Mit fast 400.000 Einwohnern im direkten Stadtgebiet und knapp 5,5 Millionen in der Metropolregion ist Miami eine der bekanntesten Städte des U.S.-Bundesstaates Florida. Nachdem sich die Entwickler Drzewiecki Design lange Zeit fast ausschließlich Add-On Szenerien ihrer polnischen Heimat widmeten, ist „Miami City 2012“ das insgesamt zweite Add-On, welches sich außerhalb Polens befindet.
Timon hat seine Sonnenbrille und ein paar coole T-Shirts eingepackt, und sich für euch auf die Reise nach Miami gemacht. Wie die aktuellste Szenerie von Drzewiecki Design gelungen ist, könnt ihr in diesem Review lesen.
Die Szenerie im Original
Miami in Florida ist mit über fünf Millionen Einwohnern die größte Stadt des Bundesstaates im Osten der USA. Touristen werden nicht nur durch die Sandstrände, Palmen und das blaue Wasser angelockt, sondern auch das durchgehen warme Monsunklima macht Miami sehr attraktiv. Englisch ist als Amtssprache unabdingbar, in Stadtteilen wie Little Havanna schaden einige Brocken spanisch aber auch nicht: Hier leben hauptsächlich eingewanderte Lateinamerika.
Miami bietet für jedes Geschlecht etwas: Während sich der Mann zum Beispiel in einem der vielen Hard Rock Cafes Ausstellungsstücke wie signierte Gitarren oder Bühnenkleidung betrachtet, kann sich die Frau in der wohl luxuriösesten Shopping-Mall Floridas umschauen: Im Bal Harbour Shops betreiben Unternehmen wie Gucci, Armani, Bulgari, Chanel oder Tiffany Filialen. Ob es da wirklich beim „nur schauen“ bleibt?
Die Entwickler
Miami City 2012 wurde vom aus Polen stammenden Entwicklerteam Drzewiecki Design entwickelt. Wie auch schon bei Krakau Balice besteht das Team weiterhin aus vier Mitgliedern: Stanislaw Drzewiecki, Piotr Lewandowicz, Jakub Paczek und Piotr Pajor. Seit 2003 entwickelt man Add-Ons für den Microsoft Flight Simulator.
Kauf, Download und Installation
Miami City 2012 gibt es für den FSX, aber auch für den FS2004. Beide Szenerien können in insgesamt sieben verschiedenen Online-Shops erworben werden, darunter der simMarket, Simshack und Just Flight, wobei der Preis von 20€ bei jeder Flusi-Version jedes Mal erneut anfällt. Wie bei allen Produkten von Drzewiecki Design gibt es eine Demoversion zum Testen, diese kann man zum Beispiel auf Avsim herunterladen. Ich habe allerdings gleich zur rund 1,1 Gigabyte großen Vollversion gegriffen. Dank der großen Bandbreite verlief der Download relativ schnell, somit musste die .zip-Datei mit dem wenig aussagekräftigen Namen „ydomihb862ab“ nur noch extrahiert werden. Übrigens ist kein Aktivierungs-Schlüssel nötig; Es genügt, das Setup auszuführen. Der Installer führt die Installation problemlos aus, die Szenerie wird auch automatisch im FSX angemeldet. That’s it, mehr muss nicht gemacht werden.
Manual und Charts
Mit Charts für Flughäfen hat man es bei Drzewiecki Design wohl nicht so. Immerhin enthält die Szenerie einige überarbeitete Flughäfen und -plätze, auf die ich jedoch später genauer eingehen werde. So wäre es wünschenswert gewesen, wenn wenigstens vom Miami International Airport ansatzweise Anflugkarten verfügbar wären. Sind sie aber nicht. Von keinem der Flughäfen. So muss man – wie auch schon bei Krakau Balice – auf Karten aus dem Internet zurückgreifen. Eine entsprechende Seite dazu verlinken wir weiter unten.
Ganz anders sieht es beim Handbuch aus, dieses kann unter Start > Programme > Drzewiecki Design > Miami City 2012 X im PDF-Format eingesehen werden. Zwar ist es nur auf Englisch und umfasst lediglich vier Seiten, dafür enthält es jedoch alle essenziellen Informationen wie die Geschichte Miamis und des Flughafen, generelle Infos über die Szenerie sowie zur Kompatibilität mit anderen Add-Ons wie Ultimate Terrain X. Das Ganze wurde mit farbigen Bildern verschönert und lässt letztendlich keine Fragen offen. Ansonsten wird noch vermerkt, wo und wie man mit dem Support Kontakt aufnehmen kann.
Der fotoreale Untergrund
Drzewiecki Design gibt als Bodenauflösung 1 Meter pro Pixel an, für Flächenszenerien ist das ein durchaus üblicher Wert. Leider ist der Untergrund aus näherer Betrachtung leicht verwaschen, aber das ist bei solch großen Szenerien nun einmal normal, immerhin muss man auch immer die Performance im Blick haben. Denn eine höhere Auflösung braucht nun mal mehr Rechenleistung, zumal sicherlich niemand mit einer Frame-Rate von fünf Bildern pro Sekunde herumfliegen möchte; mit 1 Meter pro Pixel hat man somit bestimmt nicht die schlechteste Lösung gefunden. Aus größerer Höhe macht der Untergrund allerdings einen äußerst guten Eindruck: Er wirkt kaum noch matschig und man erkennt alle Bodendetails wie Häuser, Straßen oder Bäume sehr gut. Auch die einzelnen Highways können aus der Luft verfolgt werden. Nebenbei kommt die dichte Bebauung Miamis deutlich zur Geltung, so sind manchmal nur noch Häuser und kaum noch Untergrund zu sehen, das wirkt insgesamt sehr authentisch.
Auch im Zentrum Miamis, dort wo sich die vielen Wolkenkratzer befinden, setzt sich der gute Eindruck fort. Im Vergleich mit Luftbildern von Google Earth fällt besonders die fast identische und somit realistische Farbgebung auf.
Weg vom festen Land, ab übers Wasser, denn Miami liegt an der Biscayne Bay, und das Add-On enthält fotoreale Wassertexturen. Das besondere an diesen Texturen ist, dass Drzewiecki Design mit Wassermasken gearbeitet hat, was heißt, dass die Reflexionen und der Meeresboden weiterhin sichtbar sind, es aber dennoch FSX-Welleneffekte gibt. Ich sage das deshalb, weil bei mir im ersten Moment die Frage „Was ist das?“ aufgetaucht ist – Im Endeffekt haben diese Wassermasken aber einen wesentlichen Punkt zur Wassermodellierung beigetragen und man möchte nicht mehr darauf verzichten.
Verschiedene Jahreszeiten-Texturen sind übrigens nicht enthalten, weshalb aber auch? Es herrscht ein durchweg warmes Klima, Schnee gibt es in solch tropischen Gebieten sowieso nicht. Es hätte nur eine immense zusätzliche Datenmenge mit sich gebracht, aber einen wirklichen Vorteil hätten Kunden daraus nicht ziehen können. Der einzige Unterschied zwischen Sommer und Winter ist eine etwas andere Belichtung, im Winter ist die Szenerie leicht dunkler als im Sommer.
Auch in der Nacht bleibt der gute Eindruck beständig. Alle Straßen sind ausreichend beleuchtet – nur die Gebäude nicht. Die Wolkenkratzer in Miamis City bleiben dunkel und fallen nicht ins Scheinwerfer-Licht. Man erkennt sie zwar, aber der erhoffte Wow-Effekt bleibt aus.
Autogen und 3D-Objekte
Das Autogen ist den polnischen Entwicklern leider nicht wirklich gut gelungen. Es gibt zahlreiche Konflikte, die teilweise wirklich offensichtlich und nicht versteckt sind. So stehen mitten auf einem Highway Bäume oder zum Teil sogar Häuser herum, die dort natürlich absolut nicht zu suchen haben! Das passiert nicht nur manchmal, sondern häufig. Es gibt nur wenige Stellen, an denen alles optimal passt. Immerhin: Die Häuser stehen relativ passgenau auf dem fotorealen Untergrund, soll heißen: Dort, wo auf dem Luftbild ein Haus erkennbar ist, steht auch im Add-On ein Haus. Wenigstens etwas. Ansonsten enttäuscht das Autogen größtenteils. Es gibt hier und da immer wieder kahle Stellen, es ist dann nur eine Luftbildtextur und kein Gebäude vorhanden. Schade, denn das stört den ansonsten doch recht guten Eindruck.
Aber eine Szenerie ist natürlich nur dann schön, wenn sie mit verschiedenen und vor allem authentischen 3D-Objekten bestückt wird. Und das haben die Entwickler sehr wohl getan. Es ist schön zu sehen, mit wie viel Sorgfalt einzelne Gebäude erstellt wurden. Besonders die Wolkenkratzer in der City von Miami sind echte Blickfänger, die Texturen sind scharf – Aber auch hier müssen Abstriche gemacht werden. Hat ein Gebäude spiegelnde Glasscheiben, so sind entsprechende Spiegelungen der Umgebung wie Straßen, Autos und anderen Häuser sichtbar. Mag in der Realität glaubwürdig sein, in der Simulation sieht das aber alles andere als plausibel aus, des weiteren passen die Fenster-Texturen nicht überall, sondern kleben schräg und verdreht am Haus. Das ist allerdings die Ausnahme – zum Glück.
Perfekt hingegen sind Drzewiecki Design die Parkanlagen gelungen, ein passender Grünton in Kombination mit 3D-Objekten wie Eis-Läden machen schon etwas her und bringen Leben in die Szenerie.
Die Flughäfen
Das Add-On beinhaltet insgesamt drei Flughäfen, Miami International, Kendall-Tamiami und Opa-Locka, des weiteren gibt es zehn Helipads und eine Sea-Plane-Base. Von einer detaillierten Umsetzung kann man von keinem der sogenannten „Lite-Airports“ sprechen, denn dem Untergrund wurden lediglich fotoreale Texturen hinzugefügt und mit wenigen neuen Gebäuden sowie einigen statischen Flugzeugenbestückt. Das sollte für den Normalfall reichen, denn es gibt schon die ein oder andere Add-On-Szenerie für Miami International. Diese passen dann auch perfekt in die fotoreale Szenerie, es kommt zu keinen Konflikten.
Performance
Fotoszenerien gehören wohl eher zu den performance-lastigsten Erweiterungen im Flugsimulator. Jedoch blieb die Ablaufgeschwindigkeit bei diesem Add-On in einem durchaus guten Bereich, im Durchschnitt lag sie bei etwa 40 Bildern je die Sekunde. Das ist absolut in Ordnung, da hatte ich bei vergleichbaren Szenerien schon schlechtere Ergebnisse. Die genauen Eckdaten meines Systems findet ihr unter dem Review. Im Großen und Ganzen läuft also alles sehr flüssig und hat zu keinem Zeitpunkt geruckelt.
Das Fazit
Die Szenerie hat sowohl viele positive, als auch einige negative Aspekte. Letztendlich überwiegt erwartungsgemäß das Positive, bei einem Add-On für 22€ sollte man das auch erwarten können. Preislich gesehen mag es auf dem ersten Blick etwas teuer sein, die gebotenen Features rechtfertigen diesen allerdings. Wer auf vernünftige Nachtbeleuchtung und korrektes Autogen verzichten und dafür mehr auf grobflächige Schönheit setzen kann, macht mit der Szenerie bestimmt nichts falsch. Denn diese punktet auch bei Tieffügen mit einer scharfen Bodenauflösung in der Innenstadt, tollen 3D-Objekten und durchaus guter Performance. Im Prinzip eine absolut authentische Szenerie, die hier und da noch Verbesserungen vertragen kann – Aber im Allgemeinen sehr überzeugt.
Zusammenfassung
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Pro | Contra | ||||||||||||||
– scharfe Texturen von Boden sowie Gebäuden – viele Gebäude und Objekte – Preis/Leistung – es sind (zumindest) Lite-Airports enthalten | – Autogen nicht fehlerfrei – mangelhafte Nachtbeleuchtung – Umland monoton gestaltet, bietet wenig Abwechslung |
Detailbewertung
Drzewiecki Design - Miami City 2012 | |
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Preis/Leistung | |
20€: Für die gebotene Qualität absolut im Rahmen. Auch die Preis/Leistung ist in Ordnung. | |
Kauf, Download und Installation | |
Hier verlief alles reibungslos. Außerdem ist kein Aktivierungsschlüssel nötig. | |
Produkt Umfang, Manual und Charts | |
Es sind leider keine Charts vorhanden. | |
Szenerie-Design | |
Im Großen und Ganzen gut gelungen, lediglich das Autogen enttäuscht. | |
Texturen (Bei Tag, bei Nacht und saisonal) | |
Es gibt leider keine vernünftigen Nachttexturen. | |
Performance | |
Ruckler? Fehlanzeige! Alles läuft reibungslos. Bei der Menge an Objekten und fotorealen Texturen sehr erstaunlich. |
Overall | |
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8 von maximal 10 Sternen ist ein durchaus gerechtfertigtes Urteil für Miami City 2012. Freuen wir uns auf New York City. |
Auszeichnungen
Keine
Timon Krenke für flusinews.de
Testsystem
Computer-Art: PC
Hersteller/Gerätebezeichnung: HP Pavilion Elite HPE
Betriebssystem: Windows 7, 64bit
Prozessor: i7 2600k (8 x 3,4GHz + Turboboost)
Arbeitsspeicher: 6000 MB
Grafik: AMD Radeon HD6850
Festplatte: 1000GB, 7200 rpm