Seit wenigen Monaten gibt es ein neues Add-On für alle, die gerne Zubringer- und Kurzstrecken-Flüge mit kleinem, turbopropgetriebenem Fluggerät durchführen. Die latainamerikanischen Designer von VirtualCol haben sich einer Jetstream Super 31 angenommen, und ein entsprechendes Payware-Add-On veröffentlicht. Die Szene ist von diesem Produkt allerdings nicht all zu sehr begeistert und urteilt hart, möglicherweise ohne sich das Add-On überhaupt angesehen zu haben. Wir möchten dem ein Ende setzen und haben uns die kleine Jetstream einmal für euch gründlich angeschaut. Ob sie was taugt, könnt ihr nun im Review nachlesen.
Das Original
Die Ursprünge der British Aerospace (Bae) Jetstream 31/32 gehen in die Mitte der 1960er Jahre zurück. Damals wollte sich nämlich der britische Flugzeughersteller Handley Page eine Marktlücke zu Nutzen machen und ein kleines sowie schnelles Flugzeug für bis zu 18 Passagiere entwickeln.
Leider waren die Entwicklung und die ersten Auslieferungen von Problemen geprägt, was den Hersteller immer weiter in Schwierigkeiten brachte. Es kam zu Lieferverzögerungen durch Probleme mit dem Antrieb. Die ursprünglich für die Serienproduktion vorgesehene Jetstream 1 wurde daraufhin mit besseren Triebwerken ausgestattet und als Jetstream 2 vermarktet. Mittlerweile waren jedoch die Entwicklungskosten von ursprünglich geplanten drei immens auf insgesamt etwa 13 Millionen Pfund gestiegen. Schließlich ging Handley Page in Konkurs. Zu diesem Zeitpunkt waren gerade einmal drei Jetstream 2 fertig gestellt.
Nachdem das Projekt von Investoren aufgegriffen und in Zusammenarbeit mit Scottish Aviation weiter produziert werden sollte, Scottish Aviation allerdings dann auch in Konkurs und in British Aerospace überging, gab es dann einen weiteren Anlauf, die Jetstream erfolgreich am Markt zu positionieren. British Aerospace entschied sich nämlich, dieses Muster aufzugreifen.
Nach ungefähr zwölf Jahren absolvierte das Flugzeug nun unter dem Namen Jetstream 31 im März 1980 seinen Erstflug. Etwas mehr als zwei Jahre später, nämlich im Juni 1982 erhielt das Modell seine Zulassung und ging in den Verkauf. Dort erwies sich die Jetstream als durchaus erfolgreich. Bis zum Ende der Achtziger Jahre wurden mehrere Hundert Flugzeuge hergestellt. Die Jetstream 31 wurde bis 1993 und insgesamt 386 Mal gefertigt.
Der Begriff Jetstream wurde übrigens von British Aerospace auf alle zweimotorigen Turbopropflugzeuge übernommen. Zum Einen auf die Jetstream 41, welche eine im Rumpf gestreckte Weiterentwicklung der JS31 darstellt, aber auch für die weniger stromlinienförmige BAe ATP bzw. eben „Jetstream 61“. Allerdings wurde die Bezeichnung Jetstream 61 später wieder fallen gelassen.
Die hier umgesetzte Jetstream Super 31, auch Jetstream 32, ist eine Weiterentwicklung der Jetstream 31 und verfügt über einen verbesserten Antrieb.
Der Entwickler
Dieses Add-On-Flugzeug kommt vom kolumbianischen Entwickler Virtualcol. Laut eigener Aussage geht die Entwicklung von Zusätzen für den Flugsimulator auf eine Erfahrung von sieben Jahren zurück. Eine aktuelle, bekannte Veröffentlichung von Virtualcol ist die Add-On Szenerie des Flughafen Tocumen in Panama.
Die Jetstream Super 31 ist das aktuellste Produkt von Virtualcol und wurde am 14. März 2012 für den FS2004 sowie fünf Tage später für den FSX veröffentlicht. Bereits im Jahr 2010 gab es seitens Virtualcol die Umsetzung eines Add-On-Flugzeuges, damals eine Cessna T303 Crusader.
Kauf, Download, Installation und Produkt-Umfang
Das Add-On ist zwar für den FS2004 und den FSX verfügbar, allerdings werden beide Versionen separat vermarktet. Verfügbar sind diese in verschiedenen Shops. Im SimMarket werden 25,23 Euro für die FSX- und 22,49 Euro für die FS2004-Variante fällig – alles inklusive Märchensteuer.
Für den Test haben wir das Add-On jedoch direkt bei Virtualcol bezogen. Im herstellereigenen Shop wird nicht in Euro, sondern in Dollar gerechnet. Hier fallen für die FSX- $42 und für die FS2004-Version $38 an. Also etwas teurer als im oben genanntem Store.
Hat man in der Qual der Wahl an Shops nun die für sich – im wahrsten Sinne des Wortes – günstigste Möglichkeit herausgefunden und den Kauf abgeschlossen, kann es an den Download und etwas später die Installation gehen. Dies ist normalerweise auch recht einfach, gestaltet sich aber, zumindest direkt bei Virtualcol, etwas komplizierter. Zunächst einmal muss man sich bei Virtualcol einloggen und unter dem Menüeintrag „Register a new product“ mit Hilfe der Seriennummer sein gerade erstandenes Add-On registrieren. Ist dies geglückt erscheint etwas weiter rechts unter „Registered Products“ ein entsprechender Eintrag. Klickt man auf diesen wird man auf eine Unterseite verwiesen. Hier muss man unter „Backup Setup Product“ über eine weitere Unterseite geleitet um schließlich über einen One-Klick-Hoster endlich das erstandene Produkt herunterladen zu können. Der Download geschieht über ADrive, was erst einmal einen recht semiprofessionellen Eindruck macht. Nichts desto trotz geht der Download der knapp 85MB recht flott von statten.
Nachdem man die Setupdatei ausgeführt und die Jetstream Super 31 in seinem Flugsimulator installiert hat, gilt es noch, das sogenannte Security-File zu ergattern und zu installieren. Dieses ist nichts anderes als eine zweite Setup-Datei, welche unter anderem die Instrumente in das Flugzeug bringt. Diese Datei hat einen Umfang von knapp 11MB. Der Download geschieht dieses Mal – „Security“ wird hier wohl auf die Sicherheit für den Hersteller bezogen sein – direkt über die Server von Virtualcol.
Unter dem Menüpunkt „Installation of security file, complements and last updates“ über jenen das Security-File gedownloaded gedownloaded werden kann findet man aber auch noch das Paintkit, außerdem weitere Bemalungen sowie das Manual in Englisch und in Spanisch.
Seit Ende April ist auch eine Erweiterung verfügbar, welche das Add-On mit zwei weiteren Modellen ausstattet. Neu ist eine Ambulanz-Kabine sowie die Jetstream als Executive-Flugzeug mit einer Business-Kabine. Das Setup-Programm für diese Erweiterung steht ebenfalls unter „Backup Setup Product“ zur Verfügung und muss ebenfalls über Adrive heruntergeladen werden. Es fallen knapp elf Megabyte an.
Manual
Das Manual ist als PDF-Datei verfügbar und erstreckt sich auf insgesamt immerhin 97 Seiten. Dieses muss separat über die Internetseite von Virtualcol gedownloaded werden. Alternativ ist im Startmenü noch ein Link zu finden, der einen zu einer Kurzfassung des Manuals mit den wichtigsten Informationen führt.
Das umfangreiche PDF-Manual handelt in englischer Sprache verschiedene Unterpunkte ab. So kann man sich unter „Meet the product“ mit der Jetstream Super 31 treffen sowie sich über die Instrumente, die verschiedenen Panels sowie das FMC informieren. Außerdem gibt es in diesem Dokument noch einen Beispielflug sowie ganz am Ende die Normal Checklist, welche hier einfach nur „Checklist“ heißt. Eine Emergency and Abnormal Checklist ist darüber hinaus nicht enthalten. Schade.
Das Außenmodell
Dass man mit dem Kauf der Virtualcol Jetstream Super 31 nicht „Flightsim’s Next Topmodel“ erwirbt, muss und sollte jedem bereits vor dem Kauf bewusst sein. Die Preview-Screenshots wirken nicht so, als wolle man den kleinen Turboprop in ein besseres Licht rücken, als angebracht. Trotz dieser Tatsache möchten wir dem Add-On-Flugzeug eine Chance geben und es keinesfalls vorverurteilen.
Der Ersteindruck dieses Add-Ons überraschte mich zugegebenermaßen etwas. Der Grund hierfür ist, dass ich mir das Außenmodell schlechter vorgestellt hätte, als es dann schlussendlich in meinem Flugsimulator wirkt. Das Design ist trotz allem recht kantig und entspricht leider nicht heutigen Standards der Design-Technik. Auch im FS2004, in dem wir diesen Test durchführen, ist viel mehr möglich.
Leider mangelt es auch an Details. Man entdeckt ein paar wenige Staurohre und Sensoren. Nichts weiter. Auch das Fahrwerk ist vom Design her recht minimalistisch gehalten. Es wurde zwar bei weitem nicht vernachlässigt, aber als detailreich ausgearbeitet kann man es definitiv nicht bezeichnen.
Der größte Minuspunkt am Außenmodell sind definitiv die Texturen. Denn ebenso wie sprichwörtlich Kleider Leute machen, so runden Texturen die Modellierung ab. Sie sind quasi die Kleider der Add-Ons. Und gerade deshalb sollte hier beim Designen das Hauptaugenmerk liegen. Leider hat es Virtualcol nicht verstanden, die Jetstream mit guten Texturen optisch aufzuwerten. Stattdessen erblickt der Simmer sehr unscharfe und nur teilweise glaubhaft wirkende Texturen. Auch das Farbspektrum ist sehr beschränkt. Diese Tatsache erregte bei mir einen gewissen Verdacht und so habe ich mir die Texturen mit einem Grafik-Tool etwas genauer angeschaut. Dieses bestätigte meinen Anfangsverdacht, es könnte sich lediglich um 16 bit Texturen handeln, sofort. Tatsächlich hat man statt der üblichen, 32 bit einfach die Hälfte an Farbtiefe gewählt. Dies wirkt sich natürlich drastisch negativ auf die Gesamtoptik der Texturen aus. Normalerweise werden bei Flusi-Add-Ons mindestens 32 bit verwendet.
In der Nacht wirkt das Außenmodell viel authentischer als tagsüber. Die Beleuchtungs-Texturen sind wirklich gelungen und verleihen der Jetstream eine viel schönere Optik. Vielleicht ist dies aber auch mal wieder der Tatsache geschuldet, dass man nachts grundsätzlich einfach weniger sieht.
Grundsätzlich hätte ich mir das Außenmodell um einiges schlechter vorgestellt, überzeugt hat es mich aber trotzdem bei weitem nicht.
Animationen
Ein Außenmodell zeichnet sich neben seiner Optik auch immer mit Animationen aus. Je mehr es von diesen zu bestaunen gibt, desto interessanter wirkt das ganze Add-On. Es ist einfach toll, wenn sich überall am Außenmodell alles irgendwie bewegt. Das macht Spaß und erhält über eine lange Zeit den Spaßfaktor an dem Produkt. Leider hat die Jetstream Super 31 von Virtualcol auch in diesem Abschnitt nicht viel zu bieten. Im Prinzip gibt es nur die Standard-Animationen wie das Aus- und Einfahren der Klappen und des Fahrwerkes zu bestaunen. Über die altbewährte Tastenfolge von „Strg „und „E“ öffnet sich zudem noch hinten links die Haupttür, die gleichzeitig – wie üblich bei Flugzeugen dieser Größe – als Airstair für die Passagiere und Crewmitglieder funktioniert.
Die Produktbeschreibung verspricht zudem verstellbare Propellerblätter. Ich muss davon ausgehen, dass diese Feature-Versprechung auf die Simulation des Panels beziehungsweise das Flugverhalten bezogen ist, denn eine entsprechende, optische Animation gibt es nicht.
Ein kleines Gimmick gibt es jedoch zu bestaunen. Connected man im 2d-Panel nämlich die Grond-Power, so erscheint vor dem Flugzeug tatsächlich eine Ground Power Unit in Form eines Wagens. Das dicke Kabel, welches im realen Leben dann die Energie von der GPU auf das Luftfahrzeug übertragen würde, ist in seiner Form allerdings leider eher abgeknickt als geschmeidig. Jedoch würde ausschließlich zweiteres glaubhaft wirken.
2d-Panel
Die Jetstream verfügt über ein zweidimensionales Panel. Da das Add-On ja insbesondere auch für den FS2004 erhältlich ist, absolut notwendig. Aber nun schauen wir uns mal das Panel an.
Anders als das Außenmodell besteht das Panel aus 24-Bit-Texturen. Leider wirken diese optisch sehr „plastisch“. Man sieht ihnen auch mit ungeschulten Augen auf den ersten Blick an, dass sie wohl mit einem Grafik-Programm komplett gezeichnet wurden. Sehr schade, denn andere Add-On-Hersteller haben in naher und ferner Vergangenheit bereits sehr gut bewiesen, dass man durchaus authentische Panels gestalten kann, die von Fotos des Original-Panels kaum zu unterscheiden sind.
Ausgestattet wurde das Panel mit fast allen Instrumenten, die auch in der echten Jetstream Super 31 zu finden sind. Im 2d-Panel fehlen lediglich der Wendeanzeiger sowie die Tankstandsanzeigen. Dies liegt daran, dass das Panel in Höhe der Mündung des Steuerhornes entsprechend abgeschnitten wurde, offenbar um dem Piloten eine bessere Sicht nach draußen zu ermöglichen. So viel vorweg: Im virtuellen Cockpit hingegen sind alle drei Instrumente vorhanden.
In Sachen Unterpanels gibt es nichts zu meckern. Egal ob Overhead-Panel, Center-Peddestal oder Radio-Stack, die Belegung ist plausibel und schnell eingeprägt. Um Platz zu sparen wurden der Radio-Stack und das „FMS“ in einem Unterpanel untergebracht.
Systemtiefe
Jetzt wird es richtig spannend. Bisher konnte das Add-On optisch nicht so wirklich überzeugen. Ausnahmsweise wird in der Produktbeschreibung nicht vollmundig mit einer hervorragenden Systemtiefe geworben. Dort heißt es – im Original-Ton – lediglich, es wäre ein voll funktionsfähiges Panel vorhanden. Das ist auch korrekt. Jedenfalls dann, wenn man diese Aussage entsprechend auslegt.
Machen wir uns also nun daran, die Systemtiefe des Add-Ons zu testen, und das ganz ohne zu viele Erwartungen, denn diese kommen zumindest durch die Produktbeschreibung sowieso nicht auf.
Leider gibt es kein externes Konfigurations-Tool, mit dem man die Start-Situation des Flugzeuges festlegen kann. Dies ist bei Payware seit langem bereits Standard und somit hätte es dem Add-On sicher gut getan, ebenfalls ein solches Tool mitzubringen. Leider können wir also nicht festlegen, ob wir den Flug im Cold-And-Dark-Modus, mit laufenden oder mit startbereiten Triebwerken beginnen möchten. Stattdessen startet jeder Flug automatisch im Cold-And-Dark-Modus. Beginnt man den Flug, so schalten sich erstmal in Windeseile alle Systeme – inklusive der Triebwerke – ab. Letzteres wird vom Shut-Down-Sound begleitet.
Zu meinem Bedauern bewirkt die altbewährte Tastenkombination Strg+E, dass Triebwerk eins tatsächlich startet. Allerdings schaltet sich dieses bei erneutem Betätigen der Tasten-Kombi wieder ab. Somit muss man wohl oder übel Triebwerk zwei manuell per Klick-Arbeit starten. Trotzdem leidet das Realismus-Gefühl sehr stark, da Triebwerk eins läuft, ohne dass die Stellungen der Schalter im Cockpit auch nur eine einzige Voraussetzung dafür schaffen. Soll heißen, dass zum Beispiel weder die Batterie, noch die Fuel Boost Pumps laufen beziehungsweise liefen.
Grundsätzlich empfiehlt es sich also, von der Tastenkombination zum automatischen Starten der Triebwerke die Finger zu lassen, da diese ohnehin nicht richtig funktioniert und man somit die Start-Up-Prozedur so oder so durchführen muss. Hier lege ich übrigens jedem nahe, sich vorab etwas mit dem Manual auseinander zu setzen. Hält man sich nämlich nicht genau an das dort beschriebene Verfahren, so bleiben die Triebwerke aus. So muss das auch sein.
Im letzten Abschnitt hatte ich einen FMS erwähnt. Hier hatten die Designer von Virtualcol wohl aber eine ganz eigene Ansicht eines FMS, da dieses nur mit Hilfe des flugsimulatoreigenen Flugplaners funktioniert. Um es zu verwenden, muss zwangsläufig zuerst ein FS-Flugplan erstellt werden. Allerdings ist man an dessen Flugwegplanung nicht gebunden. Man kann mit den üblichen Handgriffen die Route kinderleicht entsprechend anpassen. Somit ist es für Online-Flieger kein Problem, die – zum Beispiel bei VatSim von VatRoute – vorgegebene Strecke einzuprogrammieren. Da man allerdings immer zuerst einen FS-Flugplan erstellen muss, ist es nunmal trotzdem etwas umständlicher als gewohnt.
Bei der Systemtiefe kann die Jetstream Super 31 von VirtualCol also etwas Boden gut machen. Man hat sich deutlich Mühe damit gegeben, die Systeme der Jetstream 31 nachzuempfinden. Dies ist meiner Meinung nach auch ganz ordentlich geschehen. Leider gibt es aber noch ein paar Bugs. Zum Beispiel passierte es im Test ziemlich häufig, dass nach dem Laden des Flugzeuges der Minimums-Callout ununterbrochen zu hören war. Leider ist das ziemlich nervig, da „Minimums“ im Dauer-Loop läuft und einem nach dem dritten Mal schon ziemlich auf den Geist geht. Abhilfe schafft dann nur ein einfaches oder wiederholtes Neuladen des Flugzeuges.
Trotz dass der Flug zwangsläufig im Cold And Dark Modus startet, eignet sich das Add-On auch für User, die einfach mal schnell losfliegen möchten. Der Grund ist, dass die Systeme einer Jetstream 31 grundsätzlich nicht sonderlich tief sind. Es genügt, die Batterie einzuschalten, Die AC-Control auf Transfer zu stellen, die Left and Right Boost Pumps sowie die linken und rechten DC Computers einzuschalten sowie die Niederdruck- sowie die Hyraulik-Ventile zu öffnen. Jetzt müssen nur noch die RPM-Hebel auf die Taxi-Position gestellt werden und man kann den Startvorgang der Triebwerke einleiten. Dieser besteht allerdings auch nur darin, das zu startende Triebwerk mit einem Klick auf „Select“ zu selektieren und auf die darunter liegende Start-Taste zu drücken. Schon läuft das entsprechende Triebwerk los. Allerdings sollte mach Acht geben, die Triebwerke beim Startvorgang nicht zu überhitzen. Ansonsten verabschiedet sich tatsächlich die Turbine, begleitet mit einem lauten Knall. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn man während dem Start-Prozess den „Stop“-Schalter betätigt.
Virtuelles Cockpit
Nachdem die Jetstream Super 31 im Bereich Systemtiefe etwas punkten konnte, kommen wir nun zu einem Abschnitt, bei dem es wieder sehr auf Optik, aber auch auf Funktionalität ankommt.
Auch das virtuelle Cockpit verspricht vorab auf den Screenshots kein Wunderwerk der Design-Kunst zu sein, das erkennt man mit bloßem Auge. Und im Simulator entpuppt es sich ebenfalls nicht als solches. Vom Design her zwar nicht die Oberliga, aber im gesunden Mittelfeld kann man es definitiv einordnen. Man erkennt, dass es das Cockpit einer Jetstream 31 darstellen soll und auch die Texturen sind – erstmal grob betrachtet – ganz ok. Schaut man sich die Texturen jedoch etwas genauer an, so gibt es einige Markel zu entdecken. Zum Beispiel die auch im virtuellen Cockpit sehr künstlich und unnatürlich wirkenden Hintergrund-Texturen des Panels.
Allerdings hat man sich bei der Lesbarkeit sämtlicher Beschriftungen sehr viel Mühe gegeben. Gerade die Texturen der einzelnen Knöpfe – wenn sie leuchten – sind sehr nett gelungen und man würde tatsächlich um ein Haar eine Glühlampe dahinter vermuten, wenn man sich nicht vor Augen führt, dass dies ein Simulator ist.
Im virtuellen Cockpit sind fast alle Schalter bedienbar. Lediglich ein paar wenige Knöpfe und Schalter lassen sich nicht betätigen. Die meisten Schalter sind sogar dreidimensional ausgearbeitet worden. Allerdings hat man sich wiederum nicht die Mühe gemacht, diese zu animieren. Soll heißen: Klickt man einen Schalter an, klappt dieser nicht auf eine andere Position, wie sonst üblich. Es ändert sich lediglich die Textur, sodass es optisch so aussieht, als hätte man den Schalter umgelegt. Wenigstens geschieht dies in Echtzeit und es gibt kein kurzes Nachladen der entsprechenden Textur. Somit möchte ich VirtualCol diesen kleinen Schwindel nicht verübeln, da man nach einer Zeit auch schon garnicht mehr an diese Tatsache denkt. Die Illusion geht irgendwann auf.
Nachts macht das Cockpit zwar von der Texturierung keinen schlechten Eindruck, aber die Scheiben Spiegeln zu sehr das Cockpit-Licht. Dies könnte man jetzt sehr einfach umgehen, indem man einfach das Cockpit-Licht abschält. Im Prinzip genügt die Instrumenten- und Schalter-Beleuchtung ja völlig. Doch hier hagelt es geradezu Bugs. Denn die Beleuchtung der Instrumente und Schalter ist mit den Landing-Lights gekoppelt. Da man das am Boden sowie während des Fluges in aller Regel aus hat, sitzt man komplett im Dunkeln. So kann man sich also nur zwischen dem geringeren Übel entscheiden. Entweder man fliegt die ganze Zeit über mit eingeschalteten Landing-Lights durch die Gegend, oder man hat eben äußerst erschwerte Umstände, aus den Scheiben heraus etwas von der Umwelt zu erkennen. Gerade im Approach wird das spürbar heikel. Hier also ganz ausdrücklich meine Bitte an die Entwickler, in diesem Bereich schleunigst Abhilfe in Form eines Patches zu leisten. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum dieses Problem nicht bereits im Beta-Test beanstandet und dann ausgebessert wurde.
Ein kleines Problem gibt es noch mit der Bedienbarkeit des RPM-Wahlschalters. Dieser lässt sich nämlich im virtuellen Cockpit nicht ordnungsgemäß betätigen. Möchte man diesen verstellen, so rutscht er zurück in die Ausgangsposition. Auch hier besteht wohl Patch-Bedarf. Wo wir schonmal beim RPM-Wahlschalter sind: Im 2d-Panel sind die Klickspots etwas abenteuerlich, beziehungsweise ungewohnt, gesetzt. Um den Schalter hochzusetzen muss unten, und um ihn herunterzusetzen oben geklickt werden. Hier muss man also aufpassen, möchte man vor dem Take-Off den Wahlschalter auf 100% setzen. Klickt man an die Stelle, an der sich der beziehungsweise die Schalter einfinden sollen, so cuttet man die Treibstoffzufuhr und steht plötzlich am Holding Point oder – noch schlimmer – direkt auf dem Runway mit abgeschalteten Triebwerken. Eine sehr ungünstige Ausgangsposition. Uns Anwendern zuliebe sollte vielleicht auch hier nachgebessert werden.
Virtuelle Kabine
Sehr nett, dass die Jetstream seitens VirtualCol auch mit einer virtuellen Kabine ausgestattet wurde. Diese ist zwar ebenfalls kein optischer Höhenflug, allerdings ist sie immerhin vorhanden. Auch ein nettes Feature gibt es zu berichten. Denn schält man im Cockpit die Seat Belt Signs an, so leuchtet die entsprechende Warnleuchte in der Kabine tatsächlich auf. Eine nette Spielerei, die es so doch recht selten bei Add-Ons gibt. Trotzdem hätten nicht nur die 19 Passagier-Sitze viel mehr Polygone und um einiges bessere Texturen vertragen.
Sound
Zwar ist dieses Add-On kein Hingucker der klassischen Art, dafür aber ein absoluter „Hinhörer“. Denn die Sounds, welche mitgeliefert werden, schaffen eine wirklich authentische Akustik-Atmosphäre.
Die Aufnahmen der Sounds sind recht gut gelungen und auch das Zusammenspiel aller Geräusche bringt ein ganz ordentliches Gesamtergebnis. Die Sounds wurden allem Anschein nach von VirtualCol selbst erstellt. Jenes ist mittlerweile ja nicht mehr ganz selbstverständlich, da dieser Part in letzter Zeit relativ häufig via Outsourcing an Firmen abgegeben wird, die sich darauf spezialisiert haben. Immer häufiger kommen die Sounds dann von TSS oder ähnlichen Firmen. Hier hat man sich allerdings selbst die Arbeit gemacht und ein wirklich hörbares Resultat erzielt. Lediglich das bereits erwähnte Callout-Problem gibt es zu beanstanden. Auch hier hoffe ich einfach auf einen Patch.
Flugeigenschaften
Die Flugeigenschaften beziehungsweise die komplette Dynamik der Jetstream Super 31 wirkt auf mich durchaus gelungen. Auch an dieser Stelle darf natürlich der Zusatz nicht fehlen, dass ich noch nie ein echtes Flugzeug nennenswert gesteuert habe. Dementsprechend kann ich natürlich nur auf meine bisherige, beträchtliche Simulator-Erfahrung von mittlerweile fast neun Jahren zurückblicken und lediglich diese als Referenz zur Bewertung von Flugeigenschaften heranziehen.
Nichts desto trotz fühlen sich die Flugeigenschaften recht authentisch an. Die Jetstream ist in aller erster Linie sehr windschnittig designt, was sich auch in den Flugdynamiken durchaus bemerkbar macht. Man sollte wirklich rechtzeitig daran denken, Speeds abzubauen. Ansonsten wird man zwangsläufig viel zu schnell in den Endanflug gehen. Auch die Tatsache, dass die Jetstream ein sehr kleines Flugzeug ist, hat man in den sehr gut nachempfunden. Das Flugzeug ist erwartungsgemäß anfällig für Winde aller Art, aber auch sehr dynamisch.
Am Boden hat man mit den klassischen und berüchtigten Problemen eines leichten Turboprop-Flugzeuges zu kämpfen. Die beiden Engines zu zügeln und eine saubere Taxi-Prozedur zu realisieren, verlangt dem virtuellen Piloten ein gesundes Maß Fingerspitzengefühl ab. Für meinen Geschmack dauert es allerdings etwas zu lange, bis eine Änderung am Leistungshebel vom Flugzeug entsprechend umgesetzt wird. Welches Maß allerdings reell wäre, kann ich wegen fehlender Flugerfahrung auf einer echten Jetstream Super 31 leider nicht feststellen. Somit ist dies ein schlichtes, subjektives Gefühl.
Performance
Hier gibt es rein garnichts auszusetzen. Die wirklich nicht zeitgemäße Optik des Add-Ons macht sich wenigstens in Sachen Ablaufgeschwindigkeiten bemerkbar. Denn wo nicht sehr viele Polygone und nicht all zu hoch aufgelöste Texturen zusammen kommen, hat der Computer entsprechend weniger Rechen-Arbeit. Dies hat zur Folge, dass die Jetstream während dem Test in einer ausgezeichneten Performance unterwegs war.
Fazit
Das Fazit fällt mir trotz einer gewissen Eindeutigkeit dieses Mal nicht allzu leicht. Klar ist: Die VirtualCol Jetstream Super 31 ist definitiv keine Schönheit, und wird es sicher auch durch keinen einzigen Patch allzu schnell werden. Wer Wert auf zeitgemäßes, schönes Design legt, sollte hier auf jeden Fall die Finger weg lassen und von einem Kauf schlicht und ergreifend absehen. Wem die Optik nicht allzu wichtig ist, und ein nettes Flugzeug für den ein oder anderen Feierabend-Flug erhalten möchte, ist hier sicher eher richtig. Dazu kommt, dass FSX-User vielleicht lieber ein paar Euro mehr investieren und sich die Jetstream JS41 von PMDG kaufen sollten.
Die Jetstream Super 31 von VirtualCol hat definitiv Potenzial. Man hat hier einiges richtig gemacht, andererseits leider auch vieles falsch. Es gibt einfach noch – abgesehen von der Optik, diese wurde ja mittlerweile hinreichend kritisiert – viel zu viele Ungereimtheiten, die seitens VirtualCol schleunigst durch einen Patch korrigiert werden sollten. Im Gegensatz des ersten Flugzeug Add-Ons von VirtualCol, und von dieser Seite muss man es nun eben auch sehen – hat sich schon einiges getan und zum Guten gewendet. Ich persönlich glaube an die Jungs von VirtualCol, bin gespannt, wie künftige Add-Ons optisch daher kommen werden und bin durchaus bereit, den Designern noch so manche Chance zu geben, sich mit weiteren Flugzeugen vielleicht noch etwas mehr unter Beweis zu stellen.
Zusammenfassung
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Pro | Contra | ||||||||||||||
– Das Flugzeug bringt viele Funktionen mit – Flugzeug mit virtueller Kabine – Viele Varianten und Paints mitgeliefert – Gute Sounds | – Optik mit viel zu vielen Schwächen – Das Design wirkt viel zu „kantig“ – Texturen nur mit 16 Bit Farbtiefe – Zu viele Bugs in den Systemen |
Detailbewertung
VirtualCol - Jetstream Super 31 | |
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Preis-Leistung | |
Knapp 22 Euro für die FS2004 und drei Euro mehr für die FSX-Version - Ein Preis der, gemessen an der Leistung, gerade noch so in Ordnung ist. | |
Kauf, Download und Installation | |
Die Beschaffung des Add-Ons über VirtualCol ist etwas umständlich, läuft aber alles in allem doch recht schnell und problemlos. | |
Produkt Umfang, Manual und Checklisten | |
Das Manual gibt es auf Englisch und Spanisch. Auch ein Sample-Flight-Manual wird mitgeliefert. Alles ist über das Kniebrett aufrufbar: Sehr praktisch. Abzüge gibt's nur für die Optik. | |
Außenmodell | |
Das Außenmodell ist alles in Allem vom Design in Ordnung, hätte aber einiges mehr an Details vertragen. Auch die Texturen sind definitiv nicht zeitgemäß | |
2d-Panel und Systemtiefe | |
Optisch ist das 2d-Panel alles Andere als ein Hingucker. Dafür bietet die Jetstream einiges an - wenn auch nicht bugfreier - Systemtiefe. | |
Virtuelles Cockpit und Kabine | |
Optisch ist beides kein Höhepunkt aber immerhin ist eine virtuelle Kabine vorhanden. Leider bietet das virtuelle Cockpit zu viele Schwächen. | |
Sounds | |
Die Jetstream hat eine wirklich authentische Geräuschkulisse erhalten. | |
Flugeigenschaften und Performance | |
In diesem Bereich gibt es nichts zu meckern: Glaubwürdige Flugeigenschaften und flüssige Ablaufgeschwindigkeiten bringen VirtualCol 9 Sterne in dieser Teilbewertung. |
Overall | |
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Immerhin 7,0 Sterne in der Gesamtwertung. |
Sascha Schreck für flusinews.de
Auszeichnungen
Keine
Testsystem
Computer-Art: Laptop
Hersteller, Gerätebezeichnung: Acer, Aspire
Betriebssystem: Windows Vista, 32bit
DirectX 9.0c
verwendete Flusi-Version: FS2004 (fs9.0)
Prozessor: Intel Pentium III Xeon, 2266 MHz (9 * 252)
Arbeitsspeicher: 3068MB
Grafik: GeForce 9600M GT
Festplatten: 1 x ST9500325AS (465 GB, IDE)
Bisher immerhin 1 Kommentar. Besser als nichts.
Cooles Review! Ich weiß, wieviel Arbeit so was macht, dementsprechend Dank und Anerkennung für deine Mühe!