Bereits vor sehr vielen Jahren wurde von feelthere die Boeing 737 Pilot in Command als Add-On damals noch für den FS2004 veröffentlicht. Das Produkt hat sehr viele Anhänger, da die System-Simulation ganz in Ordnung ist und auch die Optik recht zeitgemäß war. Seit kurzem werden alle alten Produkte unter der Erweiterung „Evolution“ neu aufgerollt und für den FSX veröffentlicht. Auch die 737 PIC wurde dem „Modernisierungsverfahren“ unterzogen, heraus kam die 737 PIC Evolution. Ob allerdings auch eine wirkliche Evolution stattgefunden hat, das hat Timon in seinem aktuellen Review für euch herausgefunden.
Das Original
Mit der Boeing 737 hat der US-amerikanische Flugzeughersteller Boeing den wohl erfolgreichsten Typ des gesamten Unternehmens geschaffen. Mit über 7200 verkauften Exemplaren ist das zweistrahlige Kurzstreckenflugzeug nicht nur eines der erfolgreichsten, sondern auch eines der beliebtesten und sichersten Passagierjets der Welt. Zu selten kommt es vor, dass Flugzeug-Baureihen über 40 Jahre lang weiterentwickelt und -gebaut werden. Weltweit befinden sich im Schnitt etwa 1300 737er gleichzeitig in der Luft, alle 6 Sekunden startet und landet ein solches Modell. Als die Deutsche Lufthansa im Dezember 1969 den damals ersten „Wurf“, eine Boeing 737-100, kaufte, ahnte bestimmt niemand, dass selbst 43 Jahre später noch Bestellungen von zahlreichen Fluggesellschaften eingehen. Zwar nicht mehr für die 737-100, die jetzt nur noch bei der NASA zum Einsatz kommt, sondern für die 800er und 900er-Versionen.
Während sich binnen dieser Zeit am Außenmodell sehr wenig getan hat und man dieses hauptsächlich verlängerte, wurde das Cockpit und das Innenleben mit modernster Technik bestückt. Die alten Uhren-Anzeigen hat man durch Bildschirme ersetzt, diese zeigen wichtige Informationen nicht nur übersichtlicher und zentraler, sondern auch für den Piloten besser einsehbar an. Auf Wunsch der Fluggesellschaft lieferte Boeing auch gleich ein sogenanntes Head-Up-Display mit. Dieses herunterklappbare Display zentriert noch einmal alle relevanten Informationen, um dem Piloten das Landen bei zum Beispiel schlechter Sicht zu erleichtern. Des weiteren bleiben dem Piloten die lästigen Blicke auf die MFDs erspart.
Im Laufe der Zeit ging es nicht mehr nur darum, möglichst schnell von A nach B zu kommen, sondern gleichzeitig spritsparend und umweltfreundlich zu fliegen. Boeing löst dies unter anderem durch ein leichteres Carbon-Bremssystem und eine modernere Flügelkonstruktionen.
Seit dem Airbus mit dem A320 ordentlich für Konkurrenz sorgt, muss Boeing mit neuen, innovativen Ideen kommen. Nicht nur die Ankündigung der Boeing 737-MAX, sondern auch Airbus Antwort mit dem A320-Neo machen Hoffnung auf zahlreiche Neuerungen. Große europäische Unternehmen, zum Beispiel Swiss Air oder die Deutsche Lufthansa, welche die 737 nur bis zur 500er-Version führen und bisher nicht modernisiert haben, setzten jedenfalls immer mehr auf Airbus; Bleibt abzuwarten, wer letztendlich die Nase vorn haben wird.
737 PIC Evolution: Die Entwickler
Wilco hat die 737 PIC Evolution in Zusammenarbeit mit feelthere „entwickelt“. Entwickelt in Anführungszeichen deshalb, weil bereits vor einigen Jahren ein fast identisches Produkt aus gleichem Haus erschien. Nun, die technischen Möglichkeiten von damals ermöglichten noch keine allzu detaillierten Gestaltungsmöglichkeiten, wie es heute der Fall ist. Darum verzichtete man bei der Wilco 737 Pilot in Command, so der ursprüngliche Name, auf mühevolle 3D-Gestaltung, sondern setzte mehr auf qualitative 2D-Panels und anspruchsvolle Systemsimulation. Ähnliches war das auch schon bei den Wilco Airbussen der Fall – Man ergänzte den Produktnamen mit dem Wort „Evolution“, versprach zahlreiche Neuerungen sowie gefixter Bugs und verlangte dafür noch einmal Geld. Was kam bei heraus? Es gibt ein Head-Up-Display, allerdings nur im 2D-Panel, denn dort reicht eine Textur, wobei man im virtuellen Cockpit noch ein entsprechendes Gerät hätte modellieren müssen. Dazu einige Fehlerbehebungen, doch aus dem Cold and Dark-Modus zu starten, also mit komplett ausgeschalteten Systemen, ist immer noch nicht möglich. Von Wilco/feelthere ist die Flusi-Community also sicherlich nicht sonderlich begeistert. Es wird das getan, was getan werden muss. Nicht mehr, aber auch nicht weniger; Für die meisten Kunden reichen die Features, zumal Wilco der bisher einzige Hersteller der 737-Classic ist. Die Sterne stehen demnach nicht sonderlich gut für die neue „Evolution“-Version der 737 Pilot in Command – Dieses Review wird allerdings Aufschluss darüber geben.
Kauf, Download und Installation
Bevor man sich die Wilco 737 PIC Evolution kauft, sollte man sich gut überlegen, welches der zwei zur Verfügung stehenden Pakete man sich kauft. Das erste und günstigere ist die „normale“ Version; Der Käufer erhält das Flugzeug sowie alle dazugehörenden System- und Grafikfeatures. Der Unterschied besteht lediglich aus Bemalungen verschiedenster Fluggesellschaften: Auf die muss natürlich nicht komplett verzichtet werden, es gibt sie lediglich nur in einer geringeren Stückzahl. Insgesamt 11, um genau zu sein. Mit dabei sind Lufthansa, KLM, Europe Airpost, Continental, Jet4four, British Airways, Brussels Airlines, Alaska, Scandinavia, BMI Baby sowie die Werksbemalung von Boeing. 39,95€ werden hierfür fällig, während das zweite Paket mit dem „Airlines pack“ mit 46,95€ zu Buche schlägt und somit insgesamt 7€ teurer ist. Wahlweise kann diese Version für einen Aufpreis von 3€ auch in einer Box bestellt werden. Dafür sind dann 36 Bemalungen enthalten. Ob so viele wirklich nötig sind, muss jeder für sich selbst entscheiden; Die günstigere Version sollte allerdings für die allermeisten reichen, denn dort sind die größten und bekanntesten Fluggesellschaften der Welt enthalten. Spezielle Livery-Wünsche wie die der Garuda-Indonesia können allerdings nur mit dem Airlines Pack erfüllt werden.
Ganz getreu dem Motto „Wenn schon, denn schon“ haben auch wir uns für die Deluxe-Variante für – wie gesagt – 46,95€ entschieden. Kaufen kann man das Add-On direkt bei Wilco, alternative Kaufmöglichkeiten gibt es sowohl bei Aerosoft als auch im simMarket. Selbstredend muss hierfür ein Wilco-Account – falls noch nicht verfügbar – erstellt werden. Angegeben werden müssen lediglich Vor- und Nachname, die E-Mail-Adresse sowie ein Passwort; Bankdaten kann man auch im Nachhinein ergänzen. Hat man dies alles getan, steht dem Kauf sowie dem anschließenden Download nichts mehr im Weg. Insgesamt sind es dann exakt 281 Megabyte, die je nach verfügbarer Bandbreite mehr oder weniger flott heruntergeladen sind.
Die Datei kommt nicht, wie sonst häufig, im .zip-Format, sondern direkt im ausführbaren .exe-Format, wichtig dabei ist es, die Installation als Admistrator auszuführen. Die Installationsroutine verlangt dann eine Seriennummer, welche ihr in eurem Wilco-Account finden könnt. Bei mir hat die Installation problemlos geklappt. Auf dem Desktop sollte des Weiteren eine Verknüpfung mit dem Tool „737PIC Setup Evo Utility“ zu finden sein, Näheres dazu erläutere ich später.
Manual
Enthalten sind insgesamt zwei PDF-Dateien: Zum einen die Pilot’s Guide, in der auf insgesamt 67 Seiten die Systeme sowie einige (Abnormal)-Procedures näher erläutert werden. Die Bilder sind leider alle schwarz-weiß, trotzdem erkennt man gut, was beispielsweise bei einem APU-Fire zu tun ist. Erklärt wird das alles in Englisch, eine Grundvorausetzung für jeden Piloten, auch in der virtuellen Welt. Ich als 10. Klässler hatte keine großen Verständnisprobleme beim Lesen, Wilco hätte sich allerdings beim Gestalten etwas mehr Mühe geben können. Zum Teil ist es etwas unübersichtlich, dennoch lassen sich alle wichtigen Informationen nach etwas Sucharbeit relativ schnell finden.
Die zweite PDF-Datei mit dem Namen „737PIC Evo Checklists 1“ enthält – unschwer zu erkennen – Checklisten. Auf den ersten zwei Seiten wird erklärt, wozu eine Checkliste dient, wann und wie sie eingesetzt wird. Dann folgen die einzelnen Checklists-Absätze von der Before-Start-Checklist bis hin zur Secure-Checklist.
Hinter einem weiteren Dateinamen „737PIC Evo Checklists 2“ verbirgt sich dieses Mal keine PDF-, dafür aber eine Bilddatei. Diese stellt alle Checklisten noch einmal auf lediglich einer Seite und weitaus übersichtlicher zur Verfügung. Auch vorhanden sind vier Tabellen für die V-Speeds. Mit Checklisten hat man bei Wilco zum Glück nicht gespart!
737PIC Evo Setup Utility
Womit wir bei dem von mir bereits erwähnten Tool angekommen sind. Meines Wissens nach hat Wilco bei jedem ihrer Flugzeug-Add-Ons solch ein Programm integriert, offenbar wehren sich die Entwickler noch gegen die im Moment wohl praktischste Methode zum Ändern von Eigenschaften der Modelle und Systeme, nämlich über den FMC. Starten sollte man dieses Tool unbedingt als Admistrator, da es tief in die Flugzeugeigenschaften der 737 eingreift. Hat man dies getan, öffnet sich eine Übersicht mit zahlreichen Untermenüs.
Unter „Preferences“ kann man allgemeine Einstellungen wie Kilogramm oder Pfund ändern, ob der Flugsimulator bei 20 Meilen vor dem Top of Descent pausieren soll oder ob der Joystick deaktiviert werden soll, sobald der Autopilot aktiviert wird.
Der Load-Manager bringt die üblichen Funktionen mit sich, sowohl die Passagieranzahl als auch die Fracht lassen sich per Schieberegler einstellen. Eine Funktion zur Treibstoff-Befüllung und Errechnung fehlt aber immer noch. Das muss dann direkt im FSX passieren, was etwas Umständlich sein kann, denn: Fliegt man in Europa und somit mit der Einheit Kilogramm, muss erst von Pfund aus umgerechnet werden, da der FSX standardmäßig bis auf Gallonen keine anderen Einheiten kennt.
Weiterhin kann der Kunde zwischen verschiedenen Thrust-Ratings der Maschinen wählen, die IRS-Align-Time ändern sowie das Wetterradar personalisieren.
Unter dem Punkt „Startup“ kann des weiteren der Startzustand des Flugzeuges gewählt sowie das 2D-Panel an einen Widescreen- oder 4:3-Display angepasst werden.
Außenmodell, Animationen und Beleuchtung
Das Außenmodell hinterlässt bei mir einen gemischten Eindruck. Es ähnelt der originalen „Bobby“ sehr, trotzdem fallen bei näherer Betrachtung einige Unstimmigkeiten und Bugs auf. Allgemein wirkt es eher wie ein zusammengestecktes Styropor-Flugzeug, da die Tragflächen sehr kantig und mit einigen Dellen an der Seite angebracht wurden. Dadurch wirkt es – besonders von oben aus betrachtet – unrealistisch und nicht richtig gebaut. Die Eyebrows – die kleinen Fenster im Cockpit-Dach – verfügen über keine Glasscheiben, sie wurden einfach als kleines „Loch“ in das Modell eingelassen. Das sieht nicht nur von außen, sondern ebenso von innen absolut unprofessionell aus. Leider wurde auch auf den „dirty-look“ verzichtet, die gesamten Bemalungen wirken allesamt fabrikneu, zu steril und unbenutzt. Auch auf Eye-Candys muss man als Kunde fast komplett verzichten, nicht einmal die Pitot-Rohre seitlich des Cockpits sind dreidimensional vorhanden. Das alles kann dann das – wie ich finde – toll modellierte Fahrwerk nicht mehr heraushauen. Es sind hydraulische Leitungen enthalten – sogar dreidimensional. Aber Wilco: Nächstes Mal lieber etwas mehr Mühe in die offensichtlichen Details stecken, und sich erst dann um kleinere Dinge wie Hydraulik-Leitungen kümmern. Denn diese sind sehr gut gelungen.
Auch nachts bietet die Wilco 737 PIC Evolution keine wirklichen Wow-Effekte. Noch immer sind die Standard-Lichtkegel vorhanden, andere Hersteller haben schon seit längerem die weitaus realistischeren Lichter im Einsatz. Die durchaus vorhandene virtuelle Kabine wird ebenfalls beleuchtet und strahlt deshalb auch noch die Oberseite der Tragflächen an. So realistisch das auch aussehen mag, die Tatsache, dass das linke Runway-Turnoff-Light den Boden nicht beleuchtet, sondern nur als reine Textur unterhalb des Flügels angebracht ist, ist nicht in Ordnung. Wilco hat für die 737 PIC Evolution schon einige Updates veröffentlicht, aber dass so etwas noch immer nicht korrigiert wurde, macht mich stutzig.
Auch in Sachen Animationen wurde weitestgehend gespart, es gibt lediglich Standard-Animation des Umkehrschubes, der Störklappen oder sonstigen Steuerflächen. Vielleicht liegt das ja an der Wirtschaftskrise. Die Scheibenwischer bewegen sich und das Fahrwerk fährt ein. Schaut man allerdings von außen in das Cockpit hinein, so sind dort zwei modellierte Piloten sichtbar. Sie drehen den Kopf immer mal nach links und nach rechts und tragen eine Pilotenbrille. Für längere Flüge bestimmt eine kleine Ablenkung – wenn auch nur kurzzeitig.
2D-Panel
2D-Panels gehörten schon immer zu Wilcos Stärken. So auch bei diesem Add-On, ich habe – bis auf eine Sache – nichts zu bemängeln. Und zwar beinhaltet das neue Evolution-Version die Möglichkeit, zwischen 4:3- und Widescreen-Bildschirmen zu wechseln. Allerdings gefallen mir beide Panels nicht hundertprozentig. Grund dafür: Besitzt man einen 16:9-Bildschirm und wählt man, korrekterweise, die entsprechende Einstellung dazu aus, wird kein „gewöhnliches“ 2D-Panel angezeigt, sondern neben den üblichen Steuereinheiten des Captains-Panel zusätzlich auch die Displays der Co-Piloten-Seite. Gut, könnte man noch mit Leben, aber die Tatsache, dass durch die Kompass-Leiste, die normalerweise die Fenster zwischen der Piloten- und Co-Piloten-Seite trennt, während des Anfluges die Landebahn verdeckt ist, geht gar nicht.
Abhilfe schafft hierbei die Wahl des 4:3-Panels, welches lediglich die Displays auf der linken Seite enthält. Nun, nutzt man dieses auf einem Breitbild-Bildschirm, ist es natürlich entsprechend gestreckt – Aber weitaus praktischer, weil eben die Landebahn nicht verdeckt wird und immer „freie Sicht“ gewährt ist.
Ich empfehle deshalb – unabhängig davon, welches Bildschirmformat verwendet wird, immer 4:3 auszuwählen. Im Setup Utility der 737 muss dafür lediglich der Punkt „Standard display“ selektiert werden.
Abgesehen von dieser kleinen Unstimmigkeit lässt sich jedes 2D-Panel durchaus sehen, mit den Kombinationen Umschalt + 2 bis Umschalt + 6 lassen sich alle einzelnen Panels vom Throttle bis hin zum Overhead-Bereich öffnen. Farblich hat man es ebenfalls gut getroffen; Es wirkt nicht gezeichnet, offenbar haben hier Fotos als Vorlagen gedient.
Virtuelles Cockpit
Das virtuelle Cockpit ist sicherlich nicht ohne Bedeutung, in Zeiten von Head-Trackern sollten Software-Schmiede auch in diesem Bereich Arbeit und Detailreichtum nicht scheuen. Nun, begriffen hat Wilco das sicherlich noch nicht. Die 3D-Modellierung ist mehr schlecht als recht gelungen. So sehen viele Knöpfe und Schalter gleich aus, was das Cockpit insgesamt sehr langweilig erscheinen lässt. In Kombination mit viel zu gering auflösenden Texturen ergibt sich kein wirklich gutes Gesamtbild. Zudem verdeckt der Yoke das FMC – Eingaben aus dem virtuellen Cockpit aus sind somit unmöglich.
Nachts hingegen sieht es einigermaßen gut aus. Allerdings dauert es etwa 3 Sekunden, bis die Nachttexturen nach Aktivierung der Beleuchtung geladen sind, das Ergebnis lässt sich dann aber auch sehen. Besonders gut gelungen ist die Beleuchtung des Throttles, es wirkt so, als ob dieser wirklich „intern“ beleuchtet wird.
Das ist allerdings leider auch der einzige wirklich positive Punkt. Schade, von einer „Evolution“-Version hätte ich in diesem Punkt mehr erwartet.
Virtuelle Kabine
Ich persönlich kann auf eine virtuelle Kabine gut verzichten, immerhin ist der Arbeitsplatz des Piloten das Cockpit und nicht die Kabine. Aber auf längeren Flügen ist es sicherlich mal ganz nett, einen Blick in die Kabine zu werfen, weshalb Wilco auf die Modellierung einer solchen nicht verzichtet hat.
Und das Ergebnis lässt ich sehen, die Sitze sehen allesamt plausibel aus, auch die Gepäckablage macht einen stimmigen Eindruck. Das einzige, was mich irritiert hat, ist die Tatsache, dass von innen aus nur auf die linke Tragfläche geguckt werden kann. Schaut man rechts hinaus, ist weder eine Tragfläche noch ein Triebwerk erkennbar.
Systemtiefe
Jetzt geht es ans Eingemachte: Kann die Wilco 737 bei der Systemtiefe punkten? Dafür beginne ich ganz vorne, im Cold-and-Dark-Modus.
Nachdem die Batterie eingeschaltet und die APU hochgefahren ist, kann mit dem IRS-Align-Vorgang gestartet werden. IRS-fähig sollten alle heutigen Flugzeug-Add-Ons sein, deshalb sehe ich so etwas als Voraussetzung. Im Utility-Programm der 737 kann eingestellt werden, wie lange dieser Lokalisierungsvorgang dauern soll. Ich habe hier 400 Sekunden gewählt, was in der Realität durchaus realistisch ist. Das FMC begrüßt mich dann mit der Ident-Page, allerdings verwundert mich die Tatsache, dass unter „Model“ immer 737-300 eingetragen ist – auch wenn es sich um ein -400 oder -500-Modell handelt. Immerhin nur eine Kleinigkeit, damit kann ich persönlich gut leben. Auf der POS INIT-Page kann dann der Start- und Zielflughafen eingegeben werden , die Route sowie die SID-Programmierung folgen dann auf den nächsten beiden Seiten. Wie es bei einer 737 üblich ist, werden auf der PERF INIT-Page Ground Weight, Transition Altitude sowie das ZFW (Zero Fuel Weight, also das Gewicht ohne Treibstoff) eingetragen. Dabei folgt die Wilco 737 recht exakt den realistischen Abläufen, die sich zudem durch das ganze Flight Management System fortführen. Die V-Speeds können zum Glück auch vom FMC errechnet werden, das kann man aktivieren beziehungsweise auch deaktivieren, indem man auf der Takeoff-Reference-Page die Funktion VSPDS-ON/OFF wählt. Auch Directs und Holdings lassen sich im FMC prima programmieren, Abzüge bei der FMC-Modellierung muss man also nicht machen. Leider deckt sich bei der Umsetzung der eingegebenen Daten die Schattenseite auf: In jedem meiner zahlreichen Flüge nahm die Wilco 737 Kurven viel zu früh, zum Beispiel vom Wegpunkt HERBI zum Wegpunkt NATOR. Der Autopilot dreht über 5 Meilen vor dem geplanten Kurswechsel um etwa 30° nach links, und korrigiert dann 15 Sekunden später wieder nach rechts auf den korrekten Kurs. Warum die Maschine das in jedem der Flüge machte, ist mir bis heute rätselhaft.
Wenn es dann in Richtung Pushback und Taxi geht, kommen auch die Pumpen und die Klimaanlage ins Spiel. Schaltet man die Electric- und Engine-Pumps an oder aus, verschwindet beziehungsweise erscheint die Low-Pressure-Meldung nicht sofort; Es dauert erst etwa 1 Sekunde, bis der Vorgang abgeschlossen ist und die jeweilige Pumpe ihren gewünschten Zustand erreicht hat.
Nachdem die APU gestartet und APU Bleed angeschaltet ist, ist entsprechend mehr Druckluft verfügbar. Sichtbar wird das auf der PSI-Anzeige, welche links des Recirculation-Fans liegt.
Der Wert liegt dann bei etwa 40PSI. Aktiviert man dann noch die Klimaanlage, also die Packs, sinkt der Wert auf 30, weil entsprechend viel Luft abgezapft wird und demnach weniger Druck vorhanden ist. Schaltet man dann APU Bleed aus, wird die Verbindung zur APU getrennt, weshalb keine Druckluft mehr vorhanden ist und deshalb 0PSI angezeigt wird.
Nun, ohne Druckluft ist natürlich auch kein Treibwerksstart möglich, deshalb sollte APU Bleed wieder angeschaltet werden. Dreht man die Engine-Start-Switches auf GRD (Ground), fahren die Treibwerke hoch. Bei etwa 18% N2 stellt man die Engine-Start -Lever auf Idle, sodass Treibstoff eingespritzt wird. Überschreitet N2 20%, erscheint das blaue GEN OFF BUS-Licht beim jeweiligen Triebwerk, was bedeutet, dass nun auch der Triebwerks-Generator verbunden werden kann. Dieses Licht kommt meines Erachtens aber viel zu früh, denn das Triebwerk befindet sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Start-Phase und läuft ohne konstante Drehzahl. Connecten sollte man solch einen Generator erst, wenn sich die Engine bei etwa 21% N1stabilisiert hat.
Grundsätzlich hat die Wilco 737 also einiges an Systemtiefe zu bieten. Es gibt hier und da mal einige Fehler bei Details wie den Warnlichtern, aber Probleme wie den sinnlosen Kurswechseln in der Luft dürfen bei einem kostenpflichtigen Produkt nicht vorkommen.
Sound
Auch im Bereich des Sounds überzeugt die Wilco 737 nicht wirklich – Jeder Schalter, jeder Hebel und jeder Knopf im gesamten Cockpit klingen identisch. Während des Takeoffs sind die Triebwerke nicht zu hören – Dafür tritt der Roll-Sound stark in den Vordergrund, der dazu noch sehr unglaubwürdig klingt. Normalerweise ertönt während des Rollens nämlich ein Rattern, dass durch das Überfahren der Bodenlichter entsteht. Offenbar hat Wilco nur zum Standardsound der FSX-Default-737 gegriffen, im Vergleich konnte ich keinen Unterschied feststellen. Ich möchte nicht sagen, dass alle Geräusche schlecht sind, aber hätte man sich bei der Ausbalancierung mehr Mühe gegeben, wäre ein weitaus realistischeres Ergebnis zu Stande gekommen. Nichts desto trotz entsteht ein ausreichendes Gesamtbild, obwohl es im Bereich der Payware mittlerweile höhere Standards gibt.
Flugeigenschaften
Ich hatte nie das Vergnügen, eine 737 in der Realität zu fliegen, weshalb ich in diesem Punkt auf meine langjährige Erfahrung im Flugsimulator zurückgreife.
Zunächst einmal fliegt sich die 737-Classic weitaus „smarter“ als die größeren Brüder der NG-Reihe. Logisch, denn diese sind weitaus länger und liegen somit auch schwerer in der Luft. Und das wurde meines Erachtens sehr gut umgesetzt, die Wilco 737 lässt sich sehr gut steuern. Es reicht ein kleiner Flare bei 15 Fuß über der Landebahn, um eine sanfte Landung zu machen; Bei der NG-Reihe muss schon bei etwa 30 Fuß die Nase angehoben werden, da diese durch ihre Größe mehr Zeit zum Abfangen benötigen.
Was mir allerdings weniger gut gefallen hat, sind die Flugeigenschaften im Falle eines Triebwerksausfalls. Fällt zum Beispiel das linke Triebwerk aus, fliegt die Maschine relativ ungestört gerade aus weiter. Sie zieht nicht so stark zur Seite ab, wie es in der Realität passieren würde.
Sonst haben mich die Flugeigenschaften allerdings vollständig überzeugt.
Performance
Nun, die Performance ist nicht so gut, wie ich es erwartet hätte. Aber trotzdem läuft die Wilco 737 PIC Evolution sehr flüssig auf meinem System, die genauen Eckdaten dazu findet ihr unter dem Review. Im Vergleich: Wenn ich mit der PMDG 737NGX 19 Bilder die Sekunde habe, sind es mit der Wilco etwa 26. Es reicht also vollkommen aus, da das menschliche Auge ab 25 Bilder pro Sekunde alles als flüssig wahrnimmt. Trotzdem sollte bei den vielen grafischen Abzügen eine bessere Performance vorhanden sein.
Fazit
Das Fazit fällt sehr geteilt aus. Es ist ein ordentliches Außenmodell vorhanden, das 2D-Panel ist gut gelungen, auch bei der Systemmodellierung hat man nicht gespart. Aber das virtuelle Cockpit enttäuscht auf ganzer Linie, heutzutage sollten und müssten bessere Texturen verwendet werden. Dazu die schlecht ausbalancierten Sounds – Von einer „Evolution“ kann hier keine Rede sein. Deshalb die Frage: Lohnt sich ein Upgrade? Das kann so einfach nicht beantwortet werden, immerhin muss das Add-On komplett neu erworben werden, keine wirklich kundenfreundliche Upgrade-Politik. Verbesserungen sehe ich am meisten in der 3D-Modellierung im virtuellen Cockpit; Wer also nicht anders kann und unbedingt ein „besseres“ 3D-Cockpit möchte, der sollte sich die neue Version zulegen. Sonst hat sich jedoch leider sehr wenig verändert, deshalb mein Rat: Wer bisher mit der alten Version zufrieden war und sich auch mit dem 2D-Panel zufrieden zeigt, sollte nicht upgraden. 40€ sind immerhin viel Geld, die mit Sicherheit besser angelegt werden können.
Neukunden sollten allerdings direkt zur Evolution-Version greifen, denn die 17€ Mehrpreis gegenüber der jetzt veralteten Version ist das Add-On sicherlich wert. Zumal Wilco die bisher einzige 737-Classic auf dem Markt hat, die einigermaßen gut funktioniert. Flusianern, die unbedingt eine Classic und keine NG fliegen wollen, kann ich deshalb eine Kaufempfehlung aussprechen. Wer sich allerdings auch mit den neueren Generationen anfreunden kann, sollte lieber direkt zu PMDG oder auch iFly greifen, denn damit hat man weitaus mehr Flugspaß.
Zusammenfassung
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Pro | Contra | ||||||||||||||
-Gute Systemtiefe -Schönes 2D-Panel -Realistische Flugeigenschaften | -Schlechtes Preis/Leistungsverhältnis -Virtuelle Cockpit ist nicht zeitgemäß -Außenmodell ist zu steril -Wenig Animation -Kein vernünftiger Load-Manager |
Detailbewertung
Wilco Publishing - 737 Pilot in Command EVOLUTION | |
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Preis-Leistung | |
Rund 40€ sind für die gebotene Leistung etwas viel. | |
Kauf, Download und Installation | |
Der Kaufprozess ging ratzfatz vonstatten, hier gibt es nichts zu meckern. | |
Produkt Umfang, Manual und Checklisten | |
Die Handbücher enthalten alle wichtigen Informationen, auch wenn man es etwas übersichtlicher hätte gestalten können. | |
Außenmodell | |
Leider gibt es viel zu wenig Animationen und das Modell wirkt sehr steril. | |
2D-Panel und Systemtiefe | |
Die Systemtiefe ist absolut ausreichend, auch das 2D-Panel machen einen recht guten Eindruck. | |
Virtuelles Cockpit | |
In diesem Bereich hat sich Wilco viel zu wenig Mühe gemacht. | |
Sounds | |
Die Sounds reichen im Großen und Ganzen aus. | |
Flugeigenschaften und Performance | |
Die Flugeigenschaften sind sehr realistisch, die Performance akzeptabel, bedingt durch das schlechte VC müsste sie eigentlich höher sein. |
Overall | |
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7 Sterne sind ein absolut gerechtfertigtes Gesamtergebnis. |
Timon Krenke für flusinews.de
Auszeichnungen
-Keine
Testsystem
Computer-Art: PC
Hersteller/Gerätebezeichnung: HP Pavilion Elite HPE
Betriebssystem: Windows 7, 64bit
Prozessor: i7 2600k (8 x 3,4GHz + Turboboost)
Arbeitsspeicher: 6000 MB
Grafik: AMD Radeon HD6850
Festplatte: 1000GB, 7200 rpm
Weitere Bilder
Bisher 2 Kommentare
Sehr hilfreiches Review. Danke dafür!
Aber es sind mir kleinere Fehler aufgefallen. Die da wären:
Bei der Aufzählung der Bemalungen steht eine Airline Namens Jet4four drin. Die gibt es nicht. Gemeint ist bestimmt Jet4you.
Im Beitrag „737PIC Evo Setup Utility“ steht, dass der FS keine anderen Werte als Gallonen kennt. Doch das tut er aber. Mit einem einfachen Klick in den allgemeinen Einstellungen kann man dem FS sagen, dass die Gewichte in KG, die Höhe in Fuß und das QNH in hPa angegeben werden soll!
Hallo Alex,
vielen Dank für dein Kompliment und der gleichzeitigen Korrektur! 🙂
Viele Grüße,
Tmon