternative, die das Heli-Fliegen am PC besser simuliert. Das Flugverhalten ist tatsächlich mit der Realität vergleichbar.
flusinews.de: Wie realistisch sind die Flugeigenschaften im X-Plane tatsächlich?
Christoph: Das lässt sich schwer erklären und ist mit Sicherheit auch Ansichtssache. Als ich das erste Mal im echten Heli-Cockpit saß, wurde mir bewusst, dass das, was der FSX da als „Hubschrauberfliegen“ verkaufen will, absolut nichts mit der Realität zu tun hat. Natürlich stimmen die „Grundfunktionen“, also wie man einen Hubschrauber steuert, mit Stick, Pitch und den Pedalen, überein, jedoch ist die physikalische Komponente teilweise falsch oder fehlerhaft simuliert. Es ist einfach das Flugverhalten und das „Feeling“ der Hubschrauber, was den X-Plane hier um Welten besser macht. Ein Beispiel wäre u.a. die Simulation des Wirbelringstadiums, also der gefährliche Zustand, wenn ein Hubschrauber mit wenig Geschwindigkeit oder im Schwebeflug in seinem eigenen Rotorabwind sink. Dies vermindert die Steuerbarkeit des Hubschraubers und erzeugt eine enorme Sinkrate. Wenn man hier nicht sofort und richtig reagiert, endet der Flug in einem Crash. Dies ist nur eins von vielen physiklisch sowie technisch im X-Plane umgesetzten Phänomenen eines Hubschraubers.
flusinews.de: Welche Unterschiede und auch Gemeinsamkeiten gibt es in den Flugeigenschaften zwischen X-Plane und der Realität. Wie „echt“ fühlt sich das Fliegen in X-Plane an?
Christoph: Dieses „echte Feeling“ wird sicherlich unterschiedlich wahrgenommen. Eine wichtige Rolle hierbei spielt natürlich die Hardware. Ein Hubschrauber ist ein sehr agiles und instabiles Fluggerät, welches mit viel Feinfühligkeit gesteuert wird. Die Ausschläge mit dem Stick sind hier für gewöhnlich nur im Millimeterbereich. Dies lässt jedoch nicht jeder Joystick zu. Ich habe mit dem „Thrustmaster Warthog“ einen nahezu perfekten Joystick für die virtuelle Heli-Fliegerei gefunden. Er reagiert auch auf die kleinsten Steuereingaben und nach kleinen Umbaumaßnahmen ist auch die Leichtgängigkeit mit einem echten Stick vergleichbar. Durch die separate Throttle ist eine Simulation des Pitchs gut möglich und was nicht fehlen darf, sind die Pedale. Ist eine solche oder ähnlich Hardware-Ausstattung vorhanden, wird das Heli-Fliegen im X-Plane eine realitätsnahe Angelegenheit. Ich habe (Red. das Fliegen) in der Wirklichkeit auf einer Robinson R22 gelernt, welche es in toller Qualität als Add-on für den X-Plane zu kaufen gibt. Hier kann man die Anlass- und Abstellverfahren, sowie Notverfahren fast 1:1 simulieren. Vom Fliegen her ist es nach ein paar Einstellungen auch sehr gut mit der Realität vergleichbar. Ich hatte auch mal das Glück eine AS350 im echten Leben fliegen zu dürfen. Hier war ich sehr überrascht, wie stark das Flugverhalten doch dem der Dreamfoil AS350 ähnelt. Ich konnte sie ganz ruhig schweben, obwohl ich bisher nur virtuelle Flugstunden auf einer solchen Maschine hatte. Was natürlich am Simulator Zuhause fehlt und in der Realität viel ausmacht, ist die Bewegung. Viele Steuereingaben macht man im echten Hubschrauber schon fast intuitiv, weil man quasi fühlt was der Hubschrauber machen will, bevor man es wirklich sieht. Alles in allem bin ich der Meinung, dass wenn man den Hubschrauber am Simulator beherrscht, auch in der Realität zumindest so damit umgehen kann, dass er ganz bleibt. Gerade angehende Hubschrauber-Flugschüler können am Simulator, ohne große Kosten, super die Koordination der einzelnen Steuerorgane üben. Und der Fluglehrer wird dann auch nicht schlecht staunen…
flusinews.de: Vergeht dir durch das reale Fliegen nicht – verständlicherweise – die Lust am Flugsimulator fliegen?
Christoph: Nein, ganz und gar nicht! Im Simulator ist das Fliegen erstens deutlich günstiger und man kann Maschinen fliegen, welche man in der Wirklichkeit (noch) nicht fliegen darf. Wenn man in der Realität mal einen unbekannten Flugplatz anfliegen soll, kann man sich vorher Zuhause am Simulator schon versuchen, zu orientieren und darauf vorzubereiten. Natürlich macht das (Red. X-Plane Fliegen) auch einfach Spaß!
flusinews.de: Was stört dich am X-Plane im Gegensatz zum FSX?
Christoph: An sich stört mich am X-Plane eigentlich nichts. Wenn man, so wie ich, viele Szenerien installiert hat, hat er allerdings zu Beginn eine ziemlich lange Ladezeit. Ich meine aber mich zu erinnern, dass der FSX auch nicht der Schnellste in dieser Kategorie war. Störend ist es nur dann, wenn man „mal schnell“ eine kleine Runde drehen will und wenig Zeit zur Verfügung hat. Grafisch ist der X-Plane vielleicht auch noch nicht ganz auf dem Level des FSX angelangt – aber auf dem besten Weg dorthin!
flusinews.de: Wem würdest du den Umstieg zu X-Plane empfehlen und wem nicht?
Christoph: Wer so wie ich, eine realitätsnahe Hubschrauber-Simulation möchte, sollte definitiv auf den X-Plane zurückgreifen. Hier dürfte man wirklich bestens bedient sein! Wem jedoch mehr an der Grafik und einem normalen Flugzeug liegt, kann mit ruhigem Gewissen den FSX nutzen. Hier finde ich die Umsetzungen der Flugzeuge sehr gelungen und das Flugverhalten deutlich realistischer als das der Hubschrauber (Soweit man das als Segelflieger beurteilen kann!).
flusinews.de: Stelle dir vor, du müsstest X-Plane einem FSX-Piloten schmackhaft machen. In nur einem Satz.
Christoph: Wer einmal die X-Plane Welt für sich entdeckt hat, braucht keinen FSX mehr!
flusinews.de: Ist X-Plane aus deiner Sicht gescheitert?
Christoph: Keines Falls! Ich bin der Meinung, es steckt noch sehr viel Potenzial im X-Plane. Die Community wächst stetig und die Zukunft bringt mit Sicherheit viele Neuheiten, welche diesen Simulator bereichern werden. Die Weiterentwicklung läuft und ich könnte mir vorstellen, dass der X-Plane eines Tages den FSX hinter sich lässt!
Vielen Dank für das Interview und weiterhin guten Flug, Christoph.
Bisher 2 Kommentare
Sehr schönes Interview, aufschlussreich und interessant, vielen Dank dafür! Als zukünftiger X-Plane Helipilot bin ich jetzt restlos überzeugt 🙂
Sorry, liebe flusnews.de Redaktion! Aber erst jetzt, nach mehr als 4 Jahren, habe ich dieses sehr ansprechende und inspirierende Interview entdeckt —> ihr habt da ja richtige Perlen in eurem Archiv 😉
Für mich vielleicht auch zur richtigen Zeit. Denn umso länger ich in der virtuellen Simulator-Welt unterwegs bin, umso mehr entdecke ich den Reiz und die anspruchsvollen Herausforderungen der Helicopter-Fliegerei.
Danke.